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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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nicht von Mensch noch Teufel wie ein Schaf im Pferch einsperren lassen. Wenn diese wilden Anfalle vorbei waren, pflegte er jedoch geräuschvoll durch die Tür ins Haus zu stürzen und sie hinter sich zu verriegeln und abzuschließen wie einer, der dem Entsetzen auf dem Grunde seiner Seele nicht länger zu trotzen vermag. Bei solchen Gelegenheiten habe ich sein Gesicht auch an kalten Tagen von Nässe glänzen sehen, als hätte er es eben erst aus einem Becken erhoben.
    Nun, um zum Schluß der Sache zu kommen, Mr. Holmes, und um Ihre Geduld nicht zu mißbrauchen, dann kam eine Nacht, in der er einen seiner betrunkenen Ausfälle machte, aber von diesem kam er nie zurück. Als wir nach ihm suchten, fanden wir ihn mit dem Gesicht nach unten in einem kleinen, mit grünem Schaum überzogenen Teich liegen, am Ende des Gartens. Es gab keinerlei Anzeichen von Gewaltanwendung, und das Wasser war nur zwei Fuß tief, so daß die Jury, in Anbetracht seines bekannt exzentrischen Benehmens, auf Selbstmord erkannte. Aber da ich weiß, wie sehr er vor dem bloßen Gedanken an den Tod zurückschreckte, muß ich mir sehr viel Mühe geben, um mich davon zu überzeugen, daß er sich bemüht haben soll, den Tod zu finden. Die Sache war jedoch damit erledigt, und mein Vater trat in den Besitz des Guts und einiger vierzehntausend Pfund in Form eines Bankguthabens.«
    »Einen Augenblick«, unterbrach Holmes. »Soweit ich dies jetzt schon sagen kann, ist Ihr Bericht einer der bemerkenswertesten, die ich je gehört habe. Sagen Sie mir doch das Datum, an dem Ihr Onkel den Brief erhielt, und das Datum seines vermeintlichen Selbstmords.«
    »Der Brief kam am 10. März 1883 an. Sein Tod ereignete sich sieben Wochen später, in der Nacht des 2. Mai.«
    »Ich danke Ihnen. Bitte fahren Sie fort.«
    »Als mein Vater den Besitz in Horsham übernahm, untersuchte er auf meine Bitte hin sehr sorgfältig den Dachboden, der immer abgeschlossen gewesen war. Dort fanden wir die Messingdose, wenn auch ihr Inhalt vernichtet worden war. Auf der Innenseite des Deckels fand sich ein Aufkleber aus Papier, auf dem wiederum die Initialen K.K.K. standen, und darunter war zu lesen ›Briefe, Memoranden, Quittungen und ein Register‹. Wir nahmen an, daß dies die von Oberst Openshaw vernichteten Papiere näher bezeichnete. Im übrigen fand sich auf dem Dachboden nichts von Bedeutung, abgesehen von vielen verstreuten Papieren und Notizbüchern, die das Leben meines Onkels in Amerika betrafen. Einige von ihnen stammten aus der Zeit des Kriegs und zeigten, daß er redlich seine Pflicht getan und in dem Ruf eines tapferen Soldaten gestanden hatte. Andere waren aus der Zeit des Wiederaufbaus der Südstaaten und beschäftigten sich vor allem mit Politik; er schien sich sehr stark den politischen Abenteurern widersetzt zu haben, die aus dem Norden 23 geschickt worden waren und sich in erster Linie bereichern wollten.
    Es war Anfang ‘84, als mein Vater nach Horsham zog, und bis zum Januar ‘85 hätte nichts bei uns besser sein können. Am vierten Tag nach Neujahr hörte ich meinen Vater einen lauten Schrei der Überraschung ausstoßen, als wir beim Frühstück waren. Da saß er, mit einem soeben geöffneten Briefumschlag in der einen und fünf trockenen Orangenkernen auf der ausgestreckten Fläche der anderen Hand. Er hatte immer über mein Ammenmärchen, wie er es nannte, über den Obersten gelacht, aber nun, da ihm das gleiche widerfuhr, sah er sehr ratlos und verstört drein.
    ›Also, John, was um Himmels willen bedeutet das?‹ stammelte er.
    Mein Herz war zu einem Bleiklumpen geworden. ›Es ist K.K.K.‹, sagte ich.
    Er sah in den Umschlag hinein. ›Das stimmt‹, rief er. ›Da stehen diese Buchstaben. Aber was ist das, was darüber geschrieben steht?‹
    ›Leg die Papiere auf die Sonnenuhr‹, las ich, als ich über seine Schulter schaute.
    ›Welche Papiere? Welche Sonnenuhr?‹ fragte er.
    ›Die Sonnenuhr im Garten. Eine andere gibt es nicht‹, sagte ich. ›Aber die Papiere, das müssen die sein, die vernichtet sind.‹
    ›Puh!‹ sagte er, wobei er allen Mut zusammenraffte. ›Wir sind hier in einem zivilisierten Land und wollen mit solchem Schabernack nichts zu tun haben. Woher kommt das Ding?‹
    ›Aus Dundee‹ sagte ich nach einem Blick auf dem Stempel.
    ›Irgendein närrischer Scherz‹, sagte er. ›Was habe ich mit Sonnenuhren und Papieren zu tun? Ich werde solchen Unsinn nicht beachten.‹
    ›Ich würde auf jeden Fall mit der Polizei reden‹,

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