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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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vor sich hin. Plötzlich wurde am anderen Ende der Halle eine Tür geöffnet, und eine lange goldene Lichtbahn schoß in unsere Richtung. Sie verbreiterte sich, und eine Frau erschien, in der Hand eine Lampe, die sie über den Kopf hielt. Sie schob das Gesicht vor und schaute nach uns aus. Ich konnte erkennen, daß sie schön war, und da das Licht auf ihr dunkles Kleid fiel, sah ich, daß es aus kostbarem Stoff gefertigt war. Sie sprach ein paar Worte in einer fremden Sprache, und am Tonfall stellte ich fest, daß sie etwas fragte. Als mein Gefährte mürrisch und kurz antwortete, zuckte sie so heftig zusammen, daß ihr die Lampe fast aus der Hand fiel. Colonel Stark trat auf sie zu, flüsterte ihr etwas ins Ohr und drängte sie zurück in den Raum, aus dem sie gekommen war. Als er sich mir wieder zuwandte, trug er die Lampe.
      ›Haben Sie die Freundlichkeit, einige Minuten in diesem Zimmer zu warten‹, sagte er und wies mich in einen kleinen, einfach möblierten Raum mit einem runden Tisch in der Mitte, auf dem mehrere deutsche Bücher lagen. Colonel Stark setzte die Lampe auf einem Harmonium neben der Tür ab. ›Es wird einen Augenblick dauern‹, sagte er und verschwand im Dunkeln.
      Ich betrachtete die Bücher, und obwohl ich kein Deutsch kann, erkannte ich, daß es zwei wissenschaftliche Abhandlungen waren und die anderen Dichtungen enthielten. Ich ging zum Fenster, in der Hoffnung, einen Blick auf die Landschaft werfen zu können, aber ein Laden mit schweren Riegeln versperrte die Aussicht. Es war ein seltsam stilles Haus. Irgendwo im Gang tickte laut eine alte Uhr, sonst war es totenstill. Ein Gefühl unbestimmbaren Unbehagens breitete sich in mir aus. Wer waren diese deutschen Leute, und was taten sie hier in diesem befremdenden, abgelegenen Haus? Wo lag es überhaupt? Es war ungefähr zehn Meilen von Eyford entfernt, aber ob nach Norden, Süden, Osten oder Westen, darüber hatte ich keine Vorstellung. Da aber Reading und möglicherweise andere Städte innerhalb des Radius lagen, war die Gegend vielleicht nicht gar so einsam. Doch war ich mir bei der absoluten Stille völlig sicher, daß ich mich auf dem Lande befand. Ich ging im Zimmer hin und her, summte leise eine Melodie und hatte das Gefühl, daß mir die fünfzig Guineas voll und ganz zuständen.
      Plötzlich, ohne vorbereitendes Geräusch, tat sich die Zimmertür langsam auf. Im Rahmen stand die Frau, hinter ihr breitete sich das Dunkel der Halle, und das Licht der Lampe fiel auf ein lebhaftes, schönes Gesicht. Mit dem ersten Blick erkannte ich, daß sie vor Angst krank war, und diese Entdeckung ließ mein Herz erbeben. Sie hielt zitternd einen Finger hoch, um mir Schweigen zu bedeuten, und flüsterte einige Worte in gebrochenem Englisch, wobei sie in die Dunkelheit zurückblickte wie ein furchtsames Pferd.
      ›Ich würde gehen‹, sagte sie mit unverkennbarem Bemühen, ruhig zu sprechen. ›Ich würde gehen. Ich nicht würde hier bleiben. Das ist nicht gut für Sie zu tun.‹
      ›Aber Madam‹, sagte ich, ›ich habe noch nicht ausgeführt, weswegen ich hergekommen bin. Ich kann nicht gut weggehen, ohne die Maschine gesehen zu haben.‹
      ›Es lohnt nicht zu warten‹, fuhr sie fort. ›Sie können gehen durch die Tür. Keiner hindert.‹ Und dann, als sie sah, daß ich lächelte und den Kopf schüttelte, legte sie die Befangenheit ab und tat ein paar Schritte mit gefalteten Händen auf mich zu. ›Um Himmels willen!‹ flüsterte sie. ›Gehen Sie weg, ehe es zu spät ist.‹
      Ich bin von Natur einigermaßen halsstarrig und, wenn sich mir ein Hindernis in den Weg stellt, desto geneigter, mich einzulassen. Ich dachte an meine fünfzig Guineas, an die beschwerliche Reise und an die unangenehme Nacht, die anscheinend vor mir lag. Sollte das alles nicht mehr zählen? Warum sollte ich mich davonstehlen, ohne meinen Auftrag erledigt und die Bezahlung erhalten zu haben? Die Frau war vielleicht, nach allem, was ich sah, von einer fixen Idee besessen. In mannhafter Haltung, obwohl ihre Aufführung mich tiefer erschüttert hatte, als ich mir eingestehen wollte, schüttelte ich stumm den Kopf und erklärte meine Absicht, zu bleiben, wo ich war. Sie wollte gerade ihre Bitte wiederholen, als wir Lärmen von Füßen auf der Treppe hörten. Sie lauschte einen Augenblick, warf die Arme in Verzweiflung hoch und verschwand so plötzlich und leise, wie sie gekommen war.
      Die Ankömmlinge waren Colonel Lysander Stark und ein kleiner

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