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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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damit sie sich erst einmal ausschliefen, denn der Flug war mörderisch gewesen: Sie hatten dreimal umsteigen müssen, bis sie die vielen tausend Meilen über drei Kontinente hinter sich gebracht hatten. Am nächsten Morgen standen sie zeitig auf, denn sie wollten etwas von der Stadt sehen, ein Museum und den Markt besuchen,ehe sie am nächsten Tag in einem Sportflugzeug zum Safari-Camp aufbrachen.
    Der Markt lag in einem belebten Viertel zwischen üppigen tropischen Bäumen. In den ungeteerten Straßen drängten sich Menschen und Fahrzeuge: Mofas mit drei oder vier Leuten darauf, klapprige Autobusse, Handkarren. Alles, was die Erde, das Meer oder der menschliche Erfindungsreichtum hergaben, wurde hier feilgeboten, ob Hörner von Nashörnern, Goldfische aus dem Nil oder geschmuggelte Waffen. Kate, Nadia, Alex, Joel und Timothy verabredeten sich für eine Stunde später an einer bestimmten Straßenecke und trennten sich dann. In dem Gedränge und dem Wirrwarr schmaler Gassen konnte man sich kaum zurechtfinden, und zur vereinbarten Zeit wieder am Treffpunkt zu sein war leichter gesagt als getan. Alexander fürchtete, dass er Nadia in der Menge verlieren würde oder sie jemand über den Haufen fuhr, deshalb nahm er ihre Hand, und gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch das Gewühl.
    Eine bunte Mischung von Menschen aus den verschiedenen afrikanischen Kulturen gab es hier zu bestaunen: Wüstennomaden und schlanke Reiter auf prächtig geschmückten Pferden, Muslime mit kunstfertig geschlungenen Turbanen und halb verschleierten Gesichtern, Frauen mit glühenden Augen und blauen Tätowierungen auf Stirn und Wangen, nackte Hirten, die sich mit rotem Lehm und weißer Kreide bemalt hatten. Unzählige barfüßige Kinder und Meuten von Hunden rannten herum. Am meisten waren Nadia und Alex von den Frauen beeindruckt: Die einen hatten sich knallbunte gestärkte Tücher auf den Kopf getürmt, die von weitem aussahen wie Segel, andere hatten sich die Haare abrasiert, und ihre Hälse verschwanden vom Kinn bis zu den Schultern unter Ketten aus Glasperlen; manche waren in meterlange Bahnen farbenprächtiger Stoffe gehüllt, andere fast nackt. Die Luft hallte wider von Gesprächen in den unterschiedlichsten Sprachen, von Musik und Gelächter, von Gehupe und von den Schreien der Tiere, die hier an Ort und Stelle geschlachtet wurden. Von den Tischen der Schlachter troff ihr Blut und versickerte im staubigen Boden, während schwarze Geier in geringer Höhe darüber glitten und darauf lauerten, etwas von den Eingeweiden zu ergattern.
    Alex und Nadia wanderten mit großen Augen durch dieses kunterbunte Spektakel, feilschten hier um den Preis für ein Armband aus Glasperlen, kosteten dort ein Stück Maiskuchen oder knipsten ein Foto mit der Pocketkamera, die sie in letzter Minute auf dem Flughafen erstanden hatten. An einer Ecke liefen sie fast in einen Vogel Strauß hinein, der mit den Füßen an einen Pflock gebunden war und auf sein letztes Stündlein wartete. Das Tier, das viel größer, kräftiger und wilder war, als sie sich hätten träumen lassen, äugte mit grenzenloser Verachtung auf sie herab, krümmte dann plötzlich ohne Vorwarnung den langen Hals und schnellte mit dem Schnabel auf Borobá zu, der auf Alexanders Kopf hockte und sich an dessen Ohren festhielt. Der Affe konnte dem mörderischen Hieb eben noch ausweichen und kreischte wie am Spieß. Der Strauß schlug mit seinen kurzen Flügeln und stürzte vor, soweit der Strick um seine Beine es zuließ. Joel González, der gerade zufällig vorbeikam, schaffte es eben, Alexanders und Borobás entsetzte Mienen mit der Kamera festzuhalten, während Nadia den dreisten Angreifer mit rudernden Armen zurückscheuchte.
    »Ein eins a Schuss für den Titel!«, verkündete Joel freudestrahlend.
    ~
    Um sich vor dem hochnäsigen Strauß in Sicherheit zu bringen, überquerten Nadia und Alex eine Kreuzung und fanden sich jäh in dem Teil des Marktes wieder, der den Zauberern und Hexen vorbehalten war. Unter Sonnensegeln, die über vier Eckstangen gespannt waren, saßen Anhänger weißer und schwarzer Magie, Seher, Fetischanbeter, Heiler, Giftmischer, Teufelsaustreiber und Voodoo-Priester und warteten auf Kundschaft. Sie gehörten vielen verschiedenen Volksgruppen an und boten alle erdenklichen kultischen Gegenstände und Handlungen feil. Noch immer Hand in Hand schlenderten Nadia und Alex an den Ständen vorbei, besahen sich Gefäße mit Alkohol, in denen kleine Tiere eingelegt waren,

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