Die Abenteuer des Röde Orm
gedacht, daß es den Verwandten und Nachbarn dieser Männer gewiß nicht zur Unehre gereichte, wenn sie ihnen mit ebenso viel zu Hilfe kämen. Ich kenne Gudmund zu Uvaberg und will nicht gern glauben, daß er knickeriger ist als andere; und eine und einsechstel Mark macht ihm nicht bange, selbst wenn er allein sie aufbringen müßte. Aber es gibt gewiß noch andere, die bereit sind, Slatte beizuspringen, und ebenso mag es sich in Agnes Geschlecht verhalten. Und damit wären auch die vier Sechstel herbeigeschafft und nur das letzte Drittel noch übrig. Und da hab ich mir’s so gedacht, daß unter den Schöffen gewiß Männer sitzen, die gern etwas tun wollen, um gute Nachbarschaft zu fördern und auch um ihr eigenes Ansehen zu mehren. Ich wünschte, ich wäre reicher, als ich bin, aber ich will doch einen angemessenen Anteil des Kaufpreises übernehmen, und wenn drei oder vier oder besser noch mehrere bereit sind, ebensoviel zu zahlen wie ich, dann wäre das letzte Drittel gestellt und alles beglichen.«
Als Orm geendet hatte und sich wieder setzte, schauten die Schöffen einander an, und mehrere murmelten Beifall. Sone, der Hellseher, war der erste, der das Wort nahm. »Es tut gut, zu hören«, sagte er, »daß mit Ugge und mir die Verständigen nicht aussterben werden, und du, Orm auf Gröning, hast trotz deiner Jugend weise geredet. Ich sage nun nicht bloß, daß der Vorschlag, den wir gehört haben, gut ist, sondern daß auch ich bereit bin, zum letzten Drittel mit beizutragen. Vielen mag das wunderlich scheinen; denn alle wissen, wie groß meine Kinderschar ist; eine solche kann aber auch mitunter von Nutzen sein. Auch wenn ich nicht weniger übernehme als ein Viertel des dritten Teils, so weiß ich mir guten Rat; denn ich lasse es mir von meinen sechzehn erwachsenen Söhnen geben, die meist im Walde umherlaufen. Und nehme ich jedem bloß zwei Felle ab, so werden mir doch noch welche übrigbleiben, nachdem ich mein Teil bezahlt habe; und mit diesen kann ich Agne in Sleven zu Hilfe kommen, denn seine Mutter war im dritten Glied die Base meiner vierten Frau.
Nun aber scheue sich niemand, sondern alle, die mitmachen wollen, mögen frei herausreden und hier auf dem Thing Ehre gewinnen.«
Sogleich erhob sich Toke Grägullesson und sagte, es sei nicht seine Gewohnheit, unter freigebigen Leuten als Geiziger dazustehen.
»Und das sage ich, obschon ich bloß ein Pelzhändler bin und weder großen Reichtum besitze noch je welchen erwerben werde; das wissen viele hier, die sich ihre schlechten Felle von mir teuer bezahlen lassen. Aber soviel habe ich immerhin, daß ich es in dieser Sache mit Orm und Sone halten kann; und so viel, wie sie hergeben, gebe auch ich.«
Ugge, der Stotterer, fing nun zu stottern an, wie immer, wenn er in Eifer geriet; und schließlich brachte er so viel heraus, daß diese Sache sowohl für die Virden wie für die Göinger ehrenvoll sei und daß er ebensoviel hinzulegen wolle wie die andern.
Zwei von den Schöffen der Göinger, Grim, der Schwarze, und Thorkel Hasenohr, riefen nun, daß die Virden hierbei nicht die ersten sein sollten und daß auch sie, die Göinger, mitmachten; und Olof Sommervogel sagte, er sehe nicht gern, daß alle Ehre anderen zukäme, daher wolle er doppelt soviel schenken wie jeder andere.
»Und mein Rat ist, daß wir nun gleich die Anteile einsammeln, denn dergleichen geht am leichtesten, solange der Sinn noch warm ist. Hier ist mein Helm, in den kann gesammelt werden, und du, Toke Grägullesson, der du Händler bist, hast ja wohl das Nötige da, um das von jedem Gegebene auch richtig abzuwiegen.«
Toke schickte seinen Knecht nach der Silberwaage, und nun erhoben sich mehrere Schöffen, sowohl Virden als auch Göinger, und erklärten, sie machten mit; denn nun ließ sich Ehre billiger gewinnen, da das Los eines jeden geringer wurde, wenn viele dabei waren. Aber Olof Sommervogel sagte jetzt, noch habe niemand Gudmund zu Uvaberg etwas über den Teil des Kaufpreises sagen hören, der seinen Anteil und den der anderen Verwandten von Slatte und Agne ausmachte.
Gudmund erhob sich zögernd und mit bekümmerter Miene; er sagte, die Sache vertrüge es, überlegt zu werden, denn was auf ihn und sein Geschlecht entfiele, sei nicht wenig, nämlich vom Ganzen der sechste Teil.
»Es stimmt schon, daß ich nicht zu den Geizkragen gehöre«, sagte er, »das schlimmste ist, daß ich arm bin, denn in diesem hat Orm sich geirrt. Silber gibt es in meinem Hause nicht viel, und ebenso
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