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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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halten Sies Maul! Entweder sind Sie ein raffinierter Nichtsnutz, oder Sie sind ein Kamel und ein ungeschickter Idiot. Sie sind nichts als Beispiele, aber ich sage Ihnen, mit mir spieln Sie sich nicht! Woher haben Sie diesen Hund gebracht? Wie sind Sie zu ihm gekommen? Wissen Sie, daß er unserm Herrn Oberst gehört, der sich ihn wieder genommen hat, wie wir einander zufällig begegnet sind? Wissen Sie, daß das ein schrecklicher Skandal ist? Also sagen Sie die Wahrheit, haben Sie ihn gestohlen oder nicht?«
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, ich hab ihn nicht gestohlen.«
    »Haben Sie davon gewußt, daß es ein gestohlener Hund ist?«
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, ich hab gewußt, daß der Hund gestohlen is.«
    »Schwejk, Jesusmaria, Himmelherrgott, ich erschieß Sie, Sie Vieh, Sie Rind, Sie Ochs, Sie Idiot, Sie. Sind Sie so blöd?«
    »Melde gehorsamst, ich bin so blöd, Herr Oberlajtnant.«
    »Warum haben Sie mir einen gestohlenen Hund gebracht, warum haben Sie mir diese Bestie in die Wohnung gesetzt?«
    Und Schwejks Augen schauten gutmütig und sanft dem Oberleutnant ins Gesicht, der sich setzte und seufzte: »Wa rum straft mich Gott mit diesem Rindvieh?«
    In stiller Resignation saß der Oberleutnant auf dem Stuhl und hatte das Gefühl, als habe er nicht nur nicht die Kraft, |223| Schwejk eine Ohrfeige zu geben, sondern nicht einmal die, sich eine Zigarette zu drehen. Er wußte selbst nicht, warum er Schwejk fortschickte, um die »Bohemia« und das »Tagblatt« zu holen und ihm das Inserat des Obersten zu zeigen.
    Mit den beim Inseratenteil auseinandergefalteten Zeitungen kehrte Schwejk zurück. Er blickte strahlend drein und meldete freudig: »Es is dort, Herr Oberlajtnant, so hübsch beschreibt ihn der Herr Oberst, diesen gestohlenen Stallpinscher, daß es eine Freude is, und gibt noch dem, was ihn zurückbringt, hundert Kronen Belohnung. Das is eine sehr hübsche Belohnung. Gewöhnlich gibt man fünfzig Kronen. Ein gewisser Božetĕch in Košíře hat sich nur so ernährt. Er hat immer einen Hund gestohlen, dann hat er in den Inseraten gesucht, wo sich einer verlaufen hat, und is gleich hingegangen. Einmal hat er einen hübschen schwarzen Spitz gestohlen, und weil der Besitzer sich nicht gemeldet hat, hat ers probiert und hat selbst ein Inserat in die Zeitung gegeben. Er hat einen ganzen Fünfer verinseriert, bis sich schließlich ein Herr gemeldet hat, daß es sein Hund is, daß er ihm verlorengegangen is und daß er gedacht hat, daß es vergeblich wär, ihn zu suchen. Daß er nicht mehr an die Ehrlichkeit der Menschen glaubt. Daß er aber jetzt sieht, wie sich doch noch ehrliche Menschen finden, was ihn sehr freut. Er is herich grundsätzlich dafür, Ehrlichkeit zu belohnen. Dann hat er ihm zum Andenken sein Buch über die Pflege von Blumen in Haus und Garten geschenkt. Der liebe Božetĕch hat den schwarzen Spitz bei den Hinterfüßen gepackt und ihn diesem Herrn um den Kopf geschlagen, und seit der Zeit hat er sichs verschworen, daß er nicht inserieren wird. Lieber verkauft er den Hund dem Wasenmeister, wenn sich niemand in den Inseraten um ihn melden will.«
    »Gehn Sie schlafen, Schwejk«, befahl der Oberleutnant, »Sie sind imstand, bis früh zu blödeln.« Er ging ebenfalls zu Bett, und in der Nacht träumte ihm, daß Schwejk auch ein Pferd des Thronfolgers gestohlen und ihm gebracht habe und daß der Thronfolger das Pferd bei der Truppenschau erkannte, als er, der unglückliche Oberleutnant Lukasch, vor seiner Kompanie darauf ritt.
    |224| Am Morgen war dem Oberleutnant zumut wie nach einer durchzechten Nacht, in der man ihn geohrfeigt hatte. Ein ungewöhnlich schwerer seelischer Alp lastete auf ihm. Gegen früh schlief er, entkräftet von dem fürchterlichen Traum, noch einmal ein und wurde von einem Pochen an der Tür geweckt; das gutmütige Gesicht Schwejks zeigte sich. Schwejk fragte, wann er den Herrn Oberlajtnant wecken solle.
    Der Oberleutnant stöhnte im Bett: »Hinaus, Rindvieh, das ist ja schrecklich!«
    Als er dann bereits wach war und Schwejk ihm das Frühstück brachte, war der Oberleutnant von der neuen Frage Schwejks überrascht: »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, möchten Sie nicht wünschen, daß ich Ihnen einen andern Hund verschaff?«
    »Wissen Sie, Schwejk, daß ich Lust hätte, Sie vors Feldgericht zu schicken?« sagte der Oberleutnant mit einem Seufzer. »Aber man würde Sie freisprechen, denn etwas so kolossal Dummes hat man sein Lebtag nicht gesehn. Schaun

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