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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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sie uns zu Häuptlingen. Dazu hatten unsere Zauberkünste und unsere Weisheit uns verholfen. Wir gewöhnten uns bald daran, denn es ist leichter, Häuptling als Gaukler zu sein. Zudem hatten wir schon seit einiger Zeit begriffen, daß wir nicht mehr die Jüngsten waren, und es stimmt wirklich, was der Erzbischof Cormac MacCullenan in alter Zeit gesagt hat: >Der Weise, wenn er die Fünfzig erreicht hat, soll sich nicht mehr sinnlos berauschen, soll nicht in der Kühle der Frühlingsnächte verliebt umherlaufen und nicht mehr auf den Händen tanzen.<«
    Felimid nippte an seiner Kanne und nickte betrübt.
    »Ja, so ist es«, fuhr er fort, »und das hatte mein Bruder vergessen, als eine seiner Frauen Zwillinge zur Welt brachte. Da trank er viel von der gegorenen Stutenmilch und tanzte dann vor aller Augen auf den Händen, so wie einst auch der König der Juden vor Gott getanzt hatte; und dabei fiel er plötzlich um und blieb tot liegen. Ich habe ihn sehr betrauert und trauere auch jetzt noch um ihn; aber jedermann muß zugeben, daß ein Meistergaukler nicht besser sterben kann. Und seitdem bin ich ruhig bei diesen Patzinakern geblieben. Sie sind wie Kinder, verehren mich hoch und tun nur selten, was mir mißfällt, es sei denn, daß sie Köpfe jagen gehen. Das ist eine alte Gewohnheit, von der sie nicht lassen können. Und nun will ich von dir hören und von allem, was dich betrifft.«
    Orm erzählte ihm nun von allem, was er zu hören wünschte. Aber als er zum Schatz an den Stromschnellen kam, sah er sich vor und sagte, der Schatz bestehe nur aus drei Säcken voll Silber. Denn er wollte nicht mehr als nötig davon verlieren, wenn es zum Zahlen des Lösegeldes für Svarthövde und Ulf kommen würde. Zuletzt berichtete er vom Kampf, und als er geendet hatte, sagte Felimid:
    »Es war ein Glück, daß deine beiden Knaben am Leben gelassen wurden. Das geschah, weil sie so jung sind. Wer sie gesehen hat, rechnet damit, daß man sie mit gutem Verdienst an Araber oder Byzantiner verkaufen kann. Darum mußt du bereit sein, sie teuer zu bezahlen, und kannst von Glück sagen, daß du einen Schatz zur Hand hast.«
    »Ich werde für sie zahlen, was mir recht scheint«, sagte Orm, »und daß ein Enkel König Haralds einen hohen Preis hat, ist nicht mehr als billig.«
    »Gesehen habe ich ihn noch nicht«, sagte Felimid, »denn ich kümmere mich nicht unnötig um die Raubzüge meiner Leute. Sie sind an den Stromschnellen ständig nach Menschenköpfen aus. Aber nun ist es wohl an der Zeit, diese Sache zu Ende zu bringen.«
    Sie traten aus dem Zelt, und Felimid rief laut seine Befehle. Die beiden anderen Häuptlinge wurden geweckt, und als Felimid sich mit ihnen und Orm am Abhang niedersetzte, kam alles aus dem Lager herbeigelaufen und bildete um sie her einen großen Kreis. Geführt von denen, die sie gefangengenommen hatten, wurden dann die beiden Knaben gebracht. Sie waren bleich, und Svarthövde hatte Blut im Haar. Als sie Orm erblickten, leuchteten ihre Gesichter auf, und Svarthövde fragte als erstes: »Wo hast du denn dein Schwert?«
    »Ich bin waffenlos hierhergekommen, um euch zu befreien«, sagte Orm. »Daß ihr gefangen wurdet, war meine Schuld.«
    »Sie überfielen uns hinterrücks zwischen den Klippen«, sagte Svarthövde düster, »und da konnten wir uns nicht wehren.«
    »Sie schlugen uns auf den Kopf«, sagte Ulf Frohsinn, »und nachher wußten wir von nichts, bis wir gebunden, auf den Rücken der Pferde, erwachten.«
    Nun redete Felimid auf die beiden Häuptlinge ein und mit ihnen und den Männern, die die Knaben gefangen hatten, wurde lange überlegt, wieviel Lösegeld verlangt werden könnte.
    »Es ist bei uns Sitte«, sagte Felimid, »daß alle, die mitgekämpft haben, am Lösegeld teilhaben, und wer die Gefangenen gebracht hat, bekommt das Doppelte. Nun habe ich ihnen gesagt, daß Svarthövde dein Sohn ist und daß du bei den Deinen das Ansehen eines Häuptlings hast. Aber daß er der Enkel eines großen Königs ist, habe ich verschwiegen, denn sonst würde die Summe allzu groß werden.«
    Schließlich beschloß man, am folgenden Tage zum Schiff zu reiten, und dort sollte für Ulf so viel Silber gezahlt werden, als in vier Zipfelmützen der Patzinaker hineinging. Aber Svarthövde sollte mit Silber aufgewogen werden.
    Orm schien dieses Lösegeld reichlich viel, aber als er daran dachte, wie ihm an jenem Morgen zumute gewesen war, als er von Svarthövdes Gefangennahme gehört hatte, da fand er doch, daß alles besser

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