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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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muß man Rücksicht nehmen. Sie wollen also Ihr Haar nicht abschneiden?‹
    ›Nein, Sir, das kann ich wirklich nicht‹, sage ich standhaft.
    ›Ach, nun ja, damit ist die Sache dann erledigt. Es ist jammerschade; in jeder anderen Hinsicht hätten Sie nämlich wirklich sehr gut getaugt. In diesem Fall, Miss Stoper, sollte ich wohl noch einige Ihrer jungen Damen inspizieren.‹
    Während all dem hatte die Geschäftsführerin dort gesessen und sich mit ihren Papieren beschäftigt, ohne zu einem von uns auch nur ein Wort zu sagen, aber jetzt hat sie mich mit so viel Verärgerung im Gesicht angesehen, daß ich den Verdacht nicht unterdrücken konnte, daß sie wegen meiner Weigerung eine nette Provision verloren hatte.
    ›Legen Sie Wert darauf, daß Ihr Name weiter in unseren Büchern bleibt?‹ hat sie mich gefragt.
    ›Ja, bitte, Miss Stoper.‹
    ›Also, eigentlich erscheint mir das als sinnlos, da Sie ja die prächtigsten Angebote in dieser Form ablehnen‹, sagt sie scharf. ›Sie können kaum erwarten, daß wir uns die Mühe machen, für Sie noch so eine Gelegenheit aufzutun. Guten Tag, Miss Hunter.‹ Sie schlägt auf dem Tisch einen Gong, und der Page begleitet mich hinaus.
    »Als ich dann wieder in meiner Wohnung war, Mr. Holmes, und kaum etwas in der Speisekammer und zwei oder drei Rechnungen auf dem Tisch fand, da habe ich angefangen, mich zu fragen, ob ich nicht einen sehr dummen Fehler gemacht hatte. Immerhin: Wenn diese Leute seltsame Schrullen haben und Gehorsam auch bei den ungewöhnlichsten Dingen verlangen, sind sie jedenfalls bereit, für ihre Exzentrik zu bezahlen. Nur sehr wenige Gouvernanten in England bekommen hundert im Jahr. Und außerdem, was nützt mir mein Haar? Vielen Leuten steht es besser, wenn sie es kurz tragen, und vielleicht gehöre ich ja dazu. Jedenfalls war ich am nächsten Tag im Zweifel, ob ich nicht einen Fehler gemacht hatte, und noch einen Tag später war ich sicher, daß es falsch gewesen war. Ich hatte fast meinen Stolz soweit überwunden, daß ich zurück zur Vermittlung gehen und mich erkundigen wollte, ob die Stelle noch zu haben war, als ich diesen Brief von dem Gentleman persönlich erhielt. Ich habe ihn bei mir und möchte ihn Ihnen vorlesen.
     
    The Copper Beeches,
nahe Winchester
    Liebe Miss Hunter,
    Miss Stoper war so freundlich, mir Ihre Anschrift zu geben, und so schreibe ich Ihnen nun von hier aus, um Sie zu fragen, ob Sie sich Ihre Entscheidung nicht vielleicht noch überlegt haben. Meine Frau hätte sehr gern, wenn Sie kämen, denn von meiner Beschreibung von Ihnen war sie sehr angetan. Wir sind bereit, Ihnen dreißig Pfund pro Quartal, also 120 £ jährlich, zu zahlen, um Sie für jegliche kleine Unannehmlichkeit zu entschädigen, die unsere Schrullen für Sie darstellen könnten. Letzten Endes sind diese ja nicht gar so anspruchsvoll. Meine Frau liebt einen besonderen Blauton und hätte es gern, wenn Sie morgens im Haus solch ein Kleid trügen. Sie brauchen sich allerdings nicht die Unkosten aufzuerlegen, ein neues zu kaufen, da wir eines haben, das meiner lieben Tochter Alice (sie lebt jetzt in Philadelphia) gehört und Ihnen wohl sehr gut passen würde. Was nun die Frage angeht, wo Sie sich hinsetzen oder ob Sie sich auf eine bestimmte Art nach Anweisung zerstreuen, das braucht Sie wirklich nicht zu beunruhigen. Was Ihr Haar angeht, so ist es zweifellos jammerschade, vor allem, da ich während unseres kurzen Gesprächs nicht umhin konnte, seine Schönheit zur Kenntnis zu nehmen, aber ich fürchte, ich muß in diesem Punkte fest bleiben, und ich hoffe nur, daß das erhöhte Gehalt Sie für den Verlust entschädigen wird. Ihre Pflichten, soweit das Kind betroffen ist, sind ganz leicht. Nun hoffe ich, Sie kommen doch, und ich darf Sie bald in Winchester mit dem Wagen abholen. Lassen Sie mich wissen, welchen Zug Sie nehmen.
    Mit freundlichen Grüßen
JEPHRO RUCASTLE
    Das ist also der Brief, den ich eben bekommen habe, Mr. Holmes, und ich habe mich entschlossen, die Stellung anzutreten. Bevor ich allerdings den letzten Schritt tue, wollte ich Ihnen gern die Sache vorlegen und um Ihre Meinung bitten.«
    »Nun ja, Miss Hunter – wenn Sie sich entschlossen haben, dann ist die Sache doch erledigt«, sagte Holmes lächelnd.
    »Sie raten mir also nicht dazu, abzulehnen?«
    »Ich muß gestehen, es ist nicht gerade eine Stellung, bei der ich es gern sähe, wenn meine eigene Schwester sich darum bewürbe.«
    »Was bedeutet das alles, Mr. Holmes?«
    »Ah, ich weiß zu

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