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Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Titel: Die Abenteuer Des Jonathan Gullible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Schoolland
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und stieß mit der Schulter an eine Kiste.
    Der alte Mann spähte in das Dunkel: »Wer ist da?«
    Als er Jonathan gefesselt am Boden sah, beugte er sich herunter
und nahm den Knebel weg.
    Jonathan atmete erleichtert auf: »Ich bin ausgeraubt worden.
Helfen Sie mir bitte, mich zu befreien.«
    Der alte Mann holte ein Messer aus seiner Tasche und schnitt
Jonathans Fesseln durch.
    »Vielen Dank«, sagte Jonathan und rieb seine wunden Gelenke.
Eifrig erzählte er dem Mann, was passiert war.
    »Jo«, sagte der alte Mann und schüttelt den Kopf. »Heutzutage
mußt du dir jeden genau ansehen. Ich wäre nie in die Stadt
gekommen, wenn ich nicht geglaubt hätte, etwas Hilfe von der
Regierung zu bekommen.«
    »Glauben Sie, die Regierung wird mir helfen, mein Geld
wiederzuerhalten?« fragte Jonathan.
    »Das bezweifle ich, aber du kannst es versuchen. Vielleicht hast
du mehr Glück auf dem Jahrmarkt der Regierungen als ich«,
antwortete der alte Hirte. Sein Gesicht hatte mehr Falten als eine
Backpflaume und er trug grobe Kleidung und Stiefel aus rohem Leder.
Jonathan fühlte sich sicher durch seine ruhige Art und die direkte
Sprache.
    »Was ist der Jahrmarkt der Regierungen? Kann man dort Vieh
verkaufen?« fragte Jonathan.
    Der alte Mann runzelte die Stirn und betrachtete seine zwei
ruhigen Tiere. »Das wollte ich herausfinden«, sagte der Hirte,
»eigentlich ist es so eine Art Kuriositätenladen. Das Gebäude ist
prunkvoller als eine Bank und größer als alles, was ich je gesehen
habe. Darin handeln Männer mit allen Arten von Regierungen, die
dazu da sind, die Angelegenheiten der Leute zu regeln.«
    »Oh!« sagte Jonathan. »Was für Regierungen wollen sie denn da
verkaufen?«
    Der Kuhhirt kratzte seinen sonnengebräunten Nacken und sagte:
»Da gab es einen Typ, der nannte sich ›Sozialist‹. Er erzählte mir,
daß seine Regierung als Bezahlung eine meiner Kühe nehmen würde, um
die andere meinem Nachbarn zu geben. Ich habe nicht allzu sehr auf
ihn geachtet, ich brauche niemandem, um meine Kuh einem Nachbarn zu
geben - wenn es nötig ist.
    Dann gab es diesen ›Kommunisten‹, der seinen Stand neben dem
ersten Händler aufgebaut hatte. Er lächelte mich groß an und
schüttelte mir die ganze Zeit die Hand, wirklich freundlich, und
sagte, wie sehr er mich mag und wie er sich um mich kümmert. Er war
ganz in Ordnung, bis er mir sagte, seine Regierung würde beide Kühe
nehmen. Das wäre gerecht, behauptete er, weil dann jeder alle Kühe
besitzen würde und er würde mir etwas Milch geben, wenn
er
dachte, ich brauche sie. Und dann bestand er darauf, daß ich das
Parteilied singe.«
    »Das muß ein tolles Lied sein!« rief Jonathan aus.
    »Nach alledem konnte ich ihn nicht gebrauchen. Ich schätze, er
wollte nur die Sahne für sich abschöpfen.
    Ich ging dann durch die große Halle und traf einen
›Faschisten‹.« Der alte Mann machte eine Pause, um eine seiner Kühe
von einem widerlichen Müllhaufen wegzustoßen. »Der Faschist
erzählte auch gleich eine Menge süßer Dinge und hatte auch so viele
dreiste Ideen wie die anderen. Sagte, er würde beide Kühe nehmen
und mir einen Teil der Milch verkaufen. Ich sagte ›Was? Dir für
meine eigene Milch bezahlen?‹ Da drohte er, er würde mich
erschießen, wenn ich nicht gleich seine Fahne grüßen würde.«
    »Toll«, sagte Jonathan, »ich wette, Sie sind so schnell wie
möglich dort rausgegangen.«
    »Bevor ich auch nur einen Schritt tut konnte, kam dieser
›Bürokrat‹-Typ an und erzählte mir, daß seine Regierung meine
beiden Kühe will, dann eine erschießt, um das Angebot zu senken,
und die andere melkt, um dann die meiste Milch in den Ausguß zu
schütten. Na, was für ein verrückter Idiot würde denn so eine Sache
machen?«
    »Ja, das hört sich seltsam an«, sagte Jonathan und schüttelte
den Kopf. »Haben Sie eine dieser Regierungen gewählt?«
    »Nie im Leben, Kleiner«, erklärte der Hirt. »Wer braucht die
denn? Statt daß eine Regierung meine Angelegen regelt, habe ich
beschlossen, meine Kühe zum Wochenmarkt zu bringen. Dort verkaufe
ich eine und kaufe einen Bullen.«

Kapitel 20 Das älteste Gewerbe der Welt
    Die Geschichte des alten Hirten machte Jonathan noch verwirrter
als zuvor. Was war das nur für eine Insel?
    Der Jahrmarkt der Regierungen klang faszinierend, deshalb
entschloß er sich, dort hinzugehen und zu sehen, ob ihm irgend
jemand helfen konnte, nach Hause zu finden. Wenigstens könnte er
jemanden finden, der ihm hilft, sein Geld zurückzubekommen.

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