Die Abenteuer des Röde Orm
in Ordnung zu bringen«, sagte er. »Wenn ich schon einmal ins Land der Finsternis und der Gewalttätigkeit soll, will ich gern Salben und Heilmittel reichlich bei mir haben. Aber wenn ich mich beeile, wird mit Gottes Hilfe alles fertig werden; denn mit euch beiden reise ich gern.«
Wie Bruder Willibald den König Sven ein Wort aus der Schrift lehrte
Orm ging zu Gudmund und bat ihn, Thorkel zu sagen, daß er nicht zum Heer zurückkehren könne, sondern die Absicht habe, nun heimwärts zu segeln. Das stimmte Gudmund traurig, und er versuchte, ihn von seinem Plan abzubringen; aber Orm meinte, er habe in der letzten Zeit so viel Glück gehabt, daß es nicht lange so fortgehen könne.
»In diesem Lande habe ich nichts mehr auszurichten«, sagte er. »Und wenn du selber eine Frau wie Ylva an Bord hättest, würdest du sie nicht gerade dort an Land setzen, wo ein Heer von untätigen Männern hinter jeder Frau her ist, die ihnen vor Augen kommt. Für mich würden daraus viele Schlägereien entstehen, und ich will nun gern in Ruhe gelassen werden, wenn ich mit ihr zusammen bin. Und sie selbst will das auch nicht anders.«
Gudmund gab zu, daß jeder, der Ylva einmal, wenn auch nur flüchtig, gesehen habe, von ihrem Anblick halb verrückt werden könne. Und wenn er es recht bedenke, sagte er, so würde er selbst am liebsten ebenfalls heim nach Broviken segeln, denn mit so viel Silber an Bord sei es ihm gar nicht geheuer. Aber er müsse zurück zu seinen anderen Mannen und Thorkel und Jostein Bescheid geben, wie es mit dem Silber gegangen war.
»Hier werden meine Leute«, sagte er, »nun von behenden Frauen geplündert, die sich um ihre Reichtümer scharen und, wenn sie sie genügend betrunken gemacht haben, in Hosen und Jacken nach Silber harken. Darum wäre es für mich am besten, mit dir zusammen wieder flußab zu rudern, falls es gelingt, die Leute rechtzeitig zusammenzusuchen.«
Sie gingen zu König Ethelred und zum Erzbischof und sagten ihnen Lebewohl, und sie durften zusehen, wie die Bären auf ihren Hinterbeinen über die Maßen wunderbar tanzten. Darauf ließen sie in die Luren blasen, und die Männer setzten sich an die Ruder, wobei viele, müde und berauscht wie sie waren, sich recht tölpelhaft anstellten. Sie kamen geschwind den Fluß hinab, und nun verlegten die Wachtschiffe ihnen nicht den Weg, wenn auch die Mannschaften sich gegenseitig viele gute Ratschläge zubrüllten. Die Nacht über lagen sie innerhalb der Flußmündung, und dort trennten sich Gudmund und Orm. Jeder steuerte nun in seiner eigenen Fahrtrichtung.
Ylva vertrug die Seefahrt gut, aber sie wünschte doch, es möge nicht allzu lange dauern, denn für sie war es recht eng auf dem Schiff. Orm tröstete sie damit, daß das Wetter zu dieser Jahreszeit das allerbeste zu sein pflege und daher die Reise wahrscheinlich nicht lange dauern werde.
»Und sonst haben wir ja nur die Angelegenheit am Steinabhang in Jellinge zu besorgen«, sagte er, »und das ist kein großer Umweg.«
Ylva war nicht sicher, ob es klug sei, das Halsband gerade jetzt zu holen, da niemand recht wußte, wie es auf Jellinge stand, ja nicht einmal, wer nun dort Herr war. Aber Orm sagte, er wolle alles, was er vorhabe, auf einmal abmachen.
»Und wer es auch sein mag, der jetzt auf Jellinge sitzt, König Sven oder König Erik – es ist höchst unwahrscheinlich, daß er sich zu einer Jahreszeit dort aufhält, da alle Könige auf Heerfahrt zu sein pflegen. Wir gehen nachts an Land, und wenn wir Glück haben, werden wir von niemandem gestört.«
Bruder Willibald gefiel es wohl an Bord, obschon da keine Leidenden waren, deren er sich hätte annehmen können. Er war gern mit Rapp zusammen, wenn der am Steuer stand, und fragte ihn nach dem Südlande und seinen Abenteuern dort; und obschon Rapp nicht viel Worte auf einmal zu reden pflegte, schienen diese beiden doch gute Freunde zu werden.
Sie umsegelten die Landzunge von Jütland und hielten sich längs der Küste südwärts, ohne daß sie irgendeinem Schiff begegneten; aber nun bekamen sie Gegenwind und mußten hart an den Rudern arbeiten und einmal sogar an Land gehen und auf besseres Wetter warten. In nächtlicher Dunkelheit ruderten sie auf die Flußmündung bei Jellinge zu, aber noch bevor sie so weit gekommen waren, fing es schon an, hell zu werden, und Orm ließ nun das Land anlaufen. Er befahl, daß Bruder Willibald und Rapp nebst zwei tüchtigen Männern ihn begleiten, aber Ylva an Bord bleiben sollte. Sie war nicht
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