Die Abenteuer des Sherlock Holmes
dieser Sache kein Wort mehr sagen, da du es vorziehst, mich zu beleidigen. Ich werde morgen früh dein Haus verlassen und mir in der Welt meinen eigenen Weg suchen.‹
›Du wirst das Haus in Händen der Polizei verlassen!‹ rufe ich, halb verrückt von Kummer und Zorn. ›Ich werde dieser Sache auf den Grund gehen.‹
›Von mir wirst du nichts erfahren‹, sagt er mit einer Leidenschaft, die ich bei ihm nicht erwartet hätte. ›Wenn du unbedingt die Polizei holen willst, dann sollen die zusehen, was sie herausfinden können.‹
Inzwischen war das ganze Haus in Aufruhr, denn in meiner Wut war ich laut geworden. Mary stürzte als erste in mein Zimmer, und beim Anblick der Krone und von Arthurs Gesicht hat sie die ganze Geschichte lesen können und ist mit einem Schrei bewußtlos zusammengebrochen. Ich habe das Hausmädchen nach der Polizei geschickt und die Aufklärung sofort in ihre Hände gelegt. Als der Inspektor und ein Constable das Haus betraten, hat Arthur, der die ganze Zeit mürrisch mit verschränkten Armen dagestanden hatte, mich gefragt, ob ich ihn des Diebstahls zu bezichtigen gedächte. Ich habe geantwortet, das alles sei nun keine Privatsache mehr, sondern eine der Öffentlichkeit geworden, da die zerstörte Krone Nationaleigentum ist. Ich war entschlossen, daß das Gesetz in allem seinen Lauf nehmen sollte.
›Wenigstens‹, hat er gesagt, ›wirst du mich doch nicht sofort verhaften lassen. Es ist zu deinem und zu meinem Vorteil, wenn ich das Haus fünf Minuten lang verlassen darf.‹
›Damit du fliehen oder vielleicht das verstecken kannst, was du gestohlen hast‹, habe ich gesagt. Und dann ist mir die schreckliche Lage klargeworden, in der ich mich befand, und ich habe ihn angefleht, daran zu denken, daß nicht nur meine Ehre, sondern auch die einer sehr viel höhergestellten Person auf dem Spiel stand, und daß er im Begriff war, einen Skandal auszulösen, der die ganze Nation erschüttern würde. Er könnte all das abwenden, wenn er mir nur sagen wollte, was er mit den drei fehlenden Steinen getan hatte.
›Du kannst der Sache klar ins Gesicht sehen‹, habe ich gesagt. ›Du bist auf frischer Tat ertappt worden, und kein Geständnis kann die Abscheulichkeit deiner Tat mildern. Wenn du aber tust, was in deiner Macht steht, um alles wieder gutzumachen, indem du uns sagst, wo die Berylle sind, soll alles vergeben und vergessen sein.‹
›Spar dir deine Vergebung für die auf, die darum bitten‹, hat er geantwortet und sich mit einem höhnischen Grinsen von mir abgewandt. Ich habe sehen können, daß er zu sehr verhärtet war, als daß ich ihn mit Worten hätte beeinflussen können. Es gab nur einen Weg. Ich habe den Inspektor herbeigerufen und meinen Sohn in Gewahrsam gegeben. Man hat sofort nicht nur ihn selbst, sondern auch sein Zimmer untersucht, und außerdem jeden Teil des Hauses, in dem er vielleicht die Juwelen hätte verstecken können; man hat aber keine Spur von ihnen finden können, und der unselige Junge hat trotz all unserer Bitten und Drohungen den Mund nicht aufgemacht. Heute morgen hat man ihn in eine Zelle gebracht, und nachdem ich alle polizeilichen Formalitäten eilig erledigt hatte, bin ich hierhergelaufen, um Sie zu bitten, daß Sie Ihre Fähigkeiten einsetzen, um diese Sache zu enträtseln. Die Polizei hat offen gestanden, daß sie zur Zeit nicht schlau daraus wird. Sie können alle Ausgaben machen, die Sie für nötig halten. Ich habe schon eine Belohnung von tausend Pfund ausgesetzt. Mein Gott, was soll ich nur tun! In einer einzigen Nacht habe ich meine Ehre, meine Juwelen und meinen Sohn verloren. Oh, was soll ich nur tun!«
Er ließ den Kopf in die Hände sinken und wiegte sich vor und zurück, wobei er vor sich hin summte wie ein Kind, dessen Kummer zu groß für Worte geworden ist.
Sherlock Holmes saß einige Minuten lang schweigend da, die Stirn gerunzelt und die Augen auf das Feuer geheftet.
»Haben Sie zu Hause oft Gesellschaften?« fragte er.
»Nein; außer meinem Partner und seiner Familie und hin und wieder einem Freund von Arthur kommt keiner zu mir. In letzter Zeit war Sir George Burnwell mehrfach da. Sonst niemand, glaube ich.«
»Gehen Sie viel aus?«
»Arthur ja. Mary und ich bleiben daheim. Wir legen beide keinen großen Wert darauf.«
»Das ist ungewöhnlich für ein junges Mädchen.«
»Sie ist von Natur aus still. Außerdem ist sie nicht mehr so jung. Sie ist vierundzwanzig.«
»Nach dem, was Sie sagen, scheint diese Angelegenheit
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