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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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verschiedenen Richtungen wiesen.
    »An Blut fehlt es mir offenbar nicht«, sagte Toke, »aber zum Rudern taugt diese Hand heute nur wenig, und das ist schlimm, denn hier ist tüchtiges Zugreifen vonnöten, um aus der Bucht hinauszukommen.«
    Er spülte die Hand im Wasser und wandte sich der Frau zu. »Du Arme hast mir schon geholfen, eine ganze Menge anzustellen, wenn es auch sein mag, daß dein Anteil dabei geringer war als der meine; nun wollen wir sehen, ob du auch hierbei zu helfen weißt.« Die Frau trocknete ihre Tränen und kam zu ihm. Sie jammerte leise, als sie sah, wie groß der Schaden war, behandelte ihn aber geschickt. Am liebsten hätte sie Wein zum Waschen und Spinngewebe zum Drauflegen gehabt; in Ermangelung dessen half sie sich mit Wasser und Gras und gekautem Brot, und umwand die Hand fest mit einigen Streifen, die sie von ihrem Hemde abriß. »Auch das Untauglichste kann einmal von Nutzen sein«, sagte Orm. »Und jetzt sind wir alle beide linkshändig.«
    Man hörte seiner Stimme an, daß seine Wut gegen Toke nicht mehr so groß war.
    Mit Toke am Steuer fuhren sie jetzt mit sieben Ruderern aus. Das Herauskommen aus der Bucht und das Umfahren der Landzunge war die härteste Arbeit, die Orm, seit er als Sklave am Ruder gesessen, getan hatte. Er hielt einen Speer bereit, um den ersten Gefangenen, der nicht fleißig zugriff, damit zu zeichnen, und als ein Ruder in einer Wellentiefe ausglitt, so daß der Ruderer auf den Rücken geworfen wurde, saß der erstaunlich schnell wieder an seinem Platz. Die Frau hockte zusammengekauert zu Tokes Füßen und hielt in Jammer und Angst die Hand vor die Augen. Toke stieß sie mit dem Fuß an und befahl ihr, die Schöpfkelle zu nehmen und sich nützlich zu machen, aber trotz ihren Versuchen vermochte sie doch nichts auszurichten; das Schiff war zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Als sie endlich um die Landspitze herum waren und Segel gesetzt hatten, konnten auch die Männer ans Schöpfen gehen.
    Nun trieben sie die ganze Nacht vor dem Sturm her, und Orm selbst stand am Steuer. Alles, was er tun konnte, war, nach Osten zu halten und zu hoffen, daß das Schiff im Dunkeln nicht an Land geworfen werde. Keiner von ihnen hatte viel Hoffnung, dieses Unwetter zu überleben, denn es war schlimmer als alles, was sie auf der Fahrt nach Irland hatten ausstehen müssen, und Rapp sagte:
    »Hier haben wir nun fünf Gefangene an Bord, die waffenlos und ganz in unserer Hand sind. Ob sie uns an den Rudern noch viel nützen werden, ist ungewiß, aber sie könnten uns Gewinn bringen, wenn wir sie, um das Wetter zu stillen, dem Meervolk gäben.«
    Toke sagte, dieser Plan schiene ihm gut und richtig, aber man könne sich vielleicht damit begnügen, erst einmal einen oder zwei hineinzuwerfen und zu sehen, ob vielleicht das schon helfe. Aber Orm sagte, er habe den fünf Gefangenen das Leben zugesichert, und daher könne nichts dergleichen mit ihnen vorgenommen werden.
    »Wenn du, Toke, dem Meervolk irgend etwas opfern willst, so weiß ich dir keinen anderen Rat, als daß es dein Frauenzimmer sein müßte. Und es wäre für uns alle nicht übel, jemand los zu werden, durch den so viel Unglück geschehen ist.«
    Aber Toke sagte, solange er am Leben sei und eine Hand habe, um das Schwert zu heben, werde daraus nichts werden; also wurde darüber nicht mehr geredet.
    Gegen Morgen kam ein großer Regen und stand wie ein Rauch rings um sie her, und der Sturm ließ nach. Als es klar wurde, sahen sie die Küste von Mailand vor sich, und müde und mit wassergefülltem Schiff und zerrissenem Segel gelangten sie in eine Flußmündung.
    »Diese Planken haben mich nun vom Grabe des heiligen Jakob bis hierher gebracht«, sagte Orm, »und jetzt ist es nicht mehr weit nach Hause. Aber ich komme ohne das Halsband und ohne die Jakobsglocke heim, und viel Gewinn habe ich nicht davon gehabt, daß ich beides unterwegs fortgab.«
    »Aber du bringst ein Schwert und ein Schiff von der Reise mit«, sagte Toke, »und ein Schwert und eine Frau habe ich; für viele von denen, die mit Krok hinausgerudert sind, hat es nicht so gut geendet.«
    »Und auch den Zorn eines großen Königs haben wir mit an Bord«, sagte Orm, »und Verderblicheres kann niemand mit sich führen.«
    Die Mühsale der Reise waren nun überstanden; sie setzten die fünf Gefangenen an Land und ließen sie laufen; und nachdem sie einen Tag geruht und Segel und Schiff instand gesetzt hatten, bekamen sie schönes Wetter und fuhren vor leichtem Wind

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