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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Löffel ab.
    Einer von ihnen nickte dem Krummbeinigen zu, worauf jener sich verbeugte und zu reden begann. Die Häuptlinge hörten rülpsend und mit gleichgültigen Mienen zu.
    Der Mittlere war kleiner als die beiden anderen und hatte große Ohren. Er legte den Kopf auf die Seite und sah sich Orm genau an. Der Krummbeinige hatte nun fertiggeredet, worauf der Kleine ihm einige Worte zukrächzte. Jener verbeugte sich ehrfürchtig und verließ mit dem Schreiber das Zelt.
    »Du bist willkommen, Orm Tostesson. Es wird am besten sein, wenn wir uns nicht anmerken lassen, daß wir vor langer Zeit einander begegnet sind. Und in Wahrheit, es ist lange her. Lebt König Haralds Tochter Ylva noch? Sie hat einst auf meinen Knien gespielt.«
    Orm seufzte tief auf. Er hatte den Kleinen, sobald er zu reden anfing, wiedererkannt: es war Felimid, einer der Gaukler an König Haralds Hof.
    »Sie lebt und erinnert sich deiner gut«, sagte Orm, »und es ist ihr Sohn, der hier gefangen ist. Das ist nun eine Begegnung, über die man wahrhaftig staunen muß; möge sie uns beiden zum Heile sein! Bist du Patzinakerhäuptling geworden?«
    Felimid nickte. »Wenn das Alter herbeigekommen ist«, sagte er, »muß man sich mit dem, was sich bietet, bescheiden. Aber ich will nicht klagen.«
    Er redete nun mit den beiden anderen Häuptlingen und rief irgend etwas gegen die Rückwand des Zeltes. Eine Frau kam mit einer großen Trinkkanne herein, die nun bei den Männern die Runde machte und bald leer war. Die Frau füllte sie von neuem, und als sie wieder geleert war, erhoben sich die beiden Häuptlinge mit Mühe und gingen hinaus.
    »Die gehen jetzt schlafen«, sagte Felimid zu Orm, sobald sie allein waren. »Diese Menschen werden bald betrunken und legen sich dann nieder, um den halben Tag zu verdösen. Es sind einfältige Seelen. Jetzt können wir, du und ich, ungestört beisammensitzen. Du hast einen langen Ritt hinter dir und bist gewiß hungrig.«
    »Es ist so, wie du sagst«, erwiderte Orm, »und nun, da ich dir begegnet bin, ist meine Trauer gewichen. Ich sehne mich jetzt nach drei Dingen: zu essen, zu trinken und meinen Sohn wiederzusehen.«
    »Du wirst ihn sehen, sobald wir über das Lösegeld einig geworden sind«, sagte Felimid. »Und er wird dich viel Silber kosten, wenn du auch mein Freund bist; denn sonst würde der ganze Stamm in Raserei geraten. Aber jetzt sollst du mein Gast sein.«
    Er rief wieder einige Befehle rückwärts ins Zelt, und sechs Frauen traten ein, breiteten Teppiche auf dem Boden aus und begannen Speisen vorzusetzen.
    »Das sind meine Frauen«, sagte Felimid. »Es scheinen viele zu sein für einen alten Mann, aber so ist es hier Brauch. Und seit Feriad tot ist und das Gaukeln ein Ende genommen hat, muß ich etwas gegen die Langeweile haben.«
    »Was du von deinem Bruder sagst, ist mir eine traurige Nachricht«, sagte Orm. »Wie ist er gestorben? Und wie kamt ihr beide hierher?«
    »Iß du, und ich werde erzählen, denn ich bin satt. Bier gibt es nicht, aber hier ist ein Getränk, das wir aus Stutenmilch zubereiten. Koste davon; es gibt Schlimmeres als das.«
    Es war ein klares, süßsaures Getränk, von dem sich, wie Orm meinte, schwerlich viel Gutes sagen ließ. Aber bald war zu merken, daß es stark war. Erins Meister nötigte Orm, alles, was da war, aufzuessen, und rief den Frauen zu, noch mehr zu holen; inzwischen erzählte er, wie es ihm und seinem Bruder ergangen war.
    »Wie wir dir gesagt hatten, als wir uns trennten, zogen wir wieder in die Welt hinaus und kamen zum Großfürsten von Kiew. Bei ihm blieben wir zwei Jahre und genossen viel Ehre, denn unsere Gaukelkünste gereichten allen zur Freude. Aber da merkten wir, daß wir anfingen, rundlich zu werden. Uns packte die Angst, und wir brachen auf, obgleich man uns gern behalten hätte. Wir wollten nämlich, bevor unsere Zeit ein Ende nahm, zum Kaiser nach Miklagärd gelangen, denn es war von Anfang an unsere Absicht gewesen. Aber wir haben Miklagärd nie zu Gesicht bekommen, denn die Patzinaker griffen uns bei den Stromschnellen. Wir schienen ihnen zu alt, um irgend von Nutzen zu sein, daher wollten sie uns töten, um, wie das ihre Gewohnheit ist, unsere Köpfe auf Stangen zu stecken. Aber da führten wir ihnen einige Kunststücke vor, und obschon es bloß die allereinfachsten waren, lagen sie doch bald rings um uns her vor Lachen auf dem Bauch und beteten uns an. Freilassen wollten sie uns aber nicht, und sobald wir ein wenig ihre Sprache verstanden, machten

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