Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
euch besser, als er das vermag – er ist zu gut für diese Welt. Aber es paßt sich nicht, einem Bischof in solchen Dingen zu widersprechen, und darum tat ich nach seinem Willen. Müde kam ich eines Abends in dieser Stadt an, und nach dem Abendgesang legte ich mich in der Kirchenherberge zum Schlafe nieder, wurde aber von Geschrei und dickem Brandrauch geweckt; Menschen kamen im Feuerschein dahergerannt und riefen, daß nun die Teufel über uns seien. Es waren nicht Teufel, sondern viel schlimmere Wesen, und da schien es mir wenig lohnend, mit Grüßen von Bischof Poppo zu kommen. Mit den anderen gelangte ich in den Turm, und dort hätte ich mit ihnen mein Ende gefunden, wenn nicht Gott uns gerade am heiligen Pfingsttag aus unserer Not errettet hätte.«
    Er nickte und trank und sah Orm mit müden Augen an. »Nun ist es schon vierzehn Tage her, daß ich nicht richtig geschlafen habe«, sagte er, »und das Fleisch ist schwach. Nein, schwach ist es nicht, es ist stark, ebenso stark wie der Geist, aber nicht stark ohne jedes Maß.«
    »Schlafen darfst du nachher«, sagte Orm ungeduldig. »Weißt du etwas von König Haralds Tochter Ylva?«
    »Soviel weiß ich«, antwortete Bruder Willibald mit großer Sicherheit, »daß sie ihres Eigensinnes und ihrer Bosheit wegen zur Hölle kommt, wenn sie sich nicht bald bessert. Und wer kann von einer Tochter König Haralds Besserung erwarten?«
    »So bist du auch Frauen böse gesinnt«, sagte Orm. »Was hat sie dir denn getan?«
    »Das hat nichts zu sagen«, antwortete der kleine Priester bitter; »aber wahr ist, daß sie mich einen >glatzköpfigen alten Uhu< genannt hat, als ich ihr mit Gottes Zorn drohte.«
    »Du hast ihr gedroht, Priester?« sagte Orm und stand auf. »Warum hast du ihr gedroht?«
    »Sie schrie, daß sie tun werde, was sie wolle, nämlich einen Heiden heiraten, wenn auch alle Bischöfe der Welt sich dagegen sperrten.«
    Orm griff sich in den Bart und starrte ihn groß an und setzte sich wieder. »Ich bin es ja, den sie heiraten wird«, sagte er still. »Wo ist sie?«
    Aber auf die Frage bekam Orm an diesem Abend keine Antwort, denn Bruder Willibald sank langsam über den Tisch hin und schlief dort, wo er saß, mit dem Kopfe zwischen den Armen ein. Orm versuchte ihn zu wecken, aber das wollte nicht gelingen, und schließlich trug er ihn zur Schlafbank, legte ihn dort hin und deckte ihn zu. Er merkte mit Verwunderung, daß er diesen kleinen Priester gern hatte; aber als er eine gute Weile allein bei seinem Bier gesessen hatte, ohne schläfrig zu werden, wurde seine Ungeduld so groß, daß er zur Bank trat und den Schlafenden heftig rüttelte. Doch Bruder Willibald drehte sich nur auf die andere Seite und murmelte im Schlaf: »Schlimmer als Teufel.«
    Als der kleine Priester am nächsten Morgen erwachte, war er etwas sanfterer Laune und schien sich dort, wo er war, nicht schlecht zu befinden. Orm zögerte nicht, ihn nach allem, was er von Ylva wußte, auszufragen.
    Lieber als unter der Herrschaft ihres Bruders Sven zu Hause zu sitzen, war sie mit dem Bischof geflohen; und nun war sie den Winter über bei ihm geblieben, lebte aber in großer Ungeduld, nach Dänemark zurückkehren zu können, sobald gute Nachrichten von dort einträfen. Neuerdings aber hatte sich ein Gerücht verbreitet, daß König Harald in Landesflucht gestorben sei, und seitdem hatte Ylva an eine Reise gen Norden zu ihrer Schwester Gunhild gedacht, die mit dem dänischen Jarl Palling in Northumberland verheiratet war. Der Bischof wünschte nicht, daß sie sich allein auf eine so gefahrvolle Reise begebe, und riet ihr, sich statt dessen mit einem der Großen des Landes zu verheiraten, bei dessen Wahl er ihr helfen wolle. Aber solche Rede lasse sie weiß werden vor Zorn, und sie breche dann in Schmähungen aus gegen jedermann, ja selbst gegen den Bischof.
    Das war alles, was der kleine Priester von Ylva zu erzählen hatte. Orm hörte gern, daß sie König Svens Mannen entkommen war, aber es lag schwer auf ihm, daß er keinen Weg wußte, der ihn zu ihr geführt hätte. Auch der Schlag über den Nacken und der Schmerz, der immer noch anhielt, machte ihn bekümmert, aber Bruder Willibald zuckte verächtlich die Mundwinkel und sagte, diese Sorte Schädel halte mehr aus als bloß das.
    Darauf setzte er ihm Blutegel hinter die Ohren, und Orm fühlte sich bald besser. Die Gedanken an Ylva plagten ihn nun allerdings noch mehr, und am liebsten hätte er Thorkel und die anderen bewogen, einen großen

Weitere Kostenlose Bücher