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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Nun kann keiner von uns Brüdern einen frohen Tag mehr haben, bevor vier von uns tot sind.«
    »Und desto größer wird nachher wahrscheinlich die Freude sein«, sagte Orm.
    Aber die Sonesöhne antworteten ihm nur mißmutig mit unverständlichem Grunzen.
    Als man beim Schiff angelangt war und die Pferde zurückgeschickt hatte, ließ Orm als erstes den Drachenkopf neu bemalen; denn wenn das Schiff ihnen zur Ehre gereichen sollte, mußte der Drachenkopf rot wie Blut leuchten. Dann wurde alles verladen, und jeder Mann erhielt seinen Platz an Bord. Anfangs war Orm nicht gesinnt, einen Bock für günstige Fahrt zu opfern; aber in dieser Sache stimmten alle gegen ihn, so daß er am Ende nachgeben mußte.
    »Sei so christlich gesinnt, wie du willst«, sagte Toke, »aber auf See tut man recht, sich an die alten Bräuche zu halten; und willst du das nicht, so magst du ebensogut sofort kopfüber ins Meer springen, wo es am tiefsten ist.«
    Orm spürte, daß etwas Wahres daran sein mochte, obschon es ihm hart schien, daß nun auch noch die Kosten für einen Bock zu den vielen anderen Ausgaben hinzukamen, die ihm die Reise bereits verursacht hatte, noch bevor sie überhaupt angetreten wurde.
    Nun war alles bereit, und nachdem sie das Blut des Bockes über den Bug hatten rinnen lassen, segelten sie bei schönem Wetter und günstigem Wind hinaus. Noch aus jungen Jahren kannte Orm das Fahrwasser bis nach Gotland hin, und er hatte es übernommen, das Schiff nach Vi zu steuern. Von dem, was dahinter lag, wußten sie alle nur wenig; man mußte daher einen Steuermann dingen, und bei den Gotländern gab es deren viele.
    Orm und Toke machte es Freude, endlich wieder auf See zu sein; es war, als seien plötzlich die Sorgen von ihnen abgefallen, die sie auf dem Festland gedrückt hatten. Als die Gegend von Lister in der Ferne auftauchte, meinte Toke allerdings, daß, wer mit Fellen Handel trieb, gewiß nie sorgenfrei sein könne, aber doch fühle er sich jetzt wieder so unbekümmert wie damals, als er mit Krok hinausgesegelt war.
    »Es geht mir über den Verstand«, sagte er, »daß ich mich so lange vom Meere fernhalten konnte. Denn es gibt ja doch nichts Besseres als ein gutbemanntes Schiff. Gewiß, es hat sein Gutes, auf dem Lande sich’s wohl sein zu lassen, dessen braucht niemand sich zu schämen; aber weit hinausfahren, dorthin, wo Beute lockt, und dazu diesen Seegeruch in der Nase haben – das ist des Menschen bestes Los und ein gutes Mittel gegen Altern und Langeweile. Es ist seltsam, daß wir Nordmänner so viel daheimsitzen, obwohl wir dieses hier kennen und uns besser als andere auf Schiffe verstehen und wissen, daß die ganze Welt offen daliegt und geplündert werden könnte.«
    »Es hängt vielleicht damit zusammen«, sagte Orm, »daß mancher lieber zu Lande alt wird, als daß er auf die Suche geht nach jenem Heilmittel gegen das Alter, das Seefahrern häufig beschert wird.«
    »Hier spüre ich gar viele Gerüche«, sagte Svarthövde, »aber keinen, den ich angenehm finde.«
    »Das ist, weil du noch nicht an sie gewöhnt bist und dich nicht besser auf sie verstehst«, sagte Orm. »Mag sein, daß der Seegeruch hier nicht so ist wie im Westmeer; da ist das Wasser grüner, weil es salziger ist, und es hat einen stärkeren Geruch. Aber doch ist auch an diesem nichts auszusetzen.«
    Svarthövde antwortete darauf nicht, denn jetzt packte ihn die Seekrankheit. Zu Anfang schämte er sich sehr, aber das besserte sich, sobald er sah, daß auch viele Männer, die aus dem Binnenland stammten, bereits über den Schiffsrand hingen; und bald hörte man diesen und jenen mit unsicherer Stimme darum betteln, daß man doch an Land gehen möge, bevor es um sie alle geschehen sei.
    »Sie müssen sich daran gewöhnen, die Unglücksvögel«, sagte Orm. »Auch mir ist es einst nicht besser ergangen.«
    »Schau dir mal die Sonesöhne an«, sagte Toke. »Jetzt haben sie an anderes als an die Prophezeiung ihres Vaters zu denken. Es dauert eine Weile, bis Landbewohner begreifen, wie gut sie es an Bord haben. Bei diesem Winde können sie speien, ohne daß ihrem Nachbarn etwas davon ins Gesicht fliegt, und unter leicht reizbaren Leuten wird dadurch viel Zank vermieden. Aber man soll nur nicht glauben, daß sie sich über diesen glücklichen Zufall freuen. Umsonst kommt niemand, der auf See ist, zu guter Einsicht; auch Gewöhnung tut not.«
    »Die stellt sich allmählich ein«, sagte Orm. »Wird es nun windstill, so müssen sie zu den Rudern greifen und

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