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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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kam nicht, sondern schwebte im wahrsten Sinne des Wortes zu Schwejk hinein wie eine Balletteuse auf die Bühne. Die himmlische Sehnsucht und eine Flasche alter »Gumpoldskirchner« machten ihn in dieser rührenden Stunde so leicht wie eine Feder. Ihm schien, daß er sich in jener ernsten und heiligen Stunde Gott nähere, während er sich Schwejk näherte.
    Man sperrte hinter ihm die Türe zu, ließ beide allein, und er sagte begeistert zu Schwejk, der auf dem Kavallett saß: »Lie ber Sohn, ich bin Feldkurat Martinec.«
    Diese Ansprache war ihm den ganzen Weg über am passendsten und gewissermaßen väterlich ergreifend erschienen.
    Schwejk erhob sich in seiner Höhle, schüttelte dem Feldkuraten beide Hände und sagte: »Freut mich sehr, mein Name is Schwejk, Ordonnanz von der 11. Marschkompanie, 91. Regiment. Unlängst hat man unsern Kader nach Bruck an der Leitha transferiert, also setzen Sie sich hübsch neben mich, Herr Feldkurat, und erzähln Sie mir, warum man Sie eingesperrt hat. Sie sind doch im Rang eines Offiziers, da gebührt Ihnen doch der Offiziersarrest der Garnison, woher denn hier, das Kavallett is ja voller Läuse. Manchmal kommts freilich vor, daß jemand nicht weiß, in welchen Arrest er eigentlich gehört, aber dann is es in der Kanzlei oder zufällig verwechselt worn. Einmal bin ich Ihnen, Herr Feldkurat, im Arrest in Budweis beim Regiment gesessen, und man hat einen Kadettstellvertreter zu mir gebracht. So ein Kadettstellvertreter, das war was Ähnliches wie Feldkurat, nicht Schwein und nicht Maus, hat die Soldaten angebrüllt wie ein Offizier, und wenn was geschehn is, so hat man ihn zwischen die gemeine Mannschaft gesperrt. Das waren Ihnen, Herr Feldkurat, solche Bastarde, daß man sie in der Unteroffiziersküche nicht in die Menage aufgenommen hat, auf die Menage für die Mannschaft ham sie keinen Anspruch gehabt, da waren sie höher, und die Offiziersmenage |735| hat ihnen wieder nicht gebührt. Wir ham ihrer damals fünf dort gehabt, und am Anfang ham sie Ihnen in der Kantine lauter Käsl gefressen, weil sie nirgendwo Menage gekriegt ham, bis dort einmal der Oberlajtnant Wurm auf sie gekommen is und es Ihnen verboten hat, weil sichs herich nicht mit der Ehre eines Kadettstellvertreters verträgt, in die Mannschaftskantine zu gehn. Aber was ham sie machen solln, in die Offizierskantine hat man sie nicht gelassen. So sind sie in der Luft gehangen und ham in einigen Tagen so einen Leidensweg durchgemacht, daß einer von ihnen in die Maltsch gesprungen is und einer vom Regiment gegangen is und nach zwei Monaten in die Kaserne geschrieben hat, daß er in Marokko Kriegsminister is. Es waren ihrer vier, weil man den aus der Maltsch lebendig herausgezogen hat, er hat nämlich in der Aufregung, wie er hineingesprungen is, vergessen, daß er schwimmen kann und die Freischwimmerprüfung mit Auszeichnung abgelegt hat. Man hat ihn ins Krankenhaus geschafft, und dort hat man sich wieder keinen Rat mit ihm gewußt, ob man ihn mit einer Offiziersdecke oder mit einer gewöhnlichen für die Mannschaft zudecken soll. So hat man also einen Weg gefunden und hat ihm überhaupt keine Decke gegeben und hat ihn nur in ein nasses Leinentuch eingewickelt, so daß er in einer halben Stunde gebeten hat, man soll ihn zurücklassen in die Kaserne, und das war grad der, was man noch ganz naß zu mir eingesperrt hat. Er is ungefähr vier Tage dort gesessen, und es hat ihm sehr gefallen, weil er dort Menage bekommen hat, zwar Arrestantenmenage, aber doch Menage, er hats sicher gehabt, wie man sagt. Am fünften Tage hat man sich ihn geholt, und er is dann nach einer halben Stunde um die Mütze zurückgekommen und hat Ihnen vor Freude geweint. Er sagte mir: ›Endlich is eine Entscheidung über uns gekommen. Von heut an wern wir Kadettstellvertreter auf der Hauptwache zwischen den Offizieren eingesperrt wern, auf die Menage wern wir uns in der Offiziersküche zuzahlen, und bis sich die Offiziere angegessen ham, so bekommen wir zu essen, schlafen wern wir mit der Mannschaft und Kaffee wern wir auch von der Mannschaftsküche kriegen und Tabak fassen wir auch mit der Mannschaft.‹«
    |736| Erst jetzt faßte sich der Feldkurat so weit, daß er Schwejk mit einem Satz unterbrechen konnte, dessen Inhalt in keiner Weise zu dem vorangehenden Gespräch paßte.
    »Ja, ja, lieber Sohn! Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, über die man mit inbrünstigem Herzen und voll Vertrauen in die unendliche Gnade Gottes nachdenken muß. Ich

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