Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
verkleidet, haben sie ihre Aufgabe ehrenhaft erfüllt …«
    »Was seh ich da«, rief der Einjährigfreiwillige, in seine Notizen blickend. »Wie is mir da unser Herr Wanĕk hergekommen?
    Hören Sie zu, Herr Rechnungsfeldwebel«, wandte er sich an Wanĕk, »was für ein hübscher Artikel über Sie in der Bataillonsgeschichte stehen wird. Ich glaube, daß Sie schon einmal drinstehen, aber das hier wird entschieden besser und ausgiebiger sein.« Der Einjährigfreiwillige las mit erhobener Stimme:
» Heldentod des Rechnungsfeldwebels Wan! k
. Zu dem kühnen Beginnen, den feindlichen Panzerzug in die Luft zu sprengen, meldete sich auch Rechnungsfeldwebel Wanĕk, wie die übrigen als Bauer verkleidet. Durch die herbeigeführte Explosion wurde er betäubt, und als er aus seiner Besinnungslosigkeit erwachte, sah er sich vom Feind umringt, der ihn augenblicklich zum Stabe der feindlichen Division schaffte, wo er Aug in Aug mit dem Tode jede Aufklärung bezüglich der Stellung und Stärke unserer Armee verweigerte. Da er verkleidet war, wurde er als Spion zum Tode durch den Strang verurteilt, welche Strafe in Anbetracht seines hohen Ranges in den Tod durch Erschießen umgewandelt wurde. Die Exekution wurde sofort an der Friedhofsmauer vollzogen, und der tapfere Rechnungsfeldwebel Wanĕk verlangte, man möge ihm nicht die Augen verbinden. Auf die Frage, ob er irgendeinen Wunsch habe, erwiderte |644| er: ›Bestellt durch Vermittlung eines Parlamentärs meinem Bataillon meinen letzten Gruß und richtet ihm aus, daß ich mit der Überzeugung sterbe, daß unser Bataillon seinen siegreichen Weg fortsetzen wird. Ferner bestellt Hauptmann Sagner, daß die Fleischration nach dem letzten Brigadekommandobefehl täglich auf zweieinhalb Konserven pro Mann erhöht wird.‹ So starb unser Rechnungsfeldwebel Wanĕk; mit seinem letzten Satze verursachte er beim Feinde eine panische Angst; dieser hatte nämlich angenommen, daß er uns, indem er unsern Übergang über den Fluß verhinderte, von den Verproviantierungspunkten abschneide und unsere baldige Aushungerung und damit auch eine Demoralisierung in unseren Reihen herbeiführen werde. Von der Ruhe Wanĕks, mit der dieser dem Tod entgegensah, zeugt der Umstand, daß er mit den feindlichen Stabsoffizieren vor seiner Hinrichtung Kaufzwick spielte. ›Den von mir gewonnenen Betrag übergebt dem russischen Roten Kreuz‹, sagte er, als er schon vor den Mündungen der Gewehre stand. Diese edelsinnige Großmut rührte die anwesenden Militärpersonen bis zu Tränen.
    »Verzeihen Sie, Herr Wanĕk«, fuhr der Einjährigfreiwillige fort, daß ich mir erlaubt habe, über Ihr gewonnenes Geld zu disponieren. Ich habe darüber nachgedacht, ob mans vielleicht dem österreichischen Roten Kreuz abführen sollte, aber schließlich setze ich voraus, daß es vom Standpunkt der Menschlichkeit egal ist, wenn mans nur einer humanitären Institution übergibt.«
    »Unser seliger Feldwebel«, sagte Schwejk, »hätts der Suppenanstalt der Stadt Prag vermachen können, aber so is es halt doch besser, der Herr Bürgermeister möcht sich am End für den Betrag eine Leberwurst zum Gabelfrühstück kaufen.«
    »Nun ja, überall wird gestohlen«, sagte Telefonist Chodounsky.
    »Besonders viel gestohlen wird beim Roten Kreuz«, erklärte Koch Jurajda ungemein erzürnt. »Ich hab in Bruck einen bekannten Koch gehabt, der für die Schwestern in der Baracke gekocht hat, und der hat mir gesagt, wie die Vorsteherin dieser Schwestern und die Oberpflegerinnen ganze Kisten Malaga |645| und Schokolade nach Hause geschickt haben. Das bringt die Gelegenheit mit sich, das ist die Selbstbestimmung des Menschen. Jeder Mensch macht in seinem unendlichen Leben unzählige Verwandlungen durch, und einmal muß er auf dieser Welt in einer bestimmten Periode seiner Tätigkeit als Dieb auftreten. Ich selbst habe diese Periode schon durchgemacht.«
    Koch-Okkultist Jurajda zog aus seinem Rucksack eine Flasche Kognak.
    »Hier seht ihr«, sagte er, die Flasche öffnend, »einen untrüglichen Beweis meiner Behauptung. Ich habe sie vor der Abfahrt aus der Offiziersmenage genommen. Ein Kognak der besten Marke; man hat ihn zu Zuckerübergüssen auf Linzertorten verwenden sollen. Er war aber dazu vorbestimmt, von mir gestohlen zu werden, ebenso wie ich dazu vorbestimmt war, ein Dieb zu werden.«
    »Und es wär auch nicht schlecht«, ließ sich Schwejk vernehmen, »wenn wir dazu vorbestimmt wären, Ihre Mitschuldigen zu wern, ich wenigstens hab so eine

Weitere Kostenlose Bücher