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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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gern allein.
    Eines Morgens wurden die Glocken im Turm lange geläutet, und die Leute droben sangen fleißig fromme Lieder, so daß einige hinaufriefen und fragten, weswegen sie denn so lärmten? Dort oben hatten sie nun keine Steine mehr zum Hinabwerfen auf die Heiden, aber sie riefen zur Antwort, daß es Pfingsten sei, und das sei für sie ein Freudentag. Alle erstaunten über diese Antwort, und einige fragten, worüber sie sich denn so besonders freuen könnten und wie es bei ihnen um Fleisch und Bier bestellt sei?
    Sie antworteten: damit möge es sein, wie es wolle, sie seien dennoch froh, weil Christus im Himmel sei und ihnen helfen werde.
    Thorkels Leute brieten fette Schafe an den Feuern, und der Bratengeruch zog zum Turm hin, wo alle hungrig waren. Die Männer riefen ihnen zu, sie sollten sich wie vernünftige Leute benehmen und herabkommen und von dem Braten schmecken; aber sie kümmerten sich nicht darum und fingen bald wieder an zu singen.
    Thorkel und Orm saßen zusammen beim Essen und hörten dem Gesang zu. »Sie singen heute heiserer als sonst«, sagte Thorkel, »denn sie fangen an, trocken im Hals zu werden. Da kann es nicht mehr lange dauern, bis ihre Getränke alle sind und sie herabkommen.«
    »Sie haben es schlimmer als ich, und doch singen sie«, sagte Orm und betrachtete schwermütig ein schönes Stück Schaffleisch, bevor er es in den Mund steckte.
    »Es läßt sich nun einmal nicht ändern«, sagte Thorkel, »daß du zum Sänger in einem Kirchturm schlecht passen würdest.«
    Am gleichen Tag um die Mittagszeit kehrte Gudmund von einem Streifzug landeinwärts zurück. Er war hochgewachsen und von fröhlicher Gemütsart, und sein Gesicht trug längst vernarbte Spuren von den Klauen eines Bären; betrunken und redelustig kam er angeritten mit einem kostbaren Scharlachmantel um die Schultern, zwei schweren Silbergürteln um den Leib, und dazu stand ihm mitten im gelbem Bart ein breites Lächeln.
    Dieses Land, rief er, sobald er Thorkel erblickte, sei nach seinem Sinn und habe Reichtümer, die über alle Begriffe gingen, und zeit seines Lebens werde er Thorkel dankbar sein, daß er ihn hierher gelockt habe.
    Er hatte zwei Dörfer und einen Marktflecken geplündert und dabei vier Mann verloren; die Pferde knickten in den Gelenken unter ihren Lasten, sagte er, obschon man nur das Beste mitgenommen habe, und Ochsenwagen mit Starkbier und anderem kämen hinterdrein. Man müsse sich durchaus beizeiten nach noch mehr Schiffen umsehen, die tief laden könnten, damit alles nach Hause gebracht werden könne, was sich in diesem Lande mit geringer Mühe aufsammeln lasse.
    »Außerdem«, fuhr er fort, »habe ich auf dem Wege eine Schar Leute gefunden: zwei Bischöfe mit ihrem Gefolge. Sie behaupten, Abgesandte König Ethelreds zu sein, und ich bot ihnen Bier an und nahm sie hierher mit. Die Bischöfe sind alt und reiten langsam, aber bald werden sie hier sein, und was sie von uns wollen, ist nicht leicht zu verstehen. Sie sagten, sie brächten uns den Frieden ihres Herrn; aber wir sind es ja doch, und nicht sie, die zu bestimmen haben, wann Friede werden soll. Es mag sein, daß sie uns das Christentum lehren wollen; aber nun, da es ringsherum so viel zum Plündern gibt, bleibt uns zum Zuhören nicht viel Zeit.«
    Thorkel freute sich und sagte, Priester brauche er jetzt am meisten, damit sie nach seinem Arm sähen; und auch Orm wollte gern seines kranken Kopfes wegen mit einem Priester reden. Aber ihr eigentliches Geschäft, meinte Thorkel, sei wohl das Loskaufen von Gefangenen und der Turminsassen.
    Nach einer Weile kamen die Bischöfe angeritten. Es waren ehrfurchtgebietende Männer mit Stäben in den Händen, mit hohen Kappen und mit großem Gefolge von Vorreitern, Priestern, Hofmeistern, Mundschenken und Spielleuten; und allen, denen sie begegneten, erteilten sie Gottes Segen. Thorkels Mannen, so viele ihrer in der Stadt waren, kamen, um sie anzugaffen, aber einige von ihnen scheuten zurück, als der Bischof segnend die Hand gegen sie ausstreckte. Die Leute auf dem Turm brachen beim Anblick der Bischöfe in lautes Geschrei aus und fingen von neuem an, die Glocken zu läuten.
    Thorkel und Gudmund nahmen die Bischöfe gastfreundlich auf, und nachdem sie geruht und Gott für die glückliche Reise gedankt hatten, brachten sie ihre Angelegenheit vor. Der ältere von beiden, der der Bischof vom Grabe des heiligen Edmund genannt wurde, ergriff das Wort vor Thorkel und Gudmund und anderen, die gekommen waren, um

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