Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
nicht gesagt, daß es eine wahrscheinliche Annahme ist. Aber Sie selbst halten es nicht für sehr wahrscheinlich?«
    »Ich glaube, daß Flora keiner Fliege etwas zuleide tun könnte.«
    »Immerhin ist Eifersucht aber imstande, Charaktere auf seltsame Weise zu verändern. Was, bitte sehr, ist denn Ihre eigene Theorie über die Vorfälle?«
    »Also, ich bin wirklich nicht gekommen, um eine Theorie vorzubringen, sondern um eine zu suchen. Ich habe Ihnen alle Tatsachen gegeben. Wenn Sie mich nun aber schon fragen, will ich Ihnen sagen, daß es mir als möglich erschienen ist, daß die Aufregung über diese Affaire, das Bewußtsein, einen so gewaltigen gesellschaftlichen Schritt getan zu haben, bei meiner Frau eine kleine nervliche Verstörung verursacht haben mag.«
    »Kurz gesagt, daß sie plötzlich gestörten Geistes war?«
    »Nun ja, also, wenn ich bedenke, daß sie – ich will nicht sagen mir, aber immerhin so vielem, was ich, wenn auch ohne Erfolg, zu erreichen versucht habe, den Rücken gekehrt hat, dann kann ich es kaum anders erklären.«
    »Nun, das ist sicher ebenfalls eine mögliche Hypothese«, sagte Holmes lächelnd. »Und jetzt, Lord St. Simon, glaube ich, habe ich fast alle notwendigen Daten. Darf ich Sie noch fragen, ob Sie so am Frühstückstisch gesessen haben, daß Sie aus dem Fenster schauen konnten?«
    »Wir konnten die andere Straßenseite und den Park sehen.«
    »Ah, ja. Dann glaube ich nicht, daß ich Sie noch länger aufzuhalten brauche. Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    »Falls Sie das Glück haben sollten, dieses Problem lösen zu können«, sagte unser Klient, als er sich erhob.
    »Ich habe es bereits gelöst.«
    »Eh? Was war das?«
    »Ich sagte, ich habe es bereits gelöst.«
    »Wo ist denn dann meine Frau?«
    »Das ist ein Detail, das ich bald liefern werde.«
    Lord St. Simon schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, dazu wird es weiserer Häupter als Ihres oder meines bedürfen«, bemerkte er; er verneigte sich förmlich nach alter Art und ging.
    »Es ist reizend von Lord St. Simon, daß er meinen Kopf ehrt, indem er ihn auf eine Stufe mit dem seinen hebt«, sagte Sherlock Holmes lachend. »Ich glaube, ich werde nach diesem Kreuzverhör einen Whisky mit Soda und eine Zigarre zu mir nehmen. Ich hatte meine Schlüsse in diesem Fall schon gezogen, ehe unser Klient den Raum betreten hatte.«
    »Mein lieber Holmes!«
    »Ich habe Aufzeichnungen über mehrere ähnliche Fälle, wenn auch davon keiner, wie ich bereits bemerkt habe, so prompt verlaufen ist. Mein ganzes Untersuchungsverfahren hat nur dazu gedient, meine Mutmaßung zu einer Gewißheit zu machen. Umstände und Indizien sind manchmal sehr überzeugend, so, wenn Sie eine Forelle in der Milch finden, um Thoreaus 42 Beispiel zu zitieren.«
    »Aber ich habe doch alles gehört, was Sie gehört haben.«
    »Aber ohne die Kenntnis früherer Fälle, die mir so gute Dienste tut. Es gab einen gleichgearteten Fall in Aberdeen, vor einigen Jahren, und etwas sehr Ähnliches in München, im Jahr nach dem Preußisch-Französischen Krieg. Es ist einer dieser Fälle – aber hallo, das ist Lestrade! Guten Tag, Lestrade! Drüben auf dem Bord finden Sie einen weiteren Schwenker, und in der Kiste da sind Zigarren.«
    Der Detektivbeamte trug eine schwere Seemannsjacke und eine Krawatte, was ihm ein entschieden nautisches Aussehen verlieh; in der Hand hielt er eine schwarze Segeltuchtasche. Mit einem kurzen Gruß setzte er sich und zündete die angebotene Zigarre an.
    »Also, was ist los?« fragte Holmes mit einem Augenzwinkern. »Sie sehen unzufrieden aus.«
    »Ich bin auch unzufrieden. Es ist dieser teuflische Fall mit der St. Simon-Hochzeit. Ich werde aus dieser Sache nicht schlau.«
    »Tatsächlich? Sie überraschen mich!«
    »Wer hat jemals von einer so wirren Angelegenheit gehört? Jeder Hinweis zerrinnt mir zwischen den Fingern. Ich habe den ganzen Tag lang daran gearbeitet.«
    »Und Sie scheinen dabei ordentlich naß geworden zu sein«, sagte Holmes; er legte die Hand auf den Ärmel der Seemannsjacke.
    »Ja, ich habe den Teich im Hyde Park abgefischt.«
    »Allmächtiger! Wozu denn das?«
    »Um den Leichnam von Lady St. Simon zu finden.«
    Sherlock Holmes lehnte sich in seinem Sessel zurück und lachte herzlich.
    »Haben Sie auch das Becken der Fontäne auf dem Trafalgar Sqaure abgefischt?« fragte er.
    »Wieso? Was meinen Sie?«
    »Weil Ihre Chancen, diese Dame zu finden, hier wie dort gleich groß sind.«
    Lestrade warf meinem

Weitere Kostenlose Bücher