Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
hier. Sind Sie froh?«
»Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich froh bin«, entgegnete der brave Soldat Schwejk. »Das wird was Wunderbares sein, wenn wir beide zusamm für Seine Majestät den Kaiser und seine Familie fallen wern …«
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|229| Epilog des Verfassers zum ersten Teil
»Im Hinterlande«
Nach Beendigung des ersten Teiles der »Abenteuer des braven Soldaten Schwejk« (im Hinterlande) möchte ich mitteilen, daß rasch nacheinander die beiden Teile »An der Front« und »In der Kriegsgefangenschaft« erscheinen werden. Auch in diesen beiden Teilen werden Soldaten und Bevölkerung so sprechen und auftreten, wie dies in Wirklichkeit der Fall ist.
Das Leben ist keine Schule des feinen Benehmens. Jeder spricht so, wie er kann. Der Zeremonienmeister Dr. Guth spricht anders als der Wirt Palivec beim »Kelch«, und dieser Roman ist kein Handbuch, das die Menschen salonfähig machen soll, und kein Lehrbuch, welcher Ausdrücke man sich in der Gesellschaft bedienen soll. Es ist ein historisches Bild einer bestimmten Zeit.
Wenn es notwendig ist, einen starken Ausdruck zu benützen, der tatsächlich gefallen ist, zögere ich nicht, ihn so wiederzugeben, wie es geschehen ist.
Zu umschreiben oder zu punktieren, halte ich für die dümmste Verstellung. Derartige Worte gebraucht man auch in Parlamenten.
Es wurde einmal richtig gesagt, daß ein gut erzogener Mensch alles lesen kann. Über etwas, was natürlich ist, können nur die größten Schweine und raffiniert ordinäre Menschen ungehalten sein, die in ihrer niederträchtigsten Lügenmoral nicht den Inhalt berücksichtigen und mit Entrüstung an einzelnen Wörtern Anstoß nehmen.
Vor Jahren habe ich die Kritik irgendeiner Novelle gelesen; der Kritiker regte sich darüber auf, daß der Autor geschrieben hatte: »Er schneuzte sich und wischte sich die Nase ab.«
|230| Dies verstoße gegen alles Schöne und Erhabene, das die Literatur dem Volke geben solle.
Das ist nur ein kleines Beispiel dafür, was für Rindviecher auch unter der Sonne geboren werden.
Menschen, die über einen starken Ausdruck ungehalten sind, sind Feiglinge, denn das wirkliche Leben überrascht sie, und gerade schwache Menschen sind die größten Schädlinge für die Kultur und den Charakter. Sie möchten das Volk zu einer Schar überempfindsamer Leutchen erziehen, zu Masturbanten einer falschen Kultur nach Art des heiligen Aloisius, von dem in dem Buche des Mönches Eustachius erzählt wird, daß er, als er hörte, wie ein Mann mit lautem Getöse seine Winde fahren ließ, zu weinen begann und sich nur durch ein Gebet zu beruhigen vermochte.
Solche Menschen entrüsten sich öffentlich, aber mit ungewöhnlicher Vorliebe suchen sie öffentliche Klosetts auf, um dort die unschicklichen Aufschriften an den Wänden zu lesen. Indem ich in meinem Buche einige starke Ausdrücke benutzte, habe ich nur beiläufig festgestellt, wie man tatsächlich spricht.
Vom Wirte Palivec können wir nicht verlangen, daß er so fein spricht wie Frau Laudová, Dr. Guth, Frau Olga Fastrová 1 und eine ganze Reihe anderer, die am liebsten aus der ganzen Tschechoslowakischen Republik einen großen Salon mit Parketten machen möchten, auf denen man in Frack und Handschuhen herumgehen, vornehm sprechen und feine Salonsitten pflegen müßte, unter deren Deckmantel die Salonlöwen sich den ärgsten Lastern und Exzessen hingeben könnten.
Bei dieser Gelegenheit mache ich darauf aufmerksam, daß der Wirt Palivec am Leben ist. Er hat den Krieg im Kerker überstanden und ist derselbe geblieben wie damals, als er die Affäre mit dem Bilde Kaiser Franz Josefs hatte.
Er hat mich sogar besucht, als er las, daß er in dem Buche steht, und hat über zwanzig Hefte 2 der ersten Nummer gekauft |231| und an seine Bekannten verschenkt, wodurch er zur Verbreitung des Buches beigetragen hat.
Er freute sich aufrichtig darüber, daß ich über ihn geschrieben und ihn als bekannt ordinären Menschen geschildert hatte.
»Mich wird niemand mehr ändern«, sagte er mir, »ich hab mein ganzes Leben lang so ordinär gesprochen, wie ich mirs gedacht hab, und wer weiter so sprechen. Ich wer mir nicht wegen irgendeiner Kuh eine Serviette vors Maul binden. Ich bin heut berühmt.«
Sein Selbstbewußtsein ist wirklich gestiegen. Sein Ruhm ist auf einigen starken Ausdrücken begründet. Ihm genügt dies zu seiner Zufriedenheit, und hätte ich ihn, als ich seine Sprache wortgetreu und genau reproduzierte, wie ich dies tat, darauf
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