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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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sagen, daß mehrere unter euch sich nackt besser ausnehmen als in Kleidern. Und so soll es auch sein. Aber wer ist denn diese Bleichnase dort, ein Kerl, der inmitten eines solchen Kreises die Augen schließt. Gefällt ihm etwa euer Anblick nicht?«
    »Das ist ein Christenpriester!« schrien die alten Weiber. »Und er hat uns den Styrkar getötet.«
    »Priester sind dazu da, um aufeinander loszuhacken, das habe ich immer gesagt«, antwortete der Mann ruhig und trat an den Toten heran. Mit den Daumen im Gürtel blickte er auf den Toten nieder und wendete ihn mit dem Fuße hin und her.
    »Tot wie ein Stock«, sagte er. »Ja, Styrkar, da liegst du nun nach all deinen Kunstgriffen und Zaubersprüchen. Ich glaube nicht, daß viele dich beweinen werden. Du warst ein boshaftes altes Luder, das habe ich dir mehr als einmal gesagt, wenn auch niemand leugnen kann, daß du als Priester recht geschickt, ja, hochgeehrt warst. Fahr du nun zu den Trollen, denn zu denen gehörst du; die Götter würden dich mit Fußtritten fortjagen, wenn du’s bei ihnen versuchen wolltest. Aber warum steht ihr Weiblein in der nächtlichen Kühle noch immer hüllenlos da? Das kann dem Magen nicht gut tun.«
    »Wir sind ja noch nicht fertig«, antworteten sie ihm. »Wir haben erst die Hälfte der Runden um den Stein gemacht. Und was sollen wir anfangen, nun da Styrkar tot ist? Müssen wir von hinnen gehen, ohne daß uns geholfen ist, nachdem wir uns doch so große Mühe gegeben haben? Wir wissen uns keinen Rat.«
    »Es muß ja wohl so bleiben, wie es ist«, sagte der Mann; »aber seid nur nicht traurig darüber, denn ich bin sicher, daß es für euch bessere Heilmittel gibt als diesen alten Hokuspokus am Stein. Wenn meine Kühe nicht trächtig werden, dann wechsele ich eben den Stier: das pflegt zu helfen.«
    »Nein, nein«, tuschelten die Frauen betrübt, »so ist es nicht, so ist es nicht! Wir sind nicht so einfältig, wie du glaubst. Dieses hier ist das einzige, was uns noch übrigbleibt.«
    Der Mann lachte auf, wandte sich um und griff nach dem Magister.
    »Da steh’ ich und schwatze gedankenlos daher«, sagte er, »und doch wissen alle, daß niemand so schnell denkt wie ich. Styrkar ist tot, aber an seiner Statt haben wir ja hier einen Christenpriester. Und Priester hin, Priester her, der eine ist so gut wie der andere, das könnt ihr mir glauben, denn ich habe Priester von allen Sorten gesehen.«
    Er packte den Magister an Nacken und Bein und schwang ihn auf den Stein hinauf.
    »Nun laß mal hören«, sagte er, »ob du die Priestersprache kannst. Tu den Schnabel auf und sag deine besten Zaubersprüche. Und ich rate dir, dein Bestes zu tun, damit es sich zeigt, ob du am Leben bleiben darfst. Es gilt, den Frauen der Virden durch starke Sprüche Kinder zu schaffen, und es dürfen auch gern Zwillinge sein, wenn du das Zeug dazu hast.«
    Oben auf dem Stein stand zitternd der Magister und klapperte mit den Zähnen, denn der Mann drunten hatte nun sein Schwert gezogen und sah gefährlich aus, so daß der Magister schützend das Kreuz vor sich hielt und schleunigst Gebete herzusagen begann. Je weiter er damit kam, desto klarer wurde seine Stimme.
    Der andere hörte ihm zu; dann nickte er: »Er ist ein richtiger Priester«, sagte er. »Diese Sprache hab’ ich schon früher gehört, und in ihr steckt große Kraft. Macht weiter, bevor Müdigkeit ihn befällt und die Feuer erlöschen.«
    Die Frauen faßten neuen Mut und begannen wieder ihren Lauf, und als sein ärgster Schrecken vorüber war, fand der Magister sich gut zurecht; er streckte sein Kreuz über die Frauen und sprach über sie seine wirksamsten Segensworte, wenn sie zum Stein traten, um das Blut zu lecken. Die Frauen zitterten jedesmal, wenn das Kreuz sie berührte, und als alles vorüber und getan war, meinten sie insgesamt, dieser Priester verstehe seine Sache und sie hätten seine heilige Kraft deutlicher gespürt als die des Styrkar.
    »Und er soll beileibe nicht getötet werden«, sagten sie, »sondern mit uns kommen und an Styrkars Stelle unser Priester sein.«
    »Wenn ihr das sagt, dann wird es ja wohl so werden«, sagte der Mann, »und er wird euch gewiß besser behagen als Styrkar.«
    Aber nun hörte man drunten am Bach eine laute Stimme rufen: »Gebt mir meinen Priester zurück!«
    Orm und seine Gefolgschaft hatten den Alten vom Stein herabstürzen sehen, und bald nachher hatten sie den Magister an seiner Stelle gewahrt. Ihr Erstaunen war groß.
    »Vielleicht ist er verrückt

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