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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Die Landstraßen scheinen in diesem Teil der Welt nicht besonders gut zu sein, wir sind nämlich ganz entsetzlich geschüttelt und gestoßen worden. Ich habe versucht, aus den Fenstern zu schauen und zu erkennen, wo wir waren, aber sie waren aus Milchglas, und abgesehen von gelegentlichen verschwommenen Lichtern konnte ich nichts ausmachen. Hin und wieder habe ich eine Bemerkung versucht, um die Monotonie der Reise zu unterbrechen, aber der Colonel war sehr einsilbig, und so ist das Gespräch bald abgestorben. Dann wurde aber endlich das Rumpeln der Straße von der knisternden Glätte eines Kieswegs abgelöst, und der Wagen hat angehalten. Colonel Lysander Stark ist hinausgesprungen und hat mich, als ich ihm folgte, schnell in ein Portal hineingezogen, das sich vor uns auftat. Man könnte sagen, wir sind aus dem Wagen unmittelbar in die Eingangshalle getreten, so daß es mir unmöglich war, auch nur den flüchtigsten Blick auf die Hausfassade zu werfen. In dem Moment, als ich über die Schwelle getreten war, fiel hinter uns die Tür schwer ins Schloß, und ich konnte das schwache Rattern der Räder hören, als die Droschke abfuhr.
    Im Haus war es pechfinster, und der Colonel tastete herum und suchte nach Streichhölzern und murmelte vor sich hin. Plötzlich öffnet sich am anderen Ende des Gangs eine Tür, und ein langer goldener Lichtbalken fällt uns entgegen. Er wird breiter, und eine Frau erscheint mit einer Lampe in der Hand, die sie über den Kopf hält, Wobei sie ihr Gesicht vorreckt und uns anstarrt. Ich konnte sehen, daß sie hübsch war, und an dem Schimmern des Lichts auf ihrem dunklen Kleid konnte ich erkennen, daß es aus kostbarem Material sein mußte. Sie hat in einer fremden Sprache ein paar Worte gesagt, und zwar in einem Tonfall, als ob sie eine Frage stellte, und als mein Gefährte ihr in einem schroffen, einsilbigen Wort geantwortet hat, ist sie so sehr zusammengefahren, daß ihr beinahe die Lampe aus der Hand gefallen wäre. Colonel Stark ist zu ihr gegangen, hat ihr etwas ins Ohr geflüstert, sie in den Raum zurückgedrängt, aus dem sie getreten war, und ist dann wieder zu mir gekommen, mit der Lampe in der Hand.
    ›Vielleicht haben Sie die Güte, in diesem Raum einige Minuten zu warten‹, sagt er, wobei er eine weitere Tür öffnet. Es war ein ruhiger, kleiner, einfach eingerichteter Raum mit einem runden Tisch in der Mitte, auf dem einige deutsche Bücher verstreut lagen. Colonel Stark hat die Lampe auf ein Harmonium neben der Tür gestellt. ›Ich werde Sie nur einen Augenblick warten lassen‹, sagt er und verschwindet in der Dunkelheit.
    Ich habe mir die Bücher auf dem Tisch angesehen, und trotz meiner Unkenntnis des Deutschen konnte ich sehen, daß zwei von ihnen wissenschaftliche Abhandlungen waren, die anderen waren Gedichtbände. Ich bin dann zum Fenster hinübergegangen, in der Hoffnung, einen Blick auf die Umgebung werfen zu können, aber vor dem Fenster war ein mit schweren Stangen befestigter Laden aus Eichenholz angebracht. Es war ein wunderbar ruhiges Haus. Irgendwo im Korridor tickte laut eine alte Uhr, doch war ansonsten alles totenstill. Ein vages Gefühl des Unbehagens überkam mich. Wer waren diese Deutschen, und was machten sie hier an diesem seltsamen, entlegenen Ort? Und wo befand sich dieser Ort? Ich war etwa zehn Meilen von Eyford entfernt, das war alles, was ich wußte, ich hatte aber keine Ahnung, ob im Norden, Süden, Osten oder Westen. Im übrigen lagen Reading und vielleicht noch andere große Städte auch in diesem Radius, so daß der Ort möglicherweise gar nicht so entlegen war. Trotz allem war ich wegen der absoluten Stille sicher, daß wir auf dem Land waren. Ich bin im Raum auf. und ab gegangen und habe leise eine Melodie gesummt, um mir Mut zu machen, und dabei dachte ich, daß ich mein Honorar von fünfzig Guineen nun wirklich verdiente.
    Plötzlich öffnete sich langsam die Tür zu meinem Raum, ohne jedes vorbereitende Geräusch inmitten der vollkommenen Stille. Die Frau stand in der Öffnung, hinter ihr die Dunkelheit der Eingangshalle, das gelbe Licht meiner Lampe fiel auf ihr gespanntes und wunderschönes Gesicht. Mit einem Blick konnte ich sehen, daß sie krank war vor Angst, und bei diesem Anblick ist mir eiskalt ums Herz geworden. Sie hat einen zitternden Finger gehoben, um mich davor zu warnen, irgendein Geräusch zu machen, und dann hat sie mir ein paar Worte in gebrochenem Englisch zugeflüstert, in aller Eile, und sich dabei zu der hinter ihr

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