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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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sagte Äsa, »das glaube ich schon jetzt zu sehen. Und bekommt er dazu einen munteren Sinn, so bedarf es keines Königsnamens, damit ihm die Frauen leicht ins Netz gehen. So verhielt sich’s auch mit meinem Sohn Are, der dadurch ins Unglück geriet; ihm konnte keine Frau widerstehen, wenn er ihr zublinzelte oder nach ihren Zöpfen griff; das haben sie selbst mir gesagt. Er hatte lachende Augen und einen sorglosen Sinn und war nächst Orm der beste meiner Söhne; und gebe Gott, daß du, Ylva, nie so schwere Trauer erfährst wie ich, als Frauenliebe ihn ins Unglück brachte, so daß er landesflüchtig werden mußte und nach Miklagard fuhr und nie wiederkam.«
    »Ja, das will auch ich hoffen«, sagte Ylva, »und doch, wenn ich’s recht bedenke, wünsche ich meinem Sohn dereinst lieber Glück bei Frauen, als daß er verzagt dasteht und sich nicht an sie heranwagt.«
    »Dann kannst du das beste hoffen«, sagte Orm, »denn von Verzagtheit findet sich bei den Vorfahren deines Sohnes nicht gerade viel.«
    Zur Taufe des Kindes sollte ein großes Gastmahl gerüstet werden, zu dem von weit her alle angesehenen Leute geladen wurden. Orm wünschte, daß an nichts gespart würde, weder beim Backen noch beim Brauen oder Schlachten; die Waldbewohner, sagte er, sollten die Gastfreiheit eines Häuptlings bei einem Dreitagefest kennenlernen. Die Kirche sollte den Festsaal abgeben; denn dort gab es viel Raum, und am dritten Tage, wenn man durch die reichliche Bewirtung hochgestimmt war, sollte Vater Willibald eine Predigt halten, worauf viele sich vielleicht würden taufen lassen.
    Vater Willibald wollte anfangs nichts davon wissen, daß in seiner neuen Kirche, in der er kürzlich den Altar und ein schönes Kreuz aufgestellt hatte, grölende Heiden ein Fest feiern sollten; aber im Gedanken daran, daß vielleicht viele Seelen für die wahre Lehre gewonnen würden, gab er nach. Ylva beunruhigten zwei Dinge: sie wollte das Bier nicht allzu stark gebraut wissen, denn unter den Gästen würden wilde Leute sein und Männer und Frauen sollten ja miteinander bei Tisch sitzen, und ferner war sie unschlüssig, ob sie ihre goldene Halskette anlegen sollte oder nicht.
    »Denn das letzte Mal, als man sie bei einem Gastmahl gezeigt hat, wurden die Schwerter gezogen«, sagte sie; »und hier ist die Gier nach Gold noch größer als in Jellinge.«
    »Ich rate dir, die Kette zu tragen«, sagte Orm, »denn die Leute sollen sehen, daß du höher stehst als andere; und wenn der Schmuck stets in der Truhe liegen soll, hast du wenig Freude an ihm.«
    Nun hatten alle mit den Festvorbereitungen zu tun. Es wurde viel gebraut und gebacken, und Orm betastete täglich die Schlachttiere und ließ sie fleißig mästen.
    Eines Tages kam ein Mann mit zwei Packpferden von Süden her aus dem Walde und ritt auf den Hof; er wurde wohl empfangen und zum Eintreten aufgefordert. Er hieß Öle: ein alter Mann, der schon seit langer Zeit in den Grenzlanden von Hof zu Hof zog, um mit Salz und Fellen zu handeln; man nannte ihn daher den Salz-Öle, und jedermann kannte ihn. Obschon er stets allein unterwegs war, wurde er doch von niemandem behelligt, denn er war ein Eigenbrötler, und man hielt ihn für nicht ganz richtig im Kopf. Auf Felle aber verstand er sich gut und war, was das anging, nicht leicht übers Ohr zu hauen; und überdies war er mit seinem Salz stets willkommen, wo man sich eine so kostbare Ware leisten konnte. Die großen Hunde bellten ihn an; aber weder er noch seine alten Pferde machten sich viel daraus; an der Tür blieb er jedoch stehen und weigerte sich, über die Schwelle zu treten, bis man ihm gesagt hatte, daß der Priester nicht im Hause sei; denn vor dem graute er sich.
    »Unser Priester pflegt nicht zu beißen«, sagte Äsa gekränkt, während sie selbst das Essen für Öle auftrug. »Aber heute ist er mit Rapp beim Fischen, und so ist es dir erspart, ihn zu sehen. Es muß schlimm um deinen Verstand stehen, wenn du dich vor einem Priester Gottes fürchtest. Dennoch sollst du in diesem Hause willkommen sein; setz dich her und iß, armer Alter; denn mit deinem Salz bist du gerade im rechten Augenblick gekommen. Das unsere ist nämlich bald zu Ende; und nicht wenig davon wird auf unserem Fest draufgehen, wenn alles so wird, wie Orm es haben will. Es soll nämlich ein jeder so viel gestoßenes weißes Salz bekommen, als er mit drei Fingern fassen kann, damit er Fleisch und Wurst hineintunkt. Und sogar zur Grütze soll es Salz geben, obschon die meisten,

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