Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
König.«
    »So! War ihm seine Frau abhanden gekommen?«
    »Sie werden verstehen«, sagte Holmes sanft, »daß ich den Affairen meiner anderen Klienten die gleiche Geheimhaltung angedeihen lasse, die ich Ihnen in der Ihrigen zusage.«
    »Natürlich! Ganz richtig! Ganz richtig! Ich bitte selbstverständlich um Vergebung. Was nun meinen Fall betrifft, so will ich Ihnen gern jede Information geben, die Ihnen helfen kann, sich ein Urteil zu bilden.«
    »Ich danke Ihnen. Ich weiß bereits alles, was in der Presse zu finden war, aber auch nicht mehr. Ich nehme an, ich kann davon ausgehen, daß die Berichte korrekt sind – zum Beispiel dieser Artikel, über das Verschwinden der Braut.«
    Lord St. Simon überflog ihn. »Ja, er ist korrekt, jedenfalls soweit er geht.«
    »Es ist aber noch viel zusätzliche Auskunft nötig, bevor jemand ein Urteil fällen könnte. Ich glaube, der kürzeste Weg für mich, um an die Tatsachen zu kommen, ist, Sie zu befragen.«
    »Bitte fragen Sie.«
    »Wann haben Sie Miss Hatty Doran kennengelernt?«
    »In San Francisco, vor einem Jahr.«
    »Sie haben die Staaten bereist?«
    »Ja.«
    »Haben Sie sich damals verlobt?«
    »Nein.«
    »Aber Sie standen auf freundschaftlichem Fuß miteinander?«
    »Ihre Gesellschaft hat mich amüsiert, und Sie konnte sehen, daß ich amüsiert war.«
    »Ihr Vater ist sehr reich?«
    »Er gilt als der reichste Mann an der pazifischen Küste.«
    »Und wie hat er sein Geld gemacht?«
    »Mit Minen. Bis vor ein paar Jahren hatte er nichts. Dann hat er Gold gefunden, es investiert, und danach ging es mit Riesenschritten aufwärts.«
    »Was ist denn nun Ihr Eindruck vom Charakter der jungen Dame – Ihrer Gemahlin?«
    Der Adlige schwang seinen Kneifer ein wenig schneller und starrte hinunter ins Feuer. »Sehen Sie, Mr. Holmes«, sagte er, »meine Frau war zwanzig, bevor ihr Vater reich wurde. In dieser Zeit ist sie in einem Prospektorenlager frei herumgelaufen und durch die Wälder und Berge gestreift, ihre Erziehung stammt also eher von der Natur als von einem Schulmeister. Sie ist, was wir hier eine Range nennen, mit einem starken Wesen, wild und frei, ungebändigt durch Traditionen irgendeiner Art. Sie ist ungestüm – vulkanisch, hätte ich beinahe gesagt. Sie ist sehr rasch mit Entscheidungen bei der Hand und furchtlos in deren Durchführung. Andererseits hätte ich ihr nicht den Namen gegeben, den zu tragen ich die Ehre habe«, er hüstelte geziemend, »wenn ich nicht der Meinung gewesen wäre, daß sie im Grunde eine edle Frau ist. Ich glaube, daß sie zu heroischer Selbstaufopferung fähig ist und alles Unehrenhafte ihr zuwider wäre.«
    »Haben Sie eine Photographie von ihr?«
    »Ich habe dies hier mitgebracht.« Er öffnete ein Medaillon und zeigte uns das Gesicht einer überaus liebreizenden Frau. Es war keine Photographie, sondern eine Elfenbein-Miniatur, und der Künstler hatte das glänzende schwarze Haar, die großen dunklen Augen und den feinen Mund zu voller Geltung gebracht. Holmes betrachtete das Bild lange und ernsthaft. Dann schloß er das Medaillon und gab es Lord St. Simon zurück.
    »Die junge Dame ist dann also nach London gekommen, und Sie haben die Bekanntschaft erneuert?«
    »Ja. Ihr Vater hat sie zur vergangenen Londoner
saison
herübergebracht. Ich habe sie mehrmals getroffen, mich mit ihr verlobt und sie nun geheiratet.«
    »Wenn ich recht verstehe, hat sie eine beträchliche Mitgift mitgebracht?«
    »Eine angemessene Mitgift. Nicht mehr, als in meiner Familie üblich ist.«
    »Und diese Mitgift verbleibt Ihnen natürlich, da ja die Heirat ein
fait accompli
ist?«
    »Ich habe mich wirklich nicht danach erkundigt.«
    »Natürlich nicht. Haben Sie Miss Doran am Tag vor der Hochzeit gesehen?«
    »Ja.«
    »War sie in guter Stimmung?«
    »Sie war niemals in besserer Stimmung. Sie hat immer wieder davon gesprochen, was wir künftig mit unserem Leben machen sollten.«
    »So? Das ist sehr interessant. Und am Hochzeitsmorgen?«
    »Sie war so munter wie nur möglich – zumindest bis nach der Zeremonie.«
    »Und haben Sie dann bei ihr irgendeine Veränderung wahrgenommen?«
    »Nun, um die Wahrheit zu sagen, ich habe danach bei ihr zum ersten Mal überhaupt Anzeichen von schlechter Laune bemerkt. Der Vorfall war jedoch zu unbedeutend, als daß man ihn erwähnen müßte, und kann keineswegs etwas mit dem Fall zu tun haben.«
    »Lassen Sie uns bitte trotzdem davon erfahren.«
    »Ach, es ist kindisch. Als wir zur Sakristei gingen, hat sie ihr
bouquet
fallen

Weitere Kostenlose Bücher