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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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lagen, oder in Modon und Nepanto, wo die großen Schiffswerften sind und wo der Sold ausgezahlt wird, dann gab es Frauen genug, unter denen man wählen konnte; denn die scharen sich gern um Seefahrer und deren Beute und Sold. Aber an diesen Plätzen gab es auch kaiserliche Kriegsoberste, die Strategen genannt wurden, auch Hauptleute der Flotte, die silberne Stiefel trugen; dazu hohe Beamte, Sekretiker und Logotheter genannt, die den Sold, das Steuerwesen und anderes zu verwalten hatten. Sie hatten ihre Frauen bei sich, zarte Wesen mit weißen Händen und mit Stimmen wie Tauben; sie waren rings um die Augen bemalt und im übrigen voll Teufelei. Diese taugten für Seeleute nicht, und das sagte ich Halvdan oft.
    Er aber hörte nur wenig hin, wenn ich von diesen Dingen redete. Es war sein Schicksal, daß die Frauen sich leicht in ihn vergafften, und ihm selbst schienen nur die allerbesten gut genug für den, der mit der Tochter des Kaisers Liebeslust genossen. Die byzantinischen Frauen sind feuriger Art und schnell bereit, ihre Männer zu betrügen, wenn die Lust sie ankommt. Den Männern aber behagt das wenig; und die Hochgestellten lassen junge Leute, die ihnen verdächtig werden, gern töten, und nicht selten mit ihnen auch die eigenen Frauen, damit sie selbst wieder heiraten können, in der Hoffnung, es nun besser zu treffen. Der Rat, den ich Halvdan stets gab, war dieser: die verheirateten Frauen in Frieden zu lassen und sich an das zu halten, was sonst zu haben war. Hätte er mir gehorcht, dann wäre es uns anders ergangen; er wäre noch am Leben, und ich sähe nicht so aus, wie ihr mich jetzt seht. Und vom Schatzmeister Theophilus und vom Bulgarengolde hätte ich nichts zu erzählen gehabt, und das wäre besser gewesen.
    Und doch – er ist um des Goldes willen getötet worden, nicht wegen der Frau. Aber durch sie kam es dahin, daß wir uns trennten, und daraus folgte das übrige.
    Nun geschah es, daß der Protospatharius Zacharias Lakenodrako seinem Feinde, dem Archimandriten Sophron, das Abendmahlsbrot ins Gesicht spie; dabei rief er laut vor allen Hofleuten, der Archimandrit habe Gift in das Brot getan. Dafür wurde der Archimandrit, obschon er beim Kaiser längst wieder in Gunst stand, gegeißelt und in ein entlegenes Kloster gesperrt; aber dem Protospatharius Zacharias wurden die Ohren abgeschnitten, und dazu verlor er sein Amt zur Strafe für seine Unehrerbietigkeit gegen Christus. Denn man hielt dafür, daß der Fromme den Leib Christi, sobald er ihn im Munde hatte, zuversichtlich verzehren müsse, auch wenn Gift hinzugetan sei. Als diese Nachricht aus Miklagärd kam, mußte ich lachen; denn ich konnte mir nicht darüber klar werden, welcher von ihnen denn der schlimmere war. Aber doch hatten nun beide die gute Tat vollbracht, den anderen seiner Ohren zu berauben.
    Aber Zacharias hatte einen Sohn, der Theophilus hieß. Er war schon dreißig Jahre alt und hatte bei Hofe ein Amt. Als nun der Vater mit gekappten Ohren vertrieben wurde, ging der Sohn zu den beiden Kaisern und warf sich ihnen zu Füßen. Er sagte: die Sünde seines Vaters sei in Wahrheit schwer, die Strafe aber so milde, daß ihm beim Gedanken daran die Tränen kämen; er rühmte die Güte der beiden Kaiser mit solchem Eifer, daß Kaiser Basilius ihn bald zum Schatzmeister der Flotte machte. Hinfort war er es, der das Teilen der Beute und das Auszahlen des Soldes besorgte.
    Wir kamen mit der roten Flotte nach Modon, um den Schiffen Kielholung zu geben und unseren Sold zu erhalten; Theophilus war jetzt dort Schatzmeister, und er hatte seine Frau mitgebracht. Ich habe sie nie gesehen, aber mein Sohn sah sie bald, und sie ihn. Sie erblickten einander zum erstenmal in der Kirche; und obwohl sie eine hochgestellte Frau und er bloß ein armer Bogenschütze war, so trafen sie einander doch bald im geheimen und hatten ihre Lust miteinander. Davon wußte ich nichts, bis er kam und sagte, er sei des Lebens auf See müde geworden und werde bessere Stellung im Gefolge des Schatzmeisters finden. Denn dieser sehe in ihm nun den Sohn eines Mannes, der einst dem Vater des Schatzmeisters zur Rache am Archimandriten verholfen habe. Es war die Frau, die ihm das hatte zu Ohren kommen lassen, und Halvdan stand nun nicht nur bei ihr in Gunst, sondern auch bei ihrem Manne.
    Als er mir das erzählt hatte, sagte ich ihm, wenn er sein Vorhaben ausführe, wäre es dasselbe, als wenn er sich auf der Stelle in sein Schwert stürze.
    Und ich sagte ihm auch, er täte unrecht,

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