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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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wir das Schiff in das Flußbett hinaus und glitten stromab, ohne daß ein Anruf sich hören ließ. Als die Schiffsleute und die Bogenschützen erwachten, ließ ich ihnen bessere Speise und reichlicheren Trank geben als gewöhnlich, zudem ward ihnen gesagt, daß wir Diebe verfolgten, die mit der Beute des Kaisers geflohen seien. Mehr sagte ich ihnen nicht. Es war nicht mein Wille, dem Kaiser ehrlos Schiff und Leute zu stehlen, sondern ich wollte beides nur so lange entleihen, bis mein Vorhaben ausgeführt war. Dazu meinte ich ein Recht zu haben, denn der Kaiser war mir einen Jahreslohn schuldig.
    Wir kamen aus dem Fluß hinaus und segelten nun in Ungewißheit über das Meer; aber als wir die Mündung des Dnjepr erreichten, fanden wir dort Fischer und erfuhren, daß eines der kaiserlichen roten Schiffe tags zuvor flußauf gefahren sei. Mein Schiff war kleiner als das des Schatzmeisters, aber ich fürchtete nichts, denn ich hatte lesgische und kazarische Bogenschützen an Bord, die sich im Kampf gut bewährt hatten, und jener hatte bloß die Leute seines eigenen Gefolges.
    Nun gab es ein angestrengtes Rudern mit kurzen Ruhepausen, aber ich spendete den Ruderern, wenn sie zu klagen anfingen, ein doppeltes Maß Wein und dachte daran, daß der Schatzmeister mit seinem schweren Schiff es schwieriger haben mochte. Herden weidender Pferde waren an den Ufern nicht zu sehen, auch keine Patzinaker, und darüber waren wir froh; denn wenn die Patzinaker in der Gegend des Flusses plündern oder ihre Herden dort weiden lassen, betrachten sie den Fluß und alles, was ihn befährt, als ihr Eigentum, und dann kann kein Schiffer am Ufer Speise kochen. Sie sind die größten Räuber und die hochmütigsten der Menschen, und sogar der Kaiser erkauft sich jedes Jahr ihre Freundschaft mit Geld.
    Am vierten Tage trieben drei tote Männer flußab. An den Zeichen auf ihren Rücken war zu sehen, daß sie Ruderer des Schatzmeisters waren, die versagt hatten. Das schien mir Gutes zu bedeuten, und ich hoffte, ihn an den Stromschnellen zu erreichen. Am folgenden Tag trieben wieder Tote vorbei, aber diese gehörten nicht zu den Leuten des Schatzmeisters. Darauf fanden wir sein Schiff; es war gestrandet und lag leer auf einer Landzunge. Ich begriff, daß er ein Flußschiff angetroffen und es genommen hatte, damit es schneller ginge und er leichter über die Schleppstelle käme. Denn es ist nicht leicht, ein gekieltes Kriegsschiff über Rollen zu ziehen.
    Am achten Tag, gegen Abend, hörten wir die Stromschnellen und erreichten die Schleppstelle. Nichts war zu sehen als zwei Ruderer, die man, weil sie zu schwach waren, zurückgelassen hatte. Nachdem man ihnen Wein gegeben hatte, kamen sie zu sich und sagten, der Schatzmeister habe an diesem Tage sein neues Schiff auf Rollen gesetzt. Aber weder Pferde noch Ochsen habe man mieten können, denn das Ufer sei menschenleer, und er habe daher keine anderen Schlepper als die Ruderer gehabt. Die seien aber allesamt müde gewesen. Er mochte also nicht weit gekommen sein.
    Das hörten Halvdan und ich mit großer Freude. Wir nahmen die Bogenschützen mit uns und folgten der Schleppspur, und zwischen der zweiten und dritten Stromschnelle wurden wir ihrer gewahr. Wir wichen landeinwärts ab und eilten hinter das schädelgeschmückte Grab eines Patzinakerhäuptlings auf einem Hügel, und dort erwarteten wir sie mit gespannten Bogen. Ich sah den Schatzmeister und seinen Vater in voller Rüstung, mit gezogenem Schwert, neben dem Schiffe hergehen. Vier unserer Bogenschützen sollten auf sie anlegen, die übrigen auf die Männer, die die Schlepper bewachten.
    Die Bogensehnen erklangen, Männer stürzten zu Boden, und nun zogen wir alle die Schwerter, erhoben den Heerruf und liefen vor. Die Ruderer an den Stricken rissen sich los und flohen und alles geriet in Verwirrung; aber wer nicht fiel, das war der Schatzmeister und sein Vater, denn der Teufel und auch ihre Panzer schützten sie gut. Allen voran, wie ein Jüngling dahinspringend, floh der Protospatharius Zacharias; ihn hatten die Pfeile bloß geritzt. Aber vor allem hatte ich es auf den Schatzmeister abgesehen.
    Er hatte sich staunend umgewandt, als Rufe und Pfeile ihn zugleich erreichten; sein Gesicht war weiß über dem schwarzen Bart. Es gelang ihm, die Männer um sich zu sammeln, und er brüllte mit mächtiger Stimme, denn die Trennung von so viel Gold mag ihm nicht leicht gewesen sein. Und alles wäre gut gewesen, wenn er dort stehen geblieben wäre, bis ich

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