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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Lestrade von Scotland Yard. Mit ihm fuhren wir zum Hereford Arms Hotel, wo man uns ein Zimmer reserviert hatte.
    »Ich habe einen Wagen bestellt«, sagte Lestrade. Wir saßen bei einer Tasse Tee. »Ich weiß doch, wie energisch Sie sind, und daß Sie erst zufrieden sind, wenn Sie am Schauplatz des Verbrechens waren.«
    »Sehr nett und zuvorkommend von Ihnen«, antwortete Holmes. »Aber das hängt ganz vom barometrischen Druck ab.«
    Lestrade blickte ihn verstört an. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, sagte er.
    »Was sagt das Glas? Aha, neunundzwanzig. Kein Wind, und keine einzige Wolke am Himmel. Hier habe ich eine Schachtel Zigaretten, die unbedingt geraucht werden müssen, und das Sofa sieht viel besser aus als die üblichen Scheußlichkeiten in Hotels auf dem Lande. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, daß ich heute abend den Wagen benutzen werde.«
    Lestrade lachte nachsichtig. »Sie haben Ihre Schlußfolgerungen zweifellos schon mit Hilfe der Zeitungen gezogen«, sagte er. »Der Fall liegt sonnenklar, und je mehr man sich damit beschäftigt, um so klarer wird er. Andererseits kann man natürlich einer Dame nichts abschlagen, einer so beharrlichen dazu. Sie hat von Ihnen gehört und will wissen, was Ihre Meinung hierzu ist, obwohl ich ihr mehrmals gesagt habe, Sie könnten hier auch nichts tun, was ich nicht schon getan hätte. Ach du liebe Zeit! Da ist ihr Wagen!«
    Er hatte es kaum gesagt, als eine der hübschesten jungen Frauen ins Zimmer stürzte, die ich im Leben je gesehen habe. Ihre blauen Augen leuchteten, ihr Mund war leicht geöffnet, ein rosa Hauch lag auf ihren Wangen, jeder Gedanke an ihre natürliche Zurückhaltung war untergegangen in überwältigender Erregung und Besorgnis.
    »Oh, Mr. Sherlock Holmes!« rief sie; sie blickte zwischen uns hin und her und wandte sich schließlich mit der schnellen Intuition einer Frau an meinen Gefährten. »Ich bin so froh, daß Sie gekommen sind. Ich bin mit dem Wagen hergekommen, um Ihnen das zu sagen. Ich weiß, daß James es nicht getan hat. Ich weiß es, und ich möchte, daß auch Sie es wissen, bevor Sie mit Ihrer Arbeit beginnen. Bitte zweifeln Sie nie daran. Wir kennen einander, seit wir kleine Kinder waren, und ich kenne seine Fehler besser als jeder andere; aber er hat ein so weiches Herz, daß er nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun kann. Für jeden, der ihn wirklich kennt, ist diese Beschuldigung absurd.«
    »Ich hoffe, wir können ihn davon reinwaschen, Miss Turner«, sagte Sherlock Holmes. »Sie können sich darauf verlassen, daß ich alles tun werde, was ich kann.«
    »Aber Sie kennen doch die Beweislage. Haben Sie schon Schlüsse gezogen? Sehen Sie nicht vielleicht ein Schlupfloch, irgendeine Schwachstelle? Glauben Sie vielleicht selbst auch, daß er unschuldig ist?«
    »Ich halte es für sehr wahrscheinlich.«
    »Da hören Sie es!« rief sie. Sie warf ihren Kopf zurück und blickte Lestrade trotzig an. »Haben Sie es gehört? Er macht mir Hoffnung.«
    Lestrade zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte, mein Kollege hat seine Schlüsse ein bißchen voreilig gezogen«, sagte er.
    »Aber er hat recht. Oh, ich weiß, daß er recht hat! James kann das nie getan haben. Und dieser Streit mit seinem Vater. Ich bin sicher, der Grund, weshalb er dem Coroner nichts darüber sagen wollte, ist, daß ich davon betroffen bin.«
    »Inwiefern?« fragte Holmes.
    »Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt für mich, irgend etwas zu verheimlichen. James und sein Vater hatten meinetwegen viele Meinungsverschiedenheiten. Mr. McCarthy hat immer großen Wert darauf gelegt, daß wir irgendwann heiraten. James und ich haben einander immer wie Bruder und Schwester geliebt, aber er ist natürlich jung und hat noch so wenig vom Leben gesehen und … und … also, er wollte natürlich noch nichts Derartiges tun. Deswegen gab es Streit, und ich bin sicher, dieser Streit war auch so einer.«
    »Und Ihr Vater?« fragte Holmes. »War er für solch eine Verbindung?«
    »Nein, er war auch dagegen. Niemand außer Mr. McCarthy war dafür.« Eine jähe Röte überzog ihr frisches, junges Gesicht, als Holmes ihr einen seiner scharfen, forschenden Blicke zuwarf.
    »Ich danke Ihnen für diese Information«, sagte er. »Kann ich Ihren Vater sprechen, wenn ich morgen vorbeikomme?«
    »Ich fürchte, das wird der Doktor nicht erlauben.«
    »Der Doktor?«
    »Ja, wußten Sie das nicht? Mein armer Vater ist schon seit vielen Jahren nicht sehr gesund, aber das hat ihn völlig

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