Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
südwärts, die Küste entlang. Sogar die Frau war nun guten Mutes und konnte bei dem einen oder anderen mithelfen, so daß Orm es nicht mehr so schwer fand wie bisher, ihren Anblick zu ertragen.
    Es war gegen Abend, als sie unterhalb von Tostes Hof anlegten, an denselben Felsplatten, bei denen Kroks Schiffe auf der Ausfahrt gehalten hatten. Sie gingen den Fußweg zum Hof hinauf. Orm ging voraus. Ein Stück weiter oben führte der Pfad über einen reißenden Bach, da war aus drei Balken ein Übergang gemacht. Orm sagte:
    »Gebt acht auf den linken, der ist verfault und glatt.« Darauf starrte er den Balken an und sagte: »Lange bevor ich auf die Reise kam, war der Balken schon verfault, und jedesmal, wenn mein Vater hier ging, sagte er, daß er schleunigst ersetzt werden müsse. Nun ist er immer noch da und ist auch nicht in den Bach gefallen. Und doch scheint mir, ich sei lange fort gewesen. Da läßt sich hoffen, daß auch der Alte noch lebt.«
    Ein Stück weiter sahen sie auf einem hohen Baum ein Storchennest; ein Storch stand darauf. Orm blieb stehen und pfiff, da schlug der Storch mit den Flügeln und klapperte.
    »Er erkennt mich«, sagte Orm, »es ist noch derselbe Storch, und nun scheint es mir, als sei es erst gestern gewesen, daß wir zwei miteinander redeten.« Darauf gingen sie durch eine Feldpforte aus Stangen, und Orm sagte: »Schließt die Pforte gut, denn meine Mutter wird ärgerlich, wenn die Schafe herauskommen, und das Abendessen gerät schlechter, wenn sie böse ist.«
    Nun fingen Hunde zu bellen an, und die Hausleute standen, als sie sich näherten, spähend in der Tür. Eine Frau drängte sich zwischen den Männern vor und kam ihnen entgegen; das war Äsa. Sie war bleich, sah aber ebenso rüstig aus wie früher. Orm sagte: »Nun bin ich wieder da!«
    »Orm«, sagte sie und ihre Stimme bebte. »Gott hat mich erhört, wenn es auch lange gedauert hat.«
    »Mit der Zeit werden es recht viele, auf die er hören muß«, sagte Orm. »Daß du Christin geworden bist, war nicht zu erwarten.«
    »Ich war sehr allein«, sagte sie. »Aber nun ist alles gut.«
    »Sind denn die Männer hier schon hinausgesegelt?« fragte Orm.
    »Hier sind keine Männer mehr übrig«, sagte sie. »Ein Jahr nach dir blieb Odd aus, und Toste ist schon vor drei Jahren gestorben. Das war im gleichen Winter, in dem die große Seuche unter den Kühen war. Aber mich hatte man die Wahrheit der Christen gelehrt, und so durfte ich am Leben bleiben und wußte, daß du dank meiner Gebete zurückkommen würdest.«
    »Ja, da ist viel zu erzählen«, sagte Orm, »aber nun täte es gut, etwas zu essen zu bekommen. Diese hier sind meine Mannen, aber die Frau ist vom Ausland und gehört nicht mir.«
    Äsa sagte, nun sei Orm Herr auf dem Hofe, und seine Freunde seien auch die ihren. Sie wurden nun aufs beste bewirtet, und Äsa hatte Tränen in den Augen, wenn sie Gerichte auftrug, die Orm, wie sie wußte, gern aß. Es gab nun so viel zu erzählen, daß es für viele Abende reichte, aber wie Toke zu seinem Frauenzimmer gekommen war, wurde nicht berichtet, denn Orm wollte die Freude seiner Mutter nicht gleich bei der Ankunft trüben. Äsa mochte Toke von Anfang an gern leiden und pflegte seine verwundete Hand mit Sorgfalt, so daß sie bald zu heilen begann. Gegen Mirah war sie mütterlich und zärtlich, obschon sie nicht viel miteinander reden konnten; sie lobte ihre Schönheit und ihr schwarzes Haar. Aber sie bedauerte, daß Orm und seine Gefolgschaft nicht gemeinsam mit ihr Gott danken wollten für die glückliche Heimkehr; sie war jedoch zu froh, um deswegen verstimmt zu sein und sagte nur, Orm und auch die anderen verstünden das wohl besser, wenn sie erst mal zu reiferen Jahren gekommen seien,
    Orm fühlte sich Äsa gegenüber ein wenig fremd, denn sie war froh und sanft; und erst am sechsten Tage hörte er ihre scharfe Zunge gegen die Mägde losfahren. Da schien sie ihm wieder sie selbst zu sein.
    Orm und Toke kamen in Frieden miteinander aus, und von Ylva wurde nichts gesagt. Beim Erzählen dessen, was sie seit Kroks Ausfahrt erlebt hatten, erwachte bei Orm wieder die alte Freundschaft, und er hatte viel zu Tokes Lob zu sagen. Aber dachte er dann an Ylva, so änderte sich sein Sinn, und dann war ihm nichts verdrießlicher als der Anblick Tokes und der Frau. Mirah wurde täglich schöner und lachte und sang, und beide stimmten so gut zusammen, daß sie wenig von den Sorgen anderer merkten. Äsa meinte, die Kinder der beiden müßten schön

Weitere Kostenlose Bücher