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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Plünderungszug gegen London und Westminster zu unternehmen und auf diese Weise ihrer habhaft zu werden. Aber zwischen den Abgesandten und den Häuptlingen wurde gerade über die Gabe des Königs lange hin und her geredet, und das ganze Heer saß in Erwartung untätig da und aß und trank und schwatzte dabei viel von der Summe, die zu bezahlen einem so großen König zukomme.
    Die beiden alten Bischöfe vertraten mannhaft ihre Sache und redeten viel gegen die Summen, die den Häuptlingen geeignet schienen; sie wollten sie gern lehren, sagten sie, daß es wertvollere Dinge als Silber gebe, Dinge, die nicht von dieser Welt seien, und daß es für einen sehr reichen Mann schwerer sei, ins Himmelreich zu kommen als für einen Ochsen durch einen Rauchfang. Die Häuptlinge horchten auf und sagten, sie seien bereit, den Schaden zusammen mit dem Nutzen zu tragen und daß es daher bei der Summe, die sie gefordert hätten, bleiben müsse; und wenn es sich mit dem Himmelreich und dem Rauchfang so verhalte, wie der Bischof gesagt habe, so wollten sie König Ethelred gern durch Übernahme eines Teiles des auf ihm lastenden Besitzes hilfreich beistehen.
    Mit viel Seufzen mußten die Bischöfe ihr Angebot erhöhen, und endlich wurde man über die Summe einig. Jeder Mann in der Flotte sollte sechs Mark Silber erhalten, außer dem, was durch Plünderung bereits gewonnen war; jeder Steuermann zwölf Mark und jeder Schiffshäuptling sechzig; und Thorkel und Gudmund und Jostein sollten jeder 300 Mark bekommen. Die Bischöfe sagten, das sei ein trauriger Tag für sie, und sie könnten sich kaum denken, was der König zu einer solchen Summe sagen werde, um so weniger, als er gleichzeitig andere Unterhändler zu einem norwegischen Häuptling namens Olaf, Tryggves Sohn, geschickt habe, der mit einer Flotte an der Südküste plündere. Es sei ungewiß, sagten sie, ob die Schätze sogar eines Königs Ethelred für alles das ausreichen könnten.
    Bei dieser Nachricht wurden die Häuptlinge bange, daß sie zu wenig verlangt hätten und daß der Norweger ihnen zuvorkommen werde. Nachdem sie unter sich überlegt hatten, sagten sie den Bischöfen, daß sie an der beschlossenen Summe festhielten, daß aber die Bischöfe sich nun eiligst zum König begeben müßten, um das Silber zu holen, und daß man es im Lager übel aufnehmen werde, wenn der Norweger seinen Teil vorher ausgezahlt bekäme. Der Bischof von London, ein Mann mit einem freundlichen Lächeln, nickte und versprach, daß sie ihr Bestes tun würden.
    »Aber es ist seltsam zu sehen«, sagte er, »daß so tapfere Häuptlinge um dieses Norwegers willen in Unruhe geraten, denn seine Flotte ist ja doch kleiner als eure. Wäre es da nicht etwas für euch, zur Südküste, an der er sich aufhält, hinabzurudern und schnell über ihn herzufallen und ihm alle seine Schätze zu nehmen? Er ist mit schönen Schiffen von der Bretagne hierhergekommen, und es heißt, er habe dort viel gewonnen. Das wäre eine gute Art, die Liebe, die mein Herr König für euch hegt, noch zu mehren; denn wenn er den Norweger nicht zufriedenzustellen braucht, wäre es für ihn leicht, die große Gabe an euch auszuteilen.«
    Thorkel nickte und schien zu zögern; und Gudmund lachte und fand, daß das zu überlegen wäre.
    »Ich habe noch nie mit Norwegern gekämpft«, sagte er, »aber alle wissen, daß es mit ihnen stets guten Kampf gibt, von dem nachher nicht wenig zu berichten ist. Daheim, rings um Broviken, heißt es, daß kaum andere als die Ostländer ihnen überlegen sind; und es wäre vielleicht nicht unnütz, die Probe darauf zu machen. Und unter meinen Leuten habe ich auch Berserker von Aland, die nun schon anfangen zu behaupten, diese Fahrt bringe gewiß gute Beute und gutes Bier, führe aber zu wenig Kampf; und auf die Art seien sie es nicht gewohnt, sagen sie.«
    Thorkel sagte, er habe schon Norwegern gegenübergestanden, habe aber nichts dagegen, ihnen wieder zu begegnen, sobald er seinen Arm wieder in Ordnung habe; denn dabei könne sowohl Ehre als auch Reichtum gewonnen werden.
    Jostein aber lachte laut und nahm seinen Hut ab und warf ihn vor sich auf den Boden. Er trug immer, wenn er nicht im Kampf war, einen alten roten Hut mit breitem Rand, denn der Helm rieb ihn.
    »Schaut her auf mich«, sagte er, »ich bin alt und kahlköpfig, und wo Alter ist, da ist auch Weisheit, das wird man jetzt gleich merken. Euch beide, Thorkel und Gudmund, kann der Gottesmann mit seiner Schlauheit fangen, aber nicht mich; denn

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