Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
gibt ihm den Rest.«
    »Er is blöd«, erklärte der Soldat aus der Kaserne mit Bestimmtheit, »ganz blöd. Er weiß vielleicht gar nicht, daß Krieg is. Kann sein, daß sie sich geschämt ham, ihms zu sagen. Wenn er auf dem Manifest an seine Völker unterschrieben is, so is das Lug und Trug. Man hats ohne sein Wissen in Druck gegeben, er kann schon überhaupt an nichts denken.«
    »Er is fertig«, fügte Schwejk mit Kennermiene hinzu, »er macht unter sich, und man muß ihn füttern wie ein kleines Kind. Neulich hat ein Herr im Wirtshaus erzählt, daß er zwei Ammen hat und daß Seine Majestät der Kaiser dreimal täglich an der Brust is.«
    »Wenn nur schon Schluß war«, seufzte der Soldat aus der Kaserne, »und sie uns verdreschen möchten, damit Österreich schon mal a Ruh hat.«
    Und sie fuhren beide fort in dem Gespräch, bis Schwejk schließlich Österreich mit den Worten endgültig erledigte: »So eine blöde Monarchie soll gar nicht auf der Welt sein«, wozu der andere, um diesen Ausspruch gewissermaßen in praktischer Hinsicht zu ergänzen, hinzufügte: »Wie ich an die Front komm, verduft ich ihnen.«
    Als sie hierauf fortfuhren, die Meinung des tschechischen Volkes über den Krieg zu verdolmetschen, wiederholte der Soldat aus der Kaserne, was er heute in Prag gehört hatte: daß man in Nachod Kanonen höre und daß der russische Zar über Nacht in Krakau sein werde.
    Dann sprachen sie davon, daß man aus Böhmen Getreide nach Deutschland schaffe, daß die deutschen Soldaten Zigaretten und Schokolade bekämen.
    Hierauf gedachten sie der Zeit der alten Kriege, und Schwejk wies ernsthaft nach, daß es früher, als man Stinktöpfe in eine belagerte Burg geworfen habe, auch kein Honiglecken gewesen |221| sei, in so einem Gestank zu kämpfen. Er habe gelesen, wie man eine Burg irgendwo drei Jahre lang belagert hätte und der Feind nichts anderes getan habe, als sich täglich auf solche Art mit den Belagerten zu unterhalten.
    Er hätte gewiß noch manches Interessante und Lehrreiche gesagt, wenn ihr Gespräch nicht durch die Rückkehr Oberleutnant Lukaschs unterbrochen worden wäre.
    Mit einem fürchterlichen, niederschmetternden Blick auf Schwejk unterschrieb er die Schriftstücke, und während er den Soldaten entließ, winkte er Schwejk, ihm ins Zimmer zu folgen. Die Augen des Oberleutnants schossen fürchterliche Blitze. Er setzte sich auf einen Stuhl und überlegte, auf Schwejk blickend, wann er mit dem Massaker beginnen sollte.
    Zuerst geb ich ihm paar übers Maul, dachte der Oberleutnant, dann zerschlag ich ihm die Nase und reiß ihm die Ohren ab, und das Weitere wird sich schon finden.
    Und ihm gegenüber blickten ihn aufrichtig und gutherzig die beiden gutmütigen, unschuldigen Augen Schwejks an, der die Stille vor dem Sturm mit den Worten zu unterbrechen wagte: »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, Sie sind um die Katze gekommen. Sie hat die Schuhkrem aufgefressen und hat sich unterstanden zu krepieren. Ich hab sie in den Keller geworfen, aber in den nebenan. So eine brave und hübsche Angorakatze wern Sie nicht mehr finden.«
    Was soll ich mit ihm machen? fuhr es dem Oberleutnant durch den Kopf, er hat ja um Christi willen so einen blöden Ausdruck.
    Und die gutherzigen, unschuldigen Augen erstrahlten unerschütterlich in Weichheit und Sanftmut, zu der sich der Ausdruck eines völligen seelischen Gleichgewichtes gesellte, als wäre alles in Ordnung und nichts geschehen und als ob es, auch wenn etwas geschehen wäre, doch nur in Ordnung sei, daß überhaupt etwas geschah.
    Oberleutnant Lukasch sprang auf, versetzte aber Schwejk keinen Schlag, wie er ursprünglich beabsichtigt hatte. Er fuchtelte ihm vor der Nase mit der Faust herum und brüllte: »Sie haben den Hund gestohlen, Schwejk!«
    |222| »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich von keinem solchen Fall während der letzten Zeit weiß, und ich bin so frei, Herr Oberlajtnant, zu bemerken, daß Sie mitm Max nachmittag spazierengegangen sind, so daß ich ihn nicht hab stehln können. Mir wars gleich auffallend, wie Sie ohne Hund gekommen sind, daß wahrscheinlich was geschehen sein muß. Das nennt man Situation. In der Brenntegasse is ein gewisser Taschner Kunesch, und der hat nicht mitm Hund spazierengehn können, ohne daß er ihn verloren hätt. Gewöhnlich hat er ihn irgendwo im Wirtshaus gelassen, oder jemand hat ihm ihn gestohlen, oder jemand hat sich ihn ausgeborgt und nicht zurückgegeben …«
    »Schwejk, Rindvieh, Himmellaudon,

Weitere Kostenlose Bücher