Die Abenteuer des Röde Orm
antwortete Orm, »und als ich bei Almanzur in Andalusien war, riefen wir alle zweimal täglich und mitunter auch dreimal Allah und den Propheten an. Und die Gebete kann ich noch jetzt, wenn du Lust hast, sie zu hören.«
Bruder Willibald streckte entsetzt die Arme gen Himmel.
»Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«, rief er, »bewahre uns vor den Werken des Teufels und vor der Arglist Mohammeds, des Verfluchten! Um dich steht es schlimmer als um alle anderen, denn auf Mohammed hören, ist das Allerschlimmste. Bist du noch in seiner Lehre befangen?«
»Solange ich bei Almanzur war, hielt ich mich an beide«, sagte Orm, »weil er das befohlen hatte, denn er war jemand, dem man am besten nicht widersprach. Nachher habe ich keinen Gott gehabt, und es mag sein, daß es mir deshalb schlechter ergangen ist.«
»Seltsam, daß Bischof Poppo das nicht erfahren hat, als du bei König Harald warst«, sagte Bruder Willibald. »Hätte er gehört, daß du dich zur Lehre des schwarzen Betrügers bekannt hast, so hätte er, der so fromm und eifrig ist, dich auf der Stelle getauft, und wenn zwölf Kämpen König Haralds nötig gewesen wären, dich währenddessen zu halten. Eine gewöhnliche Seele aus Finsternis und Blindheit erlösen, ist ein gutes und segensreiches Werk, und es mag sein, daß auch die Nordmänner diesen Seelen zugerechnet werden müssen, obgleich ich, nach allem, was ich erlebt habe, das schwer glauben kann. Aber alle Heiligen sind sich darüber einig, daß es siebenmal besser ist, jemand zu erlösen, der Mohammed anheimgefallen war. Denn das ärgert den Teufel am meisten.«
Orm erkundigte sich nun nach dem Teufel, und Bruder Willibald belehrte ihn mit Eifer.
»Da ist es wohl so gewesen, daß ich, ohne es zu wissen, den Teufel erzürnt habe, weil ich aufhörte, mich an Allah und den Propheten zu halten, und davon ist dann all mein Unglück gekommen.«
»So ist es«, sagte der kleine Priester, »und es ist gut für dich, daß du anfängst, es einzusehen. Im Augenblick kannst du es nicht schlimmer haben, denn der Teufel ist in seinem Zorn hinter dir her, und dazu fehlt dir Gottes Schutz. Aber so lange du dich zu Mohammed – Fluch ihm! – hieltest, war der Teufel dein Freund, und daher ging es dir damals gut.«
»Es ist, wie ich immer geglaubt habe, daß wenige es so schlimm haben wie ich. Und weder Gott noch dem Teufel es recht machen können, – das heißt in Wahrheit, zu viel gegen sich haben.«
Eine Weile saß er in Gedanken da.
»Nun will ich, daß du mit mir zu den Gesandten gehst«, sagte er dann. »Denn ich will mit Leuten reden, die mächtig sind vor Gott.« Die Bischöfe waren vom Schlachtfelde, wo sie die Toten gesegnet hatten, zurückgekehrt und gedachten am folgenden Tage die Heimreise anzutreten. Der älteste von ihnen war vom Wege müde geworden und hatte sich zur Ruhe gelegt, aber der Bischof von London hatte Gudmund zu sich in die Herberge gebeten, und während er trinkend mit ihm zusammensaß, machte er einen letzten Versuch, ihn zum Christentum zu bekehren.
Schon gleich bei ihrer Ankunft in Maeldun hatten die beiden Bischöfe an den Häuptlingen ihr Bestes getan; das hatten König Ethelred und sein Erzbischof ihnen befohlen, damit die Ehre des Königs vor Gott und den Menschen erhöht werde. Mit Thorkel waren sie nicht weit gekommen – er hatte ihnen geantwortet, daß sein Glück mit den Waffen groß genug und größer als das der Christen sei, und darum habe er keine Lust auf neue Götter. Und mit Jostein war es nicht besser gegangen; die Hände auf seine Streitaxt gestützt, die »Witwentrauer« hieß und die er immer bei sich hatte, saß er zuhörend da und starrte die Bischöfe stumm unter zusammengezogenen Augenbrauen an, während sie ihm viel von Christus und seinem Reich erklärten. Darauf kam ihn ein Lachen an, und er schleuderte seinen Hut zu Boden und fragte, ob sie ihn denn für einen Toren hielten?
»27 Winter lang«, sagte er, »bin ich Priester beim großen Opferfest in Uppsala gewesen, und mir wird wenig Ehre davon, daß man nun mit solcher Rede zu mir kommt, die für Kinder und alte Weiber passen mag. Mit dieser Axt, die ihr hier seht, habe ich die Opfer, die man zum Dank für gute Ernte herbeibrachte, erschlagen und sie dann im heiligen Baum vor dem Tempel aufgehängt; und unter ihnen waren auch Christen und dazu Priester, die nackt und jammernd auf ihren Knien im Schnee lagen; sagt mir nun, welchen Vorteil sie da von ihrem Gott gehabt
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