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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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die Fensterbank, wartete aber mit dem Sprung, weil ich hören wollte, was sich zwischen meiner Retterin und dem mich verfolgenden Mörder entspinnen würde. Mißhandelte er sie, mußte ich ihr, bei aller Gefahr für mein eigenes Leben, zu Hilfe kommen. Der Gedanke war kaum aufgeblitzt, als er schon in der Tür stand und an ihr vorbei wollte. Aber sie warf die Arme um ihn und versuchte, ihn aufzuhalten.
      ›Fritz! Fritz!‹ rief sie auf Englisch, ›denk dran, was du mir beim letztenmal versprochen hast! Du hast gesagt, du tust es nie wieder. Er wird schweigen! Ja, sicher, er wird schweigen!‹
      ›Du bist verrückt, Elise!‹ schrie er und bemühte sich, von ihr freizukommen. ›Du wirst uns zugrunde richten. Er hat zuviel gesehen. Laß mich vorbei, sag ich!‹ Er schleuderte sie beiseite, rannte zum Fenster und schlug mit der schweren Waffe auf mich los. Ich hatte mich fallen lassen, hielt mich mit den Fingern an einer Kerbe im Fensterrahmen. Meine Hände lagen auf der Fensterbank, als die Schläge fielen. Ich fühlte einen dumpfen Schmerz, konnte nicht mehr fest greifen und stürzte in den Garten.
      Der Fall hatte mich zwar durchgeschüttelt, aber ich war unverletzt geblieben; ich raffte mich zusammen und lief, so schnell ich konnte, durch die Büsche davon, denn ich hatte begriffen, daß ich noch lange nicht außer Gefahr war. Beim Laufen packte mich plötzlich fürchterlicher Schwindel und Übelkeit. Ich sah auf meine Hand, in der es schmerzhaft pochte, und wurde zum erstenmal gewahr, daß der Daumen abgehackt war und Blut aus der Wunde strömte. Ich wollte mein Taschentuch um die Wunde binden, aber dann summte es mir in den Ohren, und augenblicks fiel ich in tödlicher Ohnmacht zwischen die Rosenbüsche.
      Wie lange ich ohne Bewußtsein blieb, kann ich nicht sagen. Ich muß sehr lange gelegen haben, denn als ich wieder zu mir kam, war der Mond schon untergegangen, und die helle Morgensonne brach durch die Wolken. Meine Kleidung hatte sich mit Tau vollgesogen, und der Rockärmel war durchnäßt vom Blut der verletzten Hand. Das Stechen in der Wunde brachte mir sofort alle Einzel heiten des nächtlichen Abenteuers wieder zu Bewußtsein, und das Gefühl, daß ich auch jetzt noch nicht sicher sei vor meinen Verfolgern, jagte mich hoch. Als ich auf den Beinen stand und mich umschaute, stellte ich zu meinem Erstaunen fest, daß weder das Haus noch der Garten zu sehen waren. Ich hatte in einer Hecke nahe der Landstraße gelegen, und ein Stück unterhalb sah ich ein langgestrecktes Gebäude, das sich beim Näherkommen als ebender Bahnhof erwies, wo ich in der vorangegangenen Nacht ausgestiegen war. Wäre nicht die widerwärtige Wunde an meiner Hand gewesen, hätten alle Ereignisse der schrecklichen Stunden ein übler Traum sein können.
      Benommen betrat ich den Bahnhof und fragte nach dem Morgenzug. In weniger als einer Stunde sollte einer nach Reading abgehen. Ich sah den Gepäckträger wieder, der bei meiner Ankunft dagewesen war. Ich fragte ihn, ob er jemals von Colonel Lysander Stark gehört habe. Der Name war ihm fremd. Hatte er in der vergangenen Nacht einen Wagen beobachtet, der mich erwartete? Nein, er hatte nichts gesehen. Gab es in der Nähe ein Polizeirevier? Das nächste lag drei Meilen entfernt.
      Das war zu weit für mich, krank und schwach, wie ich mich fühlte. Ich beschloß, meine Geschichte der Polizei zu erzählen, wenn ich wieder in der Stadt war. Kurz nach sechs traf ich in London ein, und ich ließ mir zuerst die Wunde verbinden. Der Doktor war dann so freundlich, mich hierher zu bringen. Ich lege meinen Fall in Ihre Hände, und ich werde genau tun, wozu Sie mir raten.«
      Wir hatten dem außergewöhnlichen Bericht gelauscht und saßen danach eine Weile schweigend. Sherlock Holmes nahm aus dem Regal eine der dickleibigen Akten, in denen er seine Ausschnitte aufbewahrte.
      »Hier ist eine Annonce, die Sie interessieren wird«, sagte er. »Vor ungefähr einem Jahr stand sie in allen Zeitungen. Hören Sie: ›Vermißt wird seit dem 9. ds. Mts. – Mr. Jeremiah Hayling, Ingenieur für Hydraulik, Alter 26 Jahre. Verließ seine Wohnung um zehn Uhr abends und wurde seitdem nicht mehr gesehen. Gekleidet…‹ etc. etc. Ha! das, scheint mir, bezieht sich auf das vorletzte Mal, als der Colonel seine Maschine überholen lassen mußte.«
      »Großer Gott!« rief mein Patient. »Jetzt ist klar, was die junge Frau meinte.«
      »Zweifellos. Es liegt zutage, daß der Colonel ein

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