Die Abenteuer des Röde Orm
haben!«
Da hatten beide Bischöfe sich schaudernd bekreuzigt und wohl verstanden, daß es sich nicht lohnte, einem solchen Manne zuzusetzen.
Auf Gudmund aber hofften sie bis zuletzt, denn er war freundlich und froh gelaunt, und hörte gern auf das, was sie ihm sagten; und bisweilen, wenn er viel Bier getrunken hatte, dankte er ihnen gerührt dafür, daß sie so schön gesprochen hatten und um sein Wohlergehen besorgt waren. Dennoch hatte er ihnen noch nichts versprechen wollen. Der Bischof von London hatte nun vom Besten, was er hatte, sowohl Nasses wie Trockenes, auftischen lassen, um ihn zu einem Entschluß zu bringen.
Gudmund nahm gern vom Gebotenen, und nach einer Weile machten die Spielleute des Bischofs so schöne Musik für ihn, daß ihm Tränen in den Bart kamen. Darauf fing der Bischof an, ihn mit sorgsam gewählten Worten und mit seiner sanftesten Stimme zu überreden. Gudmund hörte zu und nickte, und er gab gern zu, daß vieles an den Christen ihm wohl gefiel.
»Du bist ein guter Mann«, sagte er zum Bischof, »du bist gastfrei und weißt viel und trinkst wie ein ganzer Kerl, und es macht Vergnügen, dir zuzuhören. Darum will ich dir gern den Willen tun; aber es ist nicht wenig, um was du mich bittest; denn es wäre gar zu arg, wenn ich beim Nachhausekommen vom Hausgesinde und den Nachbarn ausgelacht würde, weil ich mich von Priestern habe beschwatzen lassen. Aber dennoch glaube ich, daß ein Mann wie du große Macht hat und viele Geheimnisse weiß; und hier ist etwas, das ich kürzlich gefunden habe, und ich hätte nun gern, daß du einen frommen Spruch darüber sagst.«
Er nahm das kleine goldene Kreuz aus seiner Jacke hervor und hielt es dem Bischof hin.
»Dieses hier habe ich im Hause eines reichen Mannes gefunden; es kostete zwei Menschen das Leben, und ein schöneres Spielzeug habe ich nie gesehen. Ich will es, wenn ich nach Hause komme, meinem kleinen Sohne geben. Er heißt Folke, und die Frauen nennen ihn Filbyter. Er ist ein störrischer kleiner Bursche und hat viel Freude an Silber und Gold, und was er einmal in den Händen hat, das hält er gut fest. Er wird diesem Kreuz beide Hände entgegenstrecken; und es wäre gut, wenn du Glück hineinlegen könntest, denn ich will, daß er reich und mächtig wird und daß er daheim auf dem Hof sitzen kann und seine Ernte gedeihen und sein Vieh fett werden sieht, so daß er nicht, um seinen Lebensunterhalt zu haben, auf den Meeren umherzuziehen braucht und von Fremden und deren Waffen Unbill erfahren muß.«
Der Bischof lächelte und nahm das Kreuz und murmelte darüber hin, und Gudmund steckte es dann zufrieden wieder ein. »Dank der Freigebigkeit König Ethelreds wirst du als ein reicher Mann auf deinen Hof zurückkehren«, sagte der Bischof, »aber glaube mir, wenn ich dir sage: du würdest noch mehr Glück haben, wenn du zu Christus übergingest.« »Zuviel Glück kann man nie haben«, sagte Gudmund und rieb sich nachdenklich den Bart. »Ich weiß schon jetzt, von welchem Nachbarn ich noch Land dazukaufen werde, und wie der neue Hofbau aussehen soll; den werde ich recht geräumig und aus allerbesten Eichenbalken bauen. Und vielleicht wird zu Hause doch keiner über mich lachen – ganz gleich, wie ich mich hier stelle –, wenn ich nur reich genug bin und mir Silber in der Truhe übrigbleibt. Darum mag es so werden, wie du willst: du magst mich taufen, und ich werde mich hinfort zu Christus halten, wenn du meinen Anteil mit hundert Mark Silber vergrößern willst.«
»Das«, sagte der Bischof, »zeigt nicht die rechte Gesinnung, um in Christi Gemeinde aufgenommen zu werden. Aber ich will dich nicht tadeln, denn du kannst nicht wissen, daß es heißt >Selig sind, die da arm sind<, und es würde viel Zeit nehmen, dir diese Wahrheit zu erklären. Du mußt bedenken, daß du schon von König Ethelred großen Reichtum erhalten wirst, mehr, als irgendein anderer dir würde schenken können; und gewiß ist er ein großer und mächtiger König, aber auch seine Truhen haben einen Boden. Darum ist es unmöglich, dir so viel zu geben, selbst wenn ich es gern wollte. Ein Taufgeschenk von zwanzig Mark kann ich dir versprechen, denn du bist ein großer Häuptling; aber das ist auch das Höchste; und schon das wird er vielleicht für recht viel halten. – Aber nun sollst du von einem Getränk zu schmecken bekommen, das hier gebraut wird und in deinem Land vielleicht nicht bekannt ist; das ist heißer Wein, dem Honig und seltene Gewürze aus dem Morgenland
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