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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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sein ärgster Feind und habe letzthin begonnen, ihn beim Kaiser anzuschwärzen. Es dürfe, sagte er, keine mit Waffen verübte Bluttat werden, sondern nur Stöcke sollten dem Archimandriten das Fell gut gerben, und am besten würde das abends, jenseits der kaiserlichen Gärten geschehen, wenn jener vom Palast auf seinem weißen Maultier nach Hause reite.
    Ich antwortete ihm, daß ich seit langem schon Christ sei und daß das Prügeln eines heiligen Mannes sicherlich eine große Sünde wäre. Aber er unterwies mich väterlich und sagte, ich sei, was das angehe, offenbar im Irrtum. Denn der Archimandrit sei ein großer Ketzer. »Er entstellt und verdreht«, sagte er, »die doppelte Natur Christi, und daraus entsprang unsere Feindschaft. Ihn prügeln ist also eine gute Tat. Aber es ist nicht leicht, mit ihm fertig zu werden, und du mußt zwei verläßliche Männer zu Hilfe nehmen. Bevor er Mönch wurde, war er nämlich Räuberhauptmann in Anatolien, und noch heute schlägt er mit Leichtigkeit einen Mann mit der bloßen Faust nieder. Daher können nur wirklich tüchtige Leute von der Leibwache ihm die Züchtigung angedeihen lassen, die ihm nottut. Von deiner Kraft und Klugheit erwarte ich das Beste. Nimm gute Stöcke und starke Männer mit!«
    So sprach der Protospatharius Zacharias, und so täuschte er mich und verleitete mich zur Sünde. Und weil ich einen heiligen Mann geschlagen habe, hat mich später die Strafe Gottes getroffen. Gewiß: jener war böse, aber dennoch war ihm Heiligkeit eigen. Zu jener Zeit verstand ich das aber nicht. Ich nahm zwei Männer mit, Ospak und Skule, denen ich trauen konnte; ich gab ihnen Wein und Geld und sagte ihnen, daß wir einen Mann züchtigen müßten, der die beiden Naturen Christi entstelle. Sie wunderten sich, daß drei Mann dazu nötig seien, aber als wir dann den Archimandriten trafen, wunderten sie sich nicht mehr. Schon als wir auf ihn zuliefen, traf mich ein Hufschlag seines Maultiers, und mit dem Rosenkranz aus schweren Bleikugeln, der ihm am Handgelenk hing, gab er Skule einen solchen Schlag an die Schläfe, daß dieser hinstürzte und liegenblieb. Aber Ospak, ein bärenstarker und ungewöhnlich tüchtiger Mann von Öland, zog ihn aus dem Sattel und warf ihn nieder, und nun waren wir gereizt und hieben ärger auf ihn los, als wir das sonst wohl getan hatten. Er verfluchte uns brüllend und schrie um Hilfe, aber niemand kam, denn in Miklagärd ist es so, daß alles davonlauft, wenn jemand um Hilfe ruft, denn man will nicht gern gegriffen und für den Schuldigen erklärt werden. Schließlich hörten wir Reiter herankommen und wußten, daß es kazansche Bogenschützen von der Stadtwache waren, da ließen wir vom Archimandriten ab, der jetzt nur noch kriechen konnte, und machten uns davon. Aber Skule mußten wir zurücklassen, wo er lag. Am nächsten Tage ging ich wieder zum Schwertträger Zacharias, der war mit allem so zufrieden, daß er sich ehrlich gegen mich zeigte. Alles, sagte er lächelnd, sei in bester Weise verlaufen. Skule war bereits tot, als die Wache herankam, und der Archimandrit saß nun fest und war wegen Straßenschlägerei und Totschlag angeklagt. Man könne mit gutem Grund hoffen, sagte Zacharias, daß ihm die Ohren abgeschnitten werden würden, bevor er wieder freikäme, denn Kaiser Konstantin fürchtete seinen Bruder, der gegen unruhige Mönche streng war und ungern sah, daß Männer aus seiner Leibwache erschlagen wurden.
    Daher werde mein Lohn nicht auf sich warten lassen. Er habe schon mit hochstehenden Freunden, die viel in der Flotte zu sagen hatten, geredet, bald würde ich auf einem der roten Schiffe, die als die besten galten, Hauptmann sein.
    Und es wurde, wie er gesagt hatte, denn sogar Byzantiner können mitunter Wort halten. Ich erhielt ein gutes Schiff und entging samt meinem Sohn den im Palast drohenden Gefahren. Bald fuhren wir mit der Flotte zum Lande Apulien und bestanden dort Kämpfe mit den Dienern Mohammeds, sowohl mit denen aus Sizilien wie aus den noch entlegeneren Ländern. In jener Gegend waren wir lange, und viel geschah, was zu erzählen zu lang ist. Mein Sohn wuchs heran, wurde schön und stark, ich ließ ihn Bogenschütze auf meinem Schiff werden, und er war gern auf dem Meere. Dort hatten wir es am besten. Aber an Land war er, wie die Jugend zu sein pflegt, unverständig, was Frauen betrifft, und nur deswegen wurden wir zuzeiten uneins.
    Wenn wir zum Beispiel in den Häfen des Kaisers, in Bari oder Tarentum, im Lande Apulien

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