Die Abenteuer des Röde Orm
und den Heiligen Geist bekennen. Und zudem mußt du in der christlichen Lehre unterwiesen werden.«
»Ich habe keine Götter, denen ich abschwören könnte«, sagte Orm, »und ich will mich nun an Gott und seinen Sohn und deren Heiligen Geist halten. Und von der christlichen Lehre habe ich schon viel zu hören bekommen: zuerst bei den Mönchen in Irland, dann bei König Harald und daheim bei meiner Mutter, so gut die Arme es eben zu lehren verstand, und jetzt hier beim kleinen Priester, der mein Freund ist und mir viel vom Teufel erzählt hat. In dieser Sache glaube ich daher nicht weniger zu wissen als die meisten.«
Der Bischof nickte und sagte, das sei erbaulich zu hören, und es geschehe nicht häufig, daß man Heiden begegne, die sich in heiligen Dingen so viel hätten unterweisen lassen. Darauf knetete er sich die Nase und sah nachdenklich aus. Er warf einen Blick auf den ruhig schlafenden Gudmund und wandte sich dann wieder zu Orm.
»Aber da ist noch etwas zu ordnen«, sagte er langsam und mit großem Ernst. »Du bist Schlimmerem anheimgefallen gewesen als irgendein anderer, den ich gesehen habe, weil du dem falschen Propheten gedient hast, dem schwärzesten Häuptling des Teufels. Und wenn du nun nach solchem Greuel in die Obhut des lebendigen Gottes kommen willst, so gehört es sich, daß du ihm und seiner Kirche eine Gabe darbringst, um zu zeigen, daß dein Vorhaben ernst gemeint und dein Herz gebessert ist.«
Orm sagte, es sei nicht mehr als billig, daß er etwas gebe, damit er hinfort mehr Glück habe und Gottes Schutz gewinne. Er fragte, was wohl als eine entsprechende Gabe angesehen werden könne?
»Dergleichen hängt von Geburt und Reichtum ab und davon, wie groß der Sünder ist, um den es sich handelt«, sagte der Bischof. »Ich habe einmal einen dänischen Häuptling getauft, der hier im Lande ein Erbe angetreten hatte; er gab fünf Ochsen und ein Tönnchen Bier und zwanzig Pfund Wachs für die Kirche Gottes. Aber in alten Schriften steht zu lesen, daß Männer von hoher Geburt zehn Mark, ja vielleicht sogar zwölf Mark Silber gegeben und außerdem eine Kirche gebaut haben; aber dann hatten sie sich mit ihrem ganzen Haushalt taufen lassen.«
»Ich will nicht schlechter als andere sein«, sagte Orm, »denn der >Weitgreifende< ist mein Vorfahr. Wenn ich nach Hause komme, will ich dort eine Kirche bauen, und du sollst mein ganzes Schiff taufen dürfen und fünfzehn Mark von meinem Silber bekommen; aber dann will ich auch, daß du vor Gott gut für mich sprichst.«
»Das ist in Wahrheit ein Häuptling«, sagte der Bischof froh, »und ich werde für dich alles tun, was ich kann.« Beide waren nun sehr zufrieden, aber der Bischof wollte gern wissen, ob es Orm damit Ernst sei, seine ganze Schiffsbesatzung taufen zu lassen.
»Wenn ich selbst Christ werde«, sagte Orm, »so kann ich keine Heiden an Bord haben, denn was würde Gott davon denken? Alle sollen darin gleichgestellt sein; und was ich meinem Schiffsvolk sage, das geschieht. Ich habe einige an Bord, die schon ein- oder zweimal getauft sind, aber noch einmal dazu kann nicht schaden.«
Er wollte nun, daß beide Bischöfe und ihr ganzes Gefolge am nächsten Tage auf sein Schiff kämen; dann werde er sie nach London und Westminster segeln, und dort könne dann die Taufe vor sich gehen.
»Ich habe ein großes und gutes Schiff«, sagte er. »Bei so vielen Gästen wird es etwas eng werden, aber die Reise ist kurz und das Wetter schön und beständig.« Sein Eifer war groß, aber der Bischof sagte, in einer so wichtigen Sache könne er nicht bestimmen, bevor er mit seinem Amtsbruder und den anderen geredet habe. Orm mußte sich daher bis zum nächsten Tage gedulden; er verabschiedete sich mit Danksagungen und kehrte mit Bruder Willibald zu seiner Wohnstätte zurück. Der hatte vor dem Bischof nicht viel geredet, aber nun schüttelte er sich vor Lachen.
»Worüber freust du dich denn so?« fragte Orm.
»Du stellst ja viel an, um der Tochter König Haralds habhaft zu werden«, antwortete der kleine Priester, »und mir scheint, daß du es richtig anfängst.«
»Geht alles gut«, sagte Orm, »so wirst du nicht leer ausgehen, denn ich glaube, von dem Augenblick an, da ich dich wieder traf, habe ich mehr Glück gehabt.«
Als der Bischof allein war, saß er eine Weile nachdenklich lächelnd da; dann ließ er Gudmund durch seine Diener wecken. Das gelang nach einer Weile, obschon er über die Störung brummte.
»Ich habe viel über die Sache, von der
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