Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
ich bin weise wie er selbst. Für ihn und seinen König wäre es gewiß gut, wenn sie uns dazu bewegen könnten, uns mit dem Norweger zu schlagen, so daß wir uns gegenseitig vernichten; dann wäre er uns alle los und brauchte sein Silber nicht an die Übriggebliebenen zu verschwenden. Aber wenn ich raten darf, so wird nichts davon geschehen.«
    Gudmund und Thorkel mußten beide zugeben, daß sie daran nicht gedacht hatten und daß Jostein der Klügste von ihnen war; die Abgesandten des Königs fanden, daß hier nichts mehr auszurichten war. Sie rüsteten sich daher zur Rückreise zu ihrem König, um ihm zu sagen, wie alles abgelaufen war, und dafür zu sorgen, daß das Silber so bald wie möglich erlegt würde.
    Aber vorher kleideten sie sich in ihren schönsten Ornat und nahmen ihr Gefolge mit sich und zogen auf das Feld hinaus, auf dem der Kampf stattgefunden hatte. Da beteten sie für die Toten, während Raben und Krähen hoch über ihnen kreisten, – eine zahllose Schar, die rauh krächzte, weil man sie gestört hatte.

Von geistlichen Dingen
    Großer Jubel herrschte im Heer, als bekannt wurde, was zwischen den Häuptlingen und Gesandten ausgemacht worden war. Alle lobten die Häuptlinge für diesen Handel und priesen König Ethelred als einen Herrscher, wie arme Seefahrer aus den Nordlanden ihn sich besser nicht wünschen könnten. Man trank und plauderte froh, und die Nachfrage nach fetten Schafen und jungen Frauen war groß; und an den Feuern, über denen die Schafe gebraten wurden, saßen nachdenklich kenntnisreiche Männer und versuchten auszurechnen, welche Summe für jedes Schiff und welche für die ganze Flotte ausgezahlt werden müßte; das war nicht leicht herauszubringen, und es kam oft zu Wortwechseln darüber, wer am richtigsten gerechnet hatte; aber alle sagten, kein Mensch hätte glauben können, daß es so viel Silber in der Welt gebe, außer vielleicht beim Kaiser in Byzanz. Einige hatten zu tadeln, daß die Steuerleute ein so großes Los erhalten hatten, obwohl ihre Arbeit leicht war und sie nie an den Rudern zu sitzen brauchten; aber die Steuerleute selber fanden, daß wirklich rechtlich Denkende ihnen vielleicht noch mehr zugesprochen hätten.
    Obgleich das Bier reichlich und stark und der Lärm groß war, entstand über diese Dinge doch nicht häufig ernstlicher Streit, denn alle kamen sich nun reich vor und fanden das Leben schön, und daher griffen sie nicht so geschwind wie sonst zu den Waffen.
    Aber Orm saß finster grübelnd mit dem kleinen Priester zusammen und meinte, daß wenige Leute es so schwer hätten wie er.
    Bruder Willibald hatte alle Hände voll zu tun, denn es gab viele Verwundete, die Pflege brauchten, und er nahm sich ihrer mit großem Ernst und Eifer an. Auch Thorkels Arm untersuchte er, und dabei hatte er manches über die Ärzte des Bischofs zu sagen und über ihre Art, den Arm zu behandeln, denn es fiel ihm nicht leicht, anderen Verstand und Kenntnisse in der Heilkunst zuzutrauen. Er sagte, daß er nun zusammen mit den Bischöfen reisen wolle, aber Orm mochte ihn nicht von sich lassen.
    »Es ist immer gut, einen Arzt zur Hand zu haben«, sagte er, »und es mag wirklich so sein, wie du sagst, daß du von allen am meisten verstehst. Ich würde dich gewiß gern mit Botschaft zu König Haralds Tochter Ylva senden, denn du bist der einzige Bote, den ich kenne; aber da du gegen uns Nordmänner so großen Haß hegst, würde ich dich dann nie wiedersehen und nie ihre Antwort erfahren. Und daher sitze ich nun da und weiß mir keinen Rat, so daß Eßlust und Schlaf mir mehr und mehr vergehen.«
    »Willst du mich als Gefangenen hierbehalten?« fragte Bruder Willibald verdrießlich. »Und doch heißt es bei euch oft, daß eure Zuverlässigkeit im Worthalten ebenso groß sei wie euer Mut; und wir alle, die wir im Turm waren, haben Erlaubnis erhalten, zu gehen, wohin es uns beliebt. Aber das hast du vielleicht vergessen?«
    Orm starrte düster vor sich hin und sagte, daß es ihm nicht leicht falle, irgend etwas zu vergessen.
    »Aber es ist schwer, dich loszulassen«, fuhr er fort, »denn du bist mir in gewissem Sinn eine Hilfe, wenn du auch in dieser Sache nichts tun kannst. Aber du bist klug, kleiner Priester; und nun hör gut auf das, was ich dir sage: Wenn du an meiner Stelle wärst und alles für dich so stünde wie für mich, was würdest du tun?«
    Bruder Willibald lächelte und sah Orm freundlich und kopfschüttelnd an.
    »Es scheint, daß du an dieser jungen Frau, trotz

Weitere Kostenlose Bücher