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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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aufmerksam gemacht, er möge nicht so sprechen, was allerdings nicht meine Absicht war, dann hätte ich diesen guten Menschen entschieden nur beleidigt.
    In ungesuchten Ausdrücken, einfach und ehrlich, brachte er die Abneigung des Tschechen gegen den Byzantinismus zum Ausdruck, ohne selbst darum zu wissen. Das steckt im Blut, diese Verachtung für den Kaiser und anständige Ausdrücke.

    Otto Katz ist ebenfalls am Leben. Er ist die wirkliche Figur eines Feldkuraten. Nach dem Umsturz hat er alles an den Nagel gehängt, ist aus der Kirche ausgetreten und betätigt sich heute als Prokurist in einer Bronze- und Lackfabrik in Nordböhmen.
    Er schrieb mir einen langen Brief, in dem er mir droht, mit mir abzurechnen. Ein deutsches Blatt hat nämlich die Übersetzung eines Kapitels veröffentlicht, in dem er geschildert ist, wie er wirklich aussah. Ich habe ihn also besucht, und alles ist gut ausgegangen. Um zwei Uhr in der Nacht konnte er nicht auf den Füßen stehen, predigte jedoch und sagte: »Ich bin Otto Katz, Feldkurat, ihr Gipsköpfe.«
    Menschen vom Typus des seligen Bretschneider, Staatsdetektiv im alten Österreich, treiben sich auch heute in großer Zahl in der Republik herum. Sie interessieren sich außergewöhnlich für das, was jemand spricht.
    |232| Ich weiß nicht, ob mir in diesem Buche gelungen ist, was ich bezweckte. Der Umstand allerdings, daß ich einen Menschen einen anderen schimpfen hörte: »Du bist so blöd wie der Schwejk«, würde dagegensprechen. Sollte jedoch das Wort »Schwejk« zu einem neuen Schimpfwort im Blumenkranz der Beschimpfungen werden, muß ich mich mit dieser Bereicherung der tschechischen Sprache begnügen.

    Jaroslav Hašek

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    |233| Zweiter Teil
An der Front
    1
Schwejks Mißgeschick im Zug
    In einem Kupee 2. Klasse des Schnellzugs Prag–Budweis befanden sich drei Personen. Oberleutnant Lukasch, ihm gegenüber ein älterer, vollständig kahlköpfiger Herr und Schwejk, der bescheiden bei der Kupeetür stand. Er schickte sich gerade an, einen neuen Ansturm Oberleutnant Lukaschs über sich ergehen zu lassen, der, ohne die Anwesenheit des kahlköpfigen Zivilisten zu beachten, auf der ganzen Strecke, die sie durchfuhren, Schwejk andonnerte, er sei ein Rindvieh Gottes usw.
    Es handelte sich um nichts anderes als um eine Kleinigkeit, nämlich um die Zahl der Gepäckstücke, auf die Schwejk achtzugeben hatte.
    »Man hat uns einen Koffer gestohlen«, warf der Oberleutnant Schwejk vor, »das ist leicht gesagt, du Lump!«
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant«, ließ sich Schwejk leise vernehmen, »man hat uns ihn wirklich gestohlen. Aufm Bahnhof treiben sich immer viel solcher Schwindler herum, und ich stell mir halt so vor, daß einem von ihnen unbedingt Ihr Koffer gefallen hat und daß der Kerl wahrscheinlich die Gelegenheit ausgenützt hat, wie ich vom Gepäck weggegangen bin, um Ihnen zu melden, daß mit unserm Gepäck alles in Ordnung is. Er hat uns den Koffer grad nur in so einem günstigen Moment stehlen können. Auf so einen Moment lauern diese Gauner. Vor zwei Jahren ham sie aufm Nordwestbahnhof einer Frau ein Wagerl mitsamt einem Mäderl im Wickelbett gestohlen und waren so nobel, daß sie das Mäderl aufm Polizeikommissariat bei uns in der Gasse abgegeben ham, daß sies herich in einem Hausflur gefunden ham. Dann ham die Zeitungen aus der armen Frau eine Rabenmutter gemacht.«
    |234| Und Schwejk erklärte nachdrücklich: »Am Bahnhof is immer gestohlen worn und wird weiter gestohlen wern. Anders gehts nicht.«
    »Ich bin überzeugt, Schwejk«, ergriff der Oberleutnant das Wort, »daß es mit Ihnen einmal schlecht enden wird. Ich weiß noch immer nicht, machen Sie einen Ochsen aus sich, oder sind Sie schon als Ochs zur Welt gekommen. Was war in dem Koffer?«
    »Im ganzen nichts, Herr Oberlajtnant«, entgegnete Schwejk, ohne die Augen von dem kahlen Schädel des Zivilisten abzuwenden, der dem Oberleutnant gegenübersaß und, wie es schien, nicht das geringste Interesse für die ganze Angelegenheit zeigte, sondern die »Neue Freie Presse« las. »In dem ganzen Koffer war nur der Spiegel ausm Zimmer und der eiserne Hutrechen ausm Vorzimmer, so daß wir eigentlich keinen Verlust erlitten ham, weil der Spiegel und der Rechen dem Hausherrn gehört ham.«
    Als er die fürchterliche Grimasse des Oberleutnants sah, fuhr Schwejk mit liebenswürdiger Stimme fort: »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich davon, daß der Koffer gestohlen wern wird, im voraus nichts gewußt

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