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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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anderen unter ihr durch.
    Da hörte man in der Stille aus der Richtung der Finnveder ein Krachen, dem Jammern und Geheul folgte; worauf sich rings umher großes Gelächter erhob; denn ein fauler Baum war durch das Gewicht derer, die in seinen Ästen saßen, zu Boden gestürzt und hatte im Fall einige zerdrückt. Aber die Frauen ließen sich nicht stören, und als sie alle unter der Scholle hindurchgekrochen waren, hob der Alte wieder die Arme und rief: »Dies ist das zweite Stück: geht durch Wasser.«
    Sie gingen nun zum Bach hinunter und stiegen ins Wasser, und wo es am tiefsten war, hockten sie nieder, hielten die Hände vor das Gesicht und tunkten ängstlich kreischend unter, so daß ihr Haar auf dem Wasser lag; dann tauchten sie geschwind wieder auf. Jetzt zündeten die alten Weiber die Reisighaufen beim Stein an, und als die Frauen vom Bach zurückgekehrt waren, rief der Alte: »Dies ist das dritte Stück: geht durch Feuer.«
    Da begannen die Frauen um den Stein zu rennen und flink über die Feuer zu springen. Jetzt schnitt der Alte den Böcken die Hälse ab, so daß ihr Blut über die Seiten des Steines herabrann; gleichzeitig begann er, heilige Zaubersprüche zu murmeln. Neunmal sollten die Frauen den Stein umkreisen und neunmal vom Blute lecken, damit es ihnen Lebenskraft schenke und zu Fruchtbarkeit verhelfe.
    Jetzt zog eine große Wolke vor dem Monde hin, aber dennoch sah man im Feuerschein die Frauen um den Stein laufen. Da vernahm man plötzlich eine singende Stimme, aber die Worte des Gesanges waren nicht zu verstehen. Als aber der Mond wieder hervortrat, sah man den Magister singend auf den Stein zugehen. Er war unbemerkt hinter den Wachen über den Bach gelangt, denn diese hatten sich, als es dunkel geworden war, umgewandt, um die Frauen tanzen zu sehen. Er hatte zwei Birkenstäbe mit Weidenruten zu einem Kreuz zusammengebunden, das er hoch erhoben vor sich hertrug. So schritt er rasch auf den Stein zu. Vor Angst und Wut schrien die alten Weiber aus Leibeskräften, und der Alte auf dem Stein fuchtelte wie rasend mit dem blutigen Messer in der Hand umher und brüllte mit gewaltiger Stimme. Die jungen Frauen blieben ratlos stehen, aber der Magister durchbrach ihren Kreis und das Kreuz gegen den Alten hebend rief er: »Weiche von hinnen, Satan. In Jesu Christi Namen, verschwinde, böser Geist.«
    Dem Alten schien bange zu werden, als der Magister ihn mit dem Kreuz bedrohte; er wich zur Seite, aber dabei glitt sein Fuß aus und er fiel rücklings vom Stein, so daß er mit gebrochenem Hals liegenblieb.
    »Er hat den Priester getötet«, kreischten die alten Weiber.
    »Jetzt bin ich Priester hier«, rief der Magister, »und ein besserer als der da.«
    Aber nun nahten Schritte und eine scharfe Stimme fragte, warum denn hier oben so arg geschrien würde. Den Magister packte das Zittern. Er faßte sein Kreuz mit beiden Händen und drückte es an sich: dabei lehnte er den Rücken gegen den Stein, murmelte mit geschlossenen Augen eintönig vor sich hin: »Ich bin bereit. Christus und alle heiligen Märtyrer, nehmt mich auf in eure Seligkeit. Ich bin bereit. Ich bin bereit.«
    Die ausgestellten Wachen standen noch immer dort, wohin man sie geschickt hatte, und kümmerten sich nicht um das Weibergeschrei. Sie hatten bloß darauf zu achten, daß keine Göinger oder betrunkenen Finnveder über den Bach sprangen, um mit den Frauen Unfug zu treiben. Auch schickte es sich nicht für sie, den offenen Platz zu betreten und sich dadurch den nackten Frauen anderer Männer zu nähern, denn das hätte viel Unfrieden gegeben.
    Aber nun kam vom Lager der Virden ein Mann daher, der groß und ansehnlich war und nicht so ausschaute, als könne die Nähe nackter Frauen ihn schrecken.
    Er trug einen Hut mit breiter Krempe, ein blaues Wams von kostbarem Tuch und hatte einen roten Schild am Riemen hängen; sein Schwert hing in einem breiten silbernen Gurt. Die Frauen scheuten ein wenig vor ihm zurück und versuchten, so gut es ging, sich zu verbergen; einige rauften Gras aus und wischten sich den Mund, alle aber blieben dort stehen, wo sie haltgemacht hatten.
    Der Neuankömmling warf ihnen einen Blick zu und sagte, ihnen freundlich zunickend: »Vor mir braucht ihr euch nicht zu fürchten. Solche Kleinigkeiten bringen mich nicht gleich um den Verstand, es sei denn im Frühling, und dann brauchen die, welche ich zu fassen kriege, nicht erst über brennende Reisighaufen zu springen. Aber nun, da ich euch aus der Nähe sehe, muß ich

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