Die Abenteuer des Röde Orm
werden, und Mirah lächelte strahlend und sagte, sie täten, was sie könnten, um diese Sache zu fördern. Dann erklärte Äsa, sie werde sich nun so bald als möglich auch für Orm nach einer Frau umsehen. Aber Orm antwortete mit finsterer Miene, daß es damit nicht eile.
So wie nun alles geworden war, konnte Toke nicht auf dem Seewege nach Hause, solange König Harald sich bei Skanör aufhielt; er beschloß daher, auf dem Landwege, allein mit der Frau (denn Rapp blieb bei Orm), nach Lister heimzureisen, und er kaufte Pferde für diese Fahrt. Eines Morgens früh machten sie sich auf den Weg, nachdem sie Äsa für ihre Gastfreiheit Dank gesagt hatten. Orm begleitete sie ein Stück, um ihnen zu zeigen, wo der rechte Weg abbog.
»Hier trennen wir uns nun«, sagte Orm, »und ich kann dir gute Reise wünschen. Was aber nachher folgen wird, läßt sich nicht leicht voraussagen, denn König Harald wird nach dir suchen, wo immer du sein magst.«
»Es ist nun mal unser Schicksal«, sagte Toke, »daß wir mit Königen kein Glück haben, obwohl wir nicht weniger sanftmütig sind als andere. Almanzur und König Sven und König Harald: mit ihnen allen hat es für uns auf gleiche Weise geendet, und wer ihnen unsere Köpfe brächte, würde reich belohnt werden. Aber dennoch werde ich versuchen, auf den meinen gut achtzugeben.«
Damit schieden sie. Toke und Mirah reisten gen Osten und verschwanden bald hinter den Bäumen, und Orm ritt zu dem Hofe zurück, um Äsa vom Unheil zu erzählen, das nun durch König Haralds Zorn über ihnen schwebte.
ZWEITES BUCH - In König Ethelreds Reich
Vom Kampf bei Maeldun und was daraus folgte
In jenem Frühling wurden längs der nordischen Küsten viele Schiffe gebaut; man teerte Kiele, die lange trocken gelegen hatten, und Buchten und Sunde spien Flotten aus, die Könige und königlichen Zorn an Bord hatten; und große Unruhe herrschte in jenem Sommer auf den Meeren.
Styrbjörn ruderte frühzeitig mit vielen Schiffen gen Norden, die Ostsee hinauf; seine Mannschaft war von Jomsborg und Schonen. Er steuerte in den Mälar hinein und zur Ebene bei Uppsala; dort kam es zwischen ihm und König Erik zur Schlacht. Aber schon zu Anfang des Kampfes fiel Styrbjörn, und es heißt, daß er dabei gelacht habe. Denn als er die Streitmacht derer von Svealand heranrücken sah – nach altväterlicher Weise in Heerhaufen geordnet und hinter Pferdeköpfen einherschreitend, die hoch auf Stangen getragen wurden, dazu in ihrer Mitte König Erik auf einem alten heiligen Ochsenwagen – da warf Styrbjörn den Kopf zurück und lachte, und in dem Augenblick traf ihn ein Speer zwischen Schildrand und Bart in den Hals. Das nahm seinen Mannen den Mut; einige wandten sich schon jetzt zur Flucht, und König Erik gewann dort einen großen Sieg.
Darauf kam König Sven Zweibart mit Schiffen von Fyn und Jütland in die Gegend der dänischen Inseln, um König Harald zu fangen, der bei Skanör saß und Heringsgelder zusammenzählte; denn König Sven war es nun satt geworden, auf den Tod seines Vaters zu warten. Aber König Harald entkam nach Bornholm und sammelte dort seine Schiffe, und zwischen den beiden gab es harten Kampf, bis König Harald verwundet wurde und nach Jomsborg entfloh. In vielen Teilen des Dänenreiches herrschte nun Zwietracht, denn etliche hielten zu König Harald, andere zu König Sven, und wieder andere wollten, solange das Land herrenlos zwischen den kämpfenden Königen lag, ihr eigenes Glück fördern.
Aber als der Sommer im höchsten Flor stand, kam König Erik von Uppsala herangesegelt und mit ihm eine so große Heermacht, wie man sie in Svealand schon lange nicht mehr in See gesetzt hatte, und er trieb die Reste von Styrbjörns Flotte vor sich her, die – um den Fall ihres Herrn zu rächen – an seinen Küsten gelegen und dort geplündert hatten. Er wollte nun an König Harald und König Sven dafür Rache nehmen, daß sie Styrbjörn Beistand geleistet hatten. Vielen schien es wenig lohnend, dem Manne Widerstand zu bieten, der Styrbjörn überwunden hatte und den man von nun an den »Siegesfrohen« nannte. Er fuhr hinter König Sven her, als dieser sich zu den Inseln und nach Jütland zurückzog; und überall, wo er hinkam, setzte er eigene Jarle ein. Bald hieß es von König Harald, er sei, vom Glück getäuscht, das ihm früher immer so treu gewesen, nun zu Jomsborg als landloser Flüchtling seinen Wunden erlegen; aber zwischen den beiden anderen ging der Kampf weiter. Man sagte, daß
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