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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Mädchen angeht, Miss Holder. Sie haben gesehen, wie sie durch die Küchentür zurückgekommen ist, nehme ich an?«
    »Ja; als ich nachsehen wollte, ob die Tür für die Nacht verriegelt war, habe ich sie getroffen, als sie gerade hereinschlüpfte. Ich habe auch den Mann in der Dunkelheit draußen gesehen.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »O ja; es ist der Händler, der unser Gemüse liefert. Er heißt Francis Prosper.«
    »Er stand«, sagte Sherlock Holmes, »links von der Tür – das heißt, er war weiter auf das Grundstück gekommen, als man kommen muß, wenn man die Tür erreichen will?«
    »Ja.«
    »Und er hat ein Holzbein?«
    Etwas wie Furcht leuchtete in den ausdrucksvollen Augen der jungen Dame auf. »Also, Sie sind ja ein Zauberer«, sagte sie. »Wie können Sie das denn wissen?« Sie lächelte, aber auf Holmes schmalem konzentriertem Gesicht war kein antwortendes Lächeln zu sehen.
    »Ich würde jetzt sehr gern nach oben gehen«, sagte er. »Wahrscheinlich werde ich danach noch einmal die Außenseite des Hauses untersuchen wollen. Vielleicht sollte ich mir die Fenster im Erdgeschoß ansehen, bevor ich hinaufgehe.«
    Er ging schnell von einem Fenster zum anderen und blieb nur bei dem großen stehen, das von der Diele auf den Weg zu den Ställen hinausschaut. Dieses öffnete er und untersuchte sehr sorgsam die Fensterbank mit Hilfe seines starken Vergrößerungsglases. »Jetzt wollen wir nach oben gehen«, sagte er schließlich.
    Das Ankleidezimmer des Bankiers war eine einfach eingerichtete kleine Kammer mit einem grauen Teppich, einem großen Sekretär und einem hohen Spiegel. Holmes ging zunächst zum Sekretär und betrachtete das Schloß sehr gründlich.
    »Welcher Schlüssel wurde verwendet, um es zu öffnen?« fragte er.
    »Der, den mein Sohn selbst genannt hat – der zum Schrank im Abstellraum.«
    »Haben Sie ihn hier?«
    »Er liegt da auf der Kommode.«
    Sherlock Holmes nahm ihn und öffnete den Sekretär.
    »Das Schloß ist völlig geräuschlos«, sagte er. »Kein Wunder, daß Sie nicht davon wachgeworden sind. Ich nehme an, diese Schachtel enthält die Krone. Wir müssen sie uns ansehen.« Er öffnete die Schachtel, nahm das Diadem heraus und legte es auf den Tisch. Es war ein prachtvolles Stück Juwelierskunst, und die sechsunddreißig Steine waren die schönsten, die ich je gesehen habe. An einer Seite der Krone war eine verbogene, zackige Kante zu sehen, wo ein Eckstück mit drei Steinen abgerissen worden war.
    »Also, Mr. Holder«, sagte Holmes; »hier ist die gegenüberliegende Ecke, die der so unglücklich verlorenen entspricht. Ich möchte Sie bitten, sie abzubrechen.«
    Der Bankier fuhr entsetzt zurück. »Nicht einmal im Traum würde ich das tun«, sagte er.
    »Dann will ich es tun.« Holmes spannte jäh all seine Kraft bei dem Versuch an, aber ohne Erfolg. »Ich fühle, daß es ein wenig nachgibt«, sagte er; »aber obwohl ich außerordentlich starke Finger habe, würde ich sehr lange brauchen, um es abzubrechen. Ein gewöhnlicher Mann könnte es nicht. Was also glauben Sie, Mr. Holder, würde geschehen, wenn ich die Ecke abbräche? Es gäbe einen Lärm wie von einem Pistolenschuß. Wollen Sie mir erzählen, daß sich all das wenige Yards von Ihrem Bett entfernt zugetragen hat und daß Sie nichts davon gehört haben?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Mir ist alles völlig undurchsichtig.«
    »Aber vielleicht wird es durchsichtiger, wenn wir fortfahren. Was meinen Sie, Miss Holder?«
    »Ich muß gestehen, ich teile meines Onkels Verwirrtheit.«
    »Ihr Sohn trug keine Schuhe oder Hausschuhe, als Sie ihn gesehen haben?«
    »Er hatte nichts an außer Hosen und Hemd.«
    »Danke sehr. Wir sind bei dieser Untersuchung ohne Zweifel durch außerordentliches Glück begünstigt worden, und wenn es uns nicht gelingt, die Sache aufzuklären, wird das allein unser Fehler sein. Mit Ihrer Erlaubnis, Mr. Holder, werde ich jetzt meine Nachforschungen im Freien fortsetzen.«
    Wie er es wünschte, ging er allein, denn er erklärte, jeder unnötige Fußabdruck werde seine Aufgabe erschweren. Eine Stünde oder länger befaßte er sich damit, und als er schließlich zurückkehrte, waren seine Füße schwer von Schnee und sein Gesicht undurchdringlich wie immer.
    »Ich glaube, ich habe nun alles gesehen, was zu sehen ist, Mr. Holder«, sagte er. »Ich kann Ihnen jetzt am besten helfen, indem ich in meine Wohnung zurückkehre.«
    »Aber die Steine, Mr. Holmes. Wo sind sie?«
    »Das kann ich Ihnen nicht

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