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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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müssen sie uns lassen; das ist eine geringe Buße für meinen Arm und allen Ärger, den sie uns gemacht haben. Und nachher mögen sie gehen, wohin sie wollen.«
    Da kamen sie schnell genug vom Turm herab; sie waren bleich und abgezehrt, einige weinten und warfen sich den Bischöfen zu Füßen; andere riefen nach Wasser und Essen. Thorkels Mannen wurden sehr übler Laune, als sie im Turm nur wenig Wertvolles fanden, aber sie gaben ihnen zu essen und rührten sie nicht an.
    Orm kam an einem Wassertrog vorbei, aus dem viele der eingesperrt Gewesenen tranken, unter ihnen ein kleiner glatzköpfiger Mann im Priestergewand. Er hatte eine lange Nase und quer über den Schädel eine rote Narbe. Orm starrte ihn erstaunt an, ging dann auf ihn zu und rührte ihn an. »Dich sehe ich gern wieder«, sagte er, »denn ich bin dir Dank schuldig für das letztemal, da wir uns sahen. Daß wir König Haralds Arzt hier treffen würden, war nicht zu erwarten. Wie bist du hierher gekommen?«
    »Hierher kam ich vom Turm«, sagte Bruder Willibald böse, »da habe ich um gewalttätiger Heiden willen vierzehn Tage lang sitzen müssen.«
    »Ich habe viel mit dir zu reden«, sagte Orm. »Komm mit, so bekommst du zu essen und zu trinken.« »Ich habe gar nichts mit dir zu reden«, antwortete Bruder Willibald. »Je weniger ich von Dänen zu sehen bekomme, desto besser, soviel weiß ich nun. Und zu essen und zu trinken bekomme ich wohl auch sonstwo.«
    Orm bekam Angst, daß der kleine Priester in seiner Bosheit ihm davonlaufen und verschwinden werde; er hob ihn daher auf und trug ihn mit sich fort, wobei er ihm versprach, daß ihm nichts geschehen werde. Bruder Willibald sperrte sich eifrig und schrie ihm herrisch zu, daß er losgelassen werden wolle und daß Aussatz und böse Wunden die gelindeste Strafe seien, falls einer wage, Hand an einen Priester zu legen. Aber Orm trug ihn in ein Haus, das er sich nach Erstürmung der Stadt genommen hatte und in dem nur einige Verwundete seiner Schiffsbesatzung und einige alte Frauen sich aufhielten.
    Man sah es dem kleinen Priester an, daß er ausgehungert war, aber als Fleisch und Bier aufgetragen wurde, saß er eine Weile, ohne sich zu rühren, vor Schüssel und Kanne und blickte das Essen mit bitterer Miene an. Dann seufzte er und murmelte vor sich hin und machte das Zeichen des Kreuzes und fing gierig zu essen an. Orm füllte ihm wieder die Bierkanne und wartete geduldig, bis er seinen Hunger gestillt hatte.
    Das gute Bier vermochte nicht, seine Miene zu mildern, und seine Stimme wurde nicht sanft; aber er fand sich nun darein, auf Orms Fragen zu antworten, und redete sich bald in Eifer. Er war mit Bischof Poppo aus Dänemark entkommen, als der böse und unchristliche König Sven in die Nähe von Jellinge gelangt war, um alle Diener Gottes dort umzubringen; und der Bischof saß nun schwach und gebrechlich beim Abt von Westminster und trauerte über seine vergebliche Arbeit unter den Dänen. Darüber aber, meinte Bruder Willibald, sei nicht viel zu trauern, wenn man die Sache recht bedenke; denn gewiß war alles, was geschah, ein Zeichen von Gott, so auch, daß die Menschen in den Nordländern überhaupt nicht bekehrt, sondern lieber in Ruhe gelassen werden sollten, damit sie sich in ihrer Bosheit gegenseitig umbrächten; und diese ihre Bosheit sei in Wahrheit ohne Grenze. Er selber habe nicht die Absicht, es bei diesem Volk je wieder mit Bekehrungen zu versuchen; und beim Kreuz und bei den Wunden Christi sei er bereit, dies bei jedem, der es hören wolle, zu verkünden, und wenn es der Erzbischof von Bremen selber sei.
    Er leerte seine Kanne mit blitzenden Augen und schmatzte und sagte, daß nach langem Hungern Bier nützlicher sei als Fleisch. Orm schenkte ihm wieder ein, und er fuhr im Erzählen fort. Als Bischof Poppo gehört hatte, daß Wikinger aus Dänemark sich an der Ostküste des Landes aufhielten, hatte er sich zuverlässige Nachrichten von dort verschaffen wollen, um zu erfahren, ob dort etwa noch einige Christen am Leben seien und wieviel Wahres am Gerücht von König Haralds Tode sei. Aber der Bischof selbst sei für eine so gefahrvolle Reise zu schwach gewesen, und daher habe Bruder Willibald sie unternehmen müssen.
    »Denn der Bischof sagte, ich würde unter den Heiden wenig Gefahr laufen, denn als Arzt würde ich ihnen willkommen sein, und vielleicht schätzten mich schon viele, die mich an König Haralds Hof gesehen hätten. Ich hatte darüber meine eigenen Gedanken, denn ich kenne

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