Die Abenteuer des Röde Orm
Wahrheit ein guter Herr.«
Dieses und noch mehr hörte Orm von Salaman, und Orm sagte es Toke und den anderen. Sie waren sich alle darüber einig, daß dieser Almanzur ein hervorragender Fürst zu sein scheine. Aber seine Angst vor Allah konnten sie nur schwer verstehen, denn für Nordmänner war Furcht vor den Göttern etwas ganz Unbekanntes.
Bevor es für sie Zeit wurde, das Haus Salamans zu verlassen, gab dieser ihnen in vielen Dingen Rat; und Toke riet er, es sich in Zukunft nicht anmerken zu lassen, daß er einmal Subaidas Herr gewesen war.
»Denn ebensowenig wie wir anderen«, sagte er, »mögen Fürsten den Anblick derer, die einst ihre Frauen besessen haben, und es war mutig von ihr, eine Begegnung mit euch beiden zu wagen, obschon Zeugen vorhanden waren, die Sorge trugen, daß alles recht zuging.« Almanzur, sagte er, sei in diesem wie auch in anderem ein scharfäugiger Herr, und daher tue Toke gut, sich wohl in acht zu nehmen.
Toke sagte, damit habe es keine Gefahr; und seine Hauptsorge sei nun, einen guten Namen für sein Schwert zu finden. Denn ein Schwert wie das seine war gewiß von ebenso guter Schmiedearbeit wie das Schwert »Gram«, das Sigurd besessen hatte, oder »Mimming«, das Didrik getragen, oder »Skofung«, das Rolf Krake gehört hatte, und daher sollte es, wie jene, einen Namen haben. Dennoch, obschon er oft darüber nachdachte, konnte er nichts finden, was ihm gut schien. Orm aber nannte sein Schwert »Blauzunge«.
Sie verließen Salaman und wurden zu Almanzurs Palast geführt und dort von einem Hauptmann empfangen; man gab ihnen Heerkleider und volle Bewaffnung, und sie traten ihren Dienst in der Leibwache an. Und Orm war der Häuptling seiner Landsleute.
Von Orms Dienst bei Almanzur und wie er mit der Glocke des heiligen Jakob segelte
Im achten Jahre der Herrschaft des Kalifen Hischam, drei Jahre vor der Heerfahrt Bue des Dicken und Vagn Äkessons nach Norwegen, trat Orm seinen Dienst in der Leibwache zu Cordova an, und er verblieb darin vier Jahre.
Die Männer der Leibwache hatten großes Ansehen und waren prächtiger gekleidet als andere. Ihre Ringelhemden waren leicht und dünn, aber feiner geschmiedet und besser gehärtet als alles, was Orm und seine Leute bisher an geschmiedeten Brünnen gesehen hatten. Ihre Helme glänzten wie Silber, und über der Rüstung trugen sie mitunter Scharlachgewänder. Ihre Schilde waren am Rande mit einem Kranz schöner Schriftzeichen verziert. Dieselben Zeichen waren auch auf Almanzurs große Fahne gestickt, die auf den Kriegszügen stets vor ihm hergetragen wurde, und sie bedeuteten: »Nur Allah ist Überwinder.«
Als Orm und seine Mannen zum erstenmal vor Almanzur traten und ihm vom Obersten der Leibwache vorgeführt wurden, verwunderten sie sich über sein Aussehen, denn sie hatten ihn sich von heldenhaften Ausmaßen gedacht. Aber er war unansehnlich, mager und halb kahlköpfig und hatte schwere Augenlider; er saß zwischen Kissen auf einem breiten Bett und kraulte sich sacht den Bart, während er schnell zu zwei Beamten redete, die vor ihm auf dem Boden saßen und seine Befehle niederschrieben. Auf einem Tisch am Bett stand ein kupferner Kasten und daneben eine Schale mit Früchten und ein großer geflochtener Käfig; in dem spielten einige kleine Affen und sprangen auf einem Rade in die Runde. Während die Beamten niederschrieben, was er soeben gesagt hatte, nahm er von den Früchten und steckte sie zwischen die Stäbe des Käfigs und sah zu, wie die Affen sich um seine Gabe schlugen und ihre kleinen Hände nach mehr ausstreckten; aber er lächelte nicht über ihre possierliche Art, sondern starrte sie mit trauriger Miene an, während er ihnen mehr von den Früchten gab und wieder anfing, zu seinen Schreibern zu reden.
Nach einer Weile ließ er von den Schreibern ab und befahl seinem Kriegsoberst, mit seinen Männern näherzukommen. Er hob den Blick vom Bauer und sah Orm und die anderen an. Seine Augen waren schwarz und traurig, aber es war, wie wenn in ihrer Tiefe etwas gebrannt und gefunkelt hätte, so daß es allen schwerfiel, seinem Blick länger als einen kurzen Augenblick zu begegnen. Er betrachtete sie genau, Mann für Mann, und nickte.
»Die sehen aus wie Krieger«, sagte er zu seinem Oberst. »Verstehen sie unsere Sprache?«
Der Kriegsoberst wies auf Orm und sagte, daß er Arabisch verstehe, die anderen aber nur wenig oder gar nichts; und daß sie Orm als ihren Häuptling betrachteten.
Almanzur fragte Orm: »Wie ist dein
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