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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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jemand, er tauge ebensoviel oder noch mehr als sein Bruder, dann schlägt er ihn wohl mit einem schwarzen Stäbchen, auf dem ein goldener Vogel sitzt, über den Kopf. Aber der Schlag ist nur leicht, und nachher erhält der Getroffene Geschenke. Doch kann Kaiser Konstantin, wenn seine Laune wechselt, in anderen Dingen streng sein, und am schlimmsten ist er in der Betrunkenheit.
    Er ist der Vater der drei Prinzessinnen, und, vom Kaiser abgesehen, ist ihre Stellung höher als die irgendeines Menschen auf Erden; denn es gibt keinen anderen Nachwuchs von kaiserlichem Geblüt. Ihre Namen sind: Eudochia – die ist pockennarbig, hat einen Buckel und man hält sie verborgen; Zoe – eine der schönsten Frauen, die schon früh für Männer entbrannt war – und Theodora, die fromm ist und nur schwachen Verstand hat. Sie sind unvermählt, denn, sagen die Kaiser, es gibt keine Heirat, die vornehm genug für sie wäre, und das hat Zoe schon längst sehr verdrossen.
    Wir von der Leibwache waren bald mit dem einen Kaiser im Feld, bald hielten wir Wache beim anderen im Palast. Viel geschah, woran ich zurückdenken muß, aber dieses hier geht mir zu langsam.
    Nun will ich von meinem Sohn reden.
    Als er geboren wurde, stand ich im Feld, beim Kaiser, und seine Mutter nannte ihn Georgios und ließ ihn auf diesen Namen taufen. Dafür bekam sie Schläge von mir, als ich heimkehrte, und ich selbst nannte ihn Halvdan, was gut für ihn paßte; und diese beiden Namen trug er, während er heranwuchs. Mit seiner Mutter redete er die Sprache der Griechen, die für Frauen und Priester taugt; mit mir aber die unsere, obschon das nicht ebenso geschwind ging. Als er sieben Jahre alt war, starb mir die Frau, denn sie hatte sich an Muscheln übergessen, und eine zweite habe ich nicht genommen. Denn es ist immer schlimm, eine Frau zu haben, die von fremdem Stamm ist. Die Frauen in Miklagärd taugen samt und sonders nicht viel; kaum sind sie verheiratet, so werden sie faul und unüberlegt, und das Kinderkriegen macht sie alt und lose im Fleisch und noch dazu ungehorsam. Züchtigt man sie, so rennen sie mit Geschrei zu den Bischöfen und Priestern. Sie sind nicht wie unsere Frauen, die fleißig sind und die klaren Verstand besitzen und denen das Kinderkriegen gut bekommt. Wir von der Leibwache dachten hierin allesamt gleich; viele von uns nahmen sich jedes Jahr eine andere Frau, waren aber doch nie zufrieden.
    Doch an meinem Sohn hatte ich Freude. Er war wohlgestaltet und schnellfüßig, redegewandt und munter. Und Furcht kannte er nicht, ja, nicht einmal vor mir. Schon als er noch klein war, schauten die Frauen ihm auf der Straße nach, und noch geschwinder wandten sie sich nach dem Erwachsenen um. Das war sein Unglück, ließ sich aber nicht ändern. Nun ist er tot, aber er kommt mir nur selten aus dem Sinn; immerzu muß ich an ihn und an das Bulgarengold denken. Und wenn alles besser gegangen wäre, als es ging, dann wäre dieses Gold heute sein. Nach dem Tode der Frau wurde es so, daß mein Sohn sich viel bei ihren Verwandten, dem Leinenkleiderbewahrer Symbatios und seiner Frau, aufhielt. Sie waren alt und kinderlos; denn der Leinenkleiderbewahrer, der in den Frauengemächern Dienst tat, war verschnitten. Dennoch war er verheiratet, wie das bei den Byzantinern unter diesen Leuten oft vorkommt. Die beiden Alten hatten Halvdan lieb, wenn auch sie ihn Georgios nannten, und sie nahmen sich seiner an, wenn ich mit dem Kaiser unterwegs war. Einmal bei meiner Heimkehr kam der Alte zu mir; er setzte sich und weinte vor Freude. Er sagte, mein Sohn sei nun der Spielkamerad der Prinzessinnen, vor allem Zoes, und er und Zoe hätten sich bereits geprügelt, wobei sich gezeigt habe, daß sie gleich stark seien, denn sie war zwei Jahre älter als er. Obwohl sie sich zankten, hatte Zoe gesagt, sie spiele viel lieber mit ihm als mit den Nichten des Metropoliten Leo, die weinend auf die Knie fielen, wenn sie ihnen die Kleider zerriß, oder mit dem Sohn des Protovestario Nikephoros, der eine Hasenscharte hatte. Die Kaiserin Helena selbst, sagte er, habe dem Knaben den Kopf gestreichelt und ihn einen kleinen Waräger genannt; er dürfe aber ihre kaiserliche Hoheit, die Prinzessin Zoe, nicht an den Haaren reißen, wenn sie häßlich gegen ihn sei. Darauf habe das Kind die Kaiserin mit großen Augen angesehen und gefragt, wann denn sonst er das tun dürfe? Darauf habe die Kaiserin sich herabgelassen, mit höchsteigenem Munde laut zu lachen, und der Alte sagte, das sei

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