Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
Vorahnung.«
Diese Vorbestimmung erfüllte sich tatsächlich. Die Flasche machte die Runde trotz des Protestes seitens Feldwebel Wanĕks, der behauptete, daß man den Kognak aus der Eßschale trinken und gerecht verteilen solle, da sie alle zusammen fünf auf eine Flasche seien, so daß es in Anbetracht der ungeraden Zahl leicht geschehen könne, daß jemand um einen Schluck mehr trinke als die andern; dazu bemerkte Schwejk: »Das is wahr; wenn der Herr Wanĕk eine gerade Zahl haben will, so soll er ausn Verein austreten, damits keine Unannehmlichkeiten und Streitereien gibt.«
Wanĕk widerrief also seinen Vorschlag und machte den neuen, großmütigen, der Spender Jurajda möge in der Reihenfolge einen Platz einnehmen, der es ihm ermögliche, zweimal zu trinken, was einen Sturm des Widerspruchs erweckte, denn Wanĕk hatte bereits einmal getrunken, als er den Kognak gleich nach dem Öffnen der Flasche verkostete.
Schließlich wurde der Vorschlag des Einjährigfreiwilligen angenommen, nach dem Abc zu trinken; er begründete ihn |646| damit, daß es ebenfalls eine gewisse Vorbedeutung habe, wie jemand heiße.
Chodounsky, der erste im Abc, machte den Anfang, wobei er mit einem drohenden Blick auf Wanĕk schaute, der ausrechnete, daß er als letzter um einen Schluck mehr haben werde; das war ein grober mathematischer Fehler, denn es waren einundzwanzig Schluck vorhanden.
Hierauf spielten sie gewöhnlichen Zwick mit drei Karten; es zeigte sich, daß der Einjährigfreiwillige dabei bei jedem »Rau ben « fromme Sprüche aus der Heiligen Schrift anwendete. Den Unter raubend, rief er: »Mein Herr und Gott, laß mir diesen Knappen auch dieses Jahr, auf daß ich mit ihm ackere und dünge, auf daß er mir Früchte bringe.«
Als man ihm vorwarf, daß er es sogar gewagt hatte, den Achter zu rauben, rief er mit erhobener Stimme: »Oder gibt es ein Weib, das zehn Groschen hat und davon einen verlieret, daß sie nicht ein Licht anzündet, das Haus auskehrt und mit Fleiß suchet, bis sie ihn findet? Und wenn sie ihn gefunden hat, rufet sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: ›Freut euch mit mir, denn ich habe den Achter und den Trumpfkönig samt dem As gekauft.‹ Also gebt die Karten her, ihr seid alle hineingefallen.«
Einjährigfreiwilliger Marek hatte in der Tat großes Glück im Kartenspiel. Während die andern einander gegenseitig übertrumpften, stach er ihre übertrumpften Karten immer mit dem höchsten Blatt, so daß einer nach dem andern hineinfiel; er nahm einen Einsatz nach dem andern und rief den Geschlagenen zu: »Und es wird ein großes Beben sein an den Orten und die Greuel des Hungers und der Pest und große Zeichen am Himmel.« Schließlich hatten sie genug davon und hörten auf zu spielen, nachdem Telefonist Chodounsky seine Löhnung für ein halbes Jahr im voraus verspielt hatte. Er war darüber sehr bestürzt, und der Einjährigfreiwillige verlangte von ihm eine Schuldverschreibung dahin lautend, daß Rechnungsfeldwebel Wanĕk bei Auszahlung der Löhnung diejenige Chodounskys ihm auszuzahlen habe.
»Fürcht dich nicht, Chodounsky«, tröstete ihn Schwejk. |647| »Wenn du Glück hast, fällst du im ersten Gefecht, und Marek wird sich an deinen Löhnungen das Maul abwischen; unterschreibs ihm nur.«
Die Bemerkung, er könne fallen, berührte Chodounsky sehr unangenehm; deshalb sagte er mit Bestimmtheit: »Ich kann nicht fallen, weil ich Telefonist bin, und Telefonisten sind immer in der Deckung. Das Drähtespannen und Aufsuchen von Störungen erfolgt immer erst nach dem Gefecht.«
Der Einjährigfreiwillige bemerkte, die Telefonisten seien im Gegenteil großen Gefahren ausgesetzt, und die feindliche Artillerie habe es immer hauptsächlich auf die Telefonisten abgesehen. Kein Telefonist sei in seiner Deckung sicher. Wenn er auch zehn Meter unter der Erde wäre, die feindliche Artillerie findet ihn dennoch. Die Telefonisten schwänden hin wie Hagelkörner im Sommerregen. Das beweise der Umstand, daß in Bruck, gerade als er abgefahren sei, der 28. Telefonistenkurs eröffnet wurde.
Chodounsky schaute abgehärmt vor sich hin, was Schwejk zu einem freundschaftlich gütigen Wort bewegte: »Kurz und gut, es is halt ein hübscher Schwindel.« Chodounsky entgegnete freundlich: »Kusch, Tantchen!«
»Ich werde mir in meinen Notizen zur Bataillonsgeschichte den Buchstaben ›Ch‹ anschaun … Chodounsky … Chodounsky, hm, aha, hier haben wirs: Telefonist Chodounsky, von einer Mine verschüttet.
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