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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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zusammenbrechen lassen. Er mußte sich hinlegen, und Dr. Willows sagt, er muß mindestens eine Woche im Bett bleiben, und sein Nervensystem ist völlig zerrüttet. Mr. McCarthy war der einzige lebende Mensch, der Vater früher in Victoria gekannt hat.«
    »Ha! In Victoria! Das ist sehr wichtig.«
    »Ja, in den Minen.«
    »Genau; in den Goldminen, wo Mr. Turner, wenn ich mich nicht irre, sein Vermögen gemacht hat.«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Ich danke Ihnen, Miss Turner. Sie haben mir wirklich sehr geholfen.«
    »Sagen Sie es mir bitte, wenn Sie morgen etwas Neues wissen! Sie werden doch bestimmt ins Gefängnis gehen, um mit James zu sprechen. Oh, Mr. Holmes, wenn Sie hingehen, sagen Sie ihm doch bitte, ich weiß, daß er unschuldig ist.«
    »Ich werde es ihm sagen, Miss Turner.«
    »Ich muß jetzt heimfahren, denn Vater ist sehr krank, und er vermißt mich so sehr, wenn ich fort bin. Good-bye, und möge Gott Ihnen bei Ihrer Arbeit beistehen.« So impulsiv, wie sie ihn betreten hatte, verließ sie den Raum, und wir hörten die Räder ihres Wagens die Straße hinabrattern.
    »Ich schäme mich für Sie, Holmes«, sagte Lestrade würdevoll nach mehrminütigem Schweigen. »Wie können Sie nur Hoffnungen wecken, die Sie doch enttäuschen müssen? Ich bin nicht gerade weichherzig, aber das nenne ich grausam.«
    »Ich glaube, ich weiß schon, wie ich James McCarthy freibekomme«, sagte Holmes. »Haben Sie die Erlaubnis, ihn im Gefängnis aufzusuchen?«
    »Ja, aber nur für Sie und mich.«
    »Dann werde ich wohl meinen Entschluß, nicht mehr auszugehen, revidieren. Haben wir noch genug Zeit, um einen Zug nach Hereford zu nehmen und mit ihm heute abend zu reden?«
    »Reichlich.«
    »Dann sollten wir das tun. Watson, ich fürchte, für Sie wird es langweilig sein, aber ich werde nur ein paar Stunden fortbleiben.«
    Ich ging mit ihnen zum Bahnhof hinab und wanderte anschließend durch die Straßen der kleinen Stadt, bis ich zum Hotel zurückkehrte, wo ich es mir auf dem Sofa bequem machte und mich für einen billigen Schmöker zu interessieren suchte. Die Handlung der Geschichte war jedoch allzu dünn und erbärmlich, wenn ich sie mit dem dunklen Rätsel verglich, durch das wir uns tasteten, und meine Gedanken schweiften von der Dichtung immer wieder zur Wirklichkeit ab, so daß ich schließlich das Buch an die Wand warf und mich ganz einer Betrachtung der Ereignisse des Tages hingab. Angenommen, die Geschichte dieses unglücklichen jungen Mannes wäre absolut wahr – welche Teufelei, welches völlig unvorhersehbare und außerordentliche Unheil konnte sich dann zwischen dem Zeitpunkt, da er von seinem Vater schied, und dem Augenblick ereignet haben, da er, von den Schreien zurückgerufen, auf die Lichtung stürzte? Es mußte etwas Schreckliches und Tödliches sein. Was konnte es nur sein? Könnte die Art der Verletzungen nicht vielleicht meinem ärztlichen Instinkt etwas verraten? Ich läutete und ließ mir die örtliche Wochenzeitung bringen, die einen wortwörtlichen Bericht über die Leichenschau enthielt. Der Arzt stellte in seinem Bericht fest, daß das hintere Drittel des linken Scheitelbeins und die linke Hälfte des Hinterhaupt-Knochens durch einen schweren Schlag mit einer stumpfen Waffe zerschmettert worden waren. Ich berührte die Stelle an meinem eigenen Kopf. Offenbar konnte ein solcher Schlag nur von hinten geführt worden sein. Das sprach in gewisser Weise zugunsten des Angeklagten, da er ja seinem Vater gegenüber gestanden hatte, als man sie miteinander streiten sah. Viel ließ sich jedoch nicht damit machen, denn der Ältere mochte ihm durchaus den Rücken gekehrt haben, ehe der Schlag fiel. Dennoch konnte es nützlich sein, Holmes’ Aufmerksamkeit hierauf zu lenken. Dann war da der merkwürdige Hinweis des Sterbenden auf eine Ratte. Was konnte das bedeuten? Delirium konnte es nicht sein. Ein Mann, der an einem jähen Schlag stirbt, deliriert normalerweise nicht. Nein, mit größerer Wahrscheinlichkeit war es ein Versuch gewesen, zu erklären, wie ihn das Unheil ereilt hatte. Aber worauf konnte das hindeuten? Und dann die Geschichte mit dem grauen Tuch, das der junge McCarthy gesehen hatte. Wenn es stimmte, dann mußte der Mörder auf der Flucht einen Teil seiner Kleidung verloren haben, vermutlich den Mantel, und hatte dann die Kühnheit besessen, umzukehren und ihn zu holen, in dem Augenblick, da der Sohn keine zwölf Schritte entfernt kniete und ihm den Rücken zuwandte. Welch ein Gewirk von Rätseln

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