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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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alte Brauch. Vielleicht macht es dir später einmal die größte Mühe, den Mann umzubringen, den du hast laufen lassen; denn sicher wird er versuchen, sich für seinen Verlust und die durch die Taufe erlittene Schmach zu rächen.«
    »Wir haben bloß getan, was recht war«, sagte Vater Willibald. »Hinterher möge der Teufel samt seinem Anhang tun, was er vermag.«
    »Und Gottes Hand ist vielleicht stärker, als du glauben willst«, sagte Orm. »Aber nun ist es für uns an der Zeit, zu hören, wie es dir seither ergangen ist.«
    Toke fing darauf an, von sich zu erzählen. Er sagte, daß er zu keiner weiten Auslandsreise gekommen sei, auch habe er keine so großen Abenteuer erlebt wie Orm, wohl aber ebensoviel Unfrieden, ja, vielleicht noch mehr.
    »Denn die Heimkehr nach Lister war ungefähr dasselbe, wie in eine Schlangengrube fallen«, sagte er. »Kaum war ich auf den Hof meines Vaters gelangt und hatte die Alten begrüßt und meine Frau und meine Habe unter Dach gebracht, als auch schon Männer in dringenden Geschäften gerannt kamen. Und da geriet auch ich in die Fehde, die in jener Gegend in voller Blüte stand.«
    Diese Fehde war von Orms Mannen, nämlich durch Ögmund und Halle und die beiden anderen, kaum daß sie daheim waren, in Gang gebracht worden. Sie hatten auf Styrbjörns Schiff König Haralds Hof verlassen, während Orm und Toke dort an ihren Wunden darniederlagen. Daheim erfuhren sie, daß sie nicht die einzigen waren, die Kroks Fahrt überlebt hatten. Denn sieben Jahre vor ihnen war Berse mit seinem Schiff heimgekehrt, aber nicht mehr als 32 Mann waren ihm an den Rudern übriggeblieben. Die Ladung bestand jedoch aus den kostbarsten Schätzen, die man auf der Veste des Markgrafen erbeutet hatte; die hatten sich gerade auf diesen beiden Schiffen befunden, als die Flotte der Andalusier über sie herfiel. »Berse war über alle Maßen klug und dazu ein Mann, der Glück hatte, das kann niemand leugnen«, sagte Toke. »Aber wahr ist auch, daß er sich bald nach seiner Heimkehr zu Tode gefressen hat; denn seine Eßgier war schlimmer als bei anderen, und sie nahm überhand, als er tatenlos inmitten seiner Reichtümer dasaß. Im Kampf gegen die Andalusier waren auf seinen Schiffen so viele gefallen, daß er nur noch
    eines bemannen konnte, und auch das nur notdürftig; aber von dem Schiff, das er zurücklassen mußte, nahm er den besten Teil der Beute zu sich herüber und gelangte ohne weitere Unglücksfälle nach Hause. Seine Männer brachten sich durch die Ruderarbeit halb um, aber dennoch waren sie dabei stets vergnügt; denn je weniger von ihnen am Leben blieben, desto mehr von der Beute entfiel auf jeden Mann. Bevor Krok auf seine Reise ging, hatte es bei vielen von ihnen kaum dazu gelangt, auch nur eine Laus durchzufüttern, aber nach ihrer Rückkehr gab es in Lister niemand, der ihnen an Reichtum gleichkam. Und nun saßen sie inmitten ihres Überflusses wohlgeborgen da, bis unsere Mannen heimkehrten und das alles zu sehen bekamen.«
    »Aber die unseren waren ja doch nicht arm, und ihnen fehlte es weder an Silber noch an Gold.«
    »Nein, arm waren sie gewiß nicht; alles andere als das«, sagte Toke. »Denn als verständige Leute hatten sie von Hispanien viel mitgebracht, ganz abgesehen von ihrem Anteil an den asturischen Ruderern, die wir in Jellinge verkauft hatten. Und bevor sie nach Hause kamen, meinten alle, sie hätten Glück gehabt, und waren daher durchweg zufrieden. Aber als man ihnen von Berses Mannen berichtete und sie diese im Besitz weiter Gelände, eines fetten Viehbestandes und wohlgerüsteter Schiffe sahen – so reich, daß sogar ihre Knechte stöhnend von der Grütze aufstanden und die Schüssel nicht mehr reinzukratzen vermochten –, da wurden sie anderen Sinnes. Finster gelaunt saßen sie nieder, um von den vielen Mühen zu berichten, die sie während sieben langer Jahre im Lande der Andalusier hatten ausstehen müssen; dabei schwoll ihr Zorn gegen Berses Mannen, die, nachdem sie kaum ihren Fuß auf hispanischen Boden gesetzt hatten, eiligst mit einer ganzen Schiffsladung von Gold und Silber heimgerudert waren. Krumm hockten sie auf ihren Bänken und spuckten nachdenklich vor sich hin, und nicht einmal das Bier wollte ihnen mehr schmecken.«
    »So ist nun mal der Mensch, ganz gleich, ob er getauft oder Heide ist«, sagte Vater Willibald. »Mit dem, was er hat, ist er nur solange zufrieden, als er nicht dem Nachbar begegnet, der mehr besitzt.«
    »Ja, so ist es: als reicher Mann

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