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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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und schüttelte sich.
    Wie hätte er seiner Großmutter erklären sollen, was hier eben los gewesen war? Die tiefe Stimme von Má Bangesé drang wie aus einem Traum zu ihnen:
    »Seid vorsichtig!«
    »Was ist los?«, fragte Kate wieder.
    »Da war ein Monster mit drei Köpfen, es war unbesiegbar …«, flüsterte Nadia, noch ganz verstört.
    »Bleibt zusammen. Gemeinsam könnt ihr euch retten, wenn ihr euch trennt, sterbt ihr«, sagte Má Bangesé.
    ~
    Am nächsten Morgen brach die Gruppe des International Geographic in einem Propellerflugzeug in den ausgedehnten Nationalpark auf, wo Michael Mushaha und die Safari mit den Elefanten sie erwarteten. Alex und Nadia standen noch immer unter dem Eindruck ihrer Erlebnisse vom Vortag. Alex war sich mittlerweile sicher, dass der Rauch der Seherin irgendeine Droge enthalten hatte, aber das erklärte nicht, warum sie beide genau dieselben Dinge gesehen hatten. Nadia lag nichts daran, eine vernünftige Erklärung für diese grausige Traumreise zu finden, sie betrachtete das Erlebte als mögliche Quelle von Informationen, aus der sie etwas lernen konnte wie aus einem Traum in der Nacht. Die Bilder standen ihr klar vor Augen, irgendwann würde sie darauf zurückgreifen müssen, davon war sie überzeugt.
    Das Flugzeug, in dem sie saßen, gehörte Angie Ninderera, einer Frau, deren zupackende und unternehmungslustige Art auf alle ansteckend wirkte. Dennoch war den Expeditionsteilnehmern beim Anblick der Maschine das Herz in die Kniekehlen gerutscht. Unterwegs drehte Angie hin und wieder eine Zusatzrunde, damit ihre Fluggäste die majestätische Schönheit der Landschaft von oben bewundern konnten, aber die waren vollauf damit beschäftigt, ihre Übelkeit zu unterdrücken, und heilfroh, als das Flugzeugnach gut einer Stunde auf einer Piste einige Meilen entfernt von Mushahas Camp aufsetzte.
    Die nagelneue Ausstattung des Safari-Camps enttäuschte Kate, die sich alles etwas rustikaler vorgestellt hatte. Etliche aufmerksame und zuvorkommende schwarze Angestellte in khakifarbenen Uniformen mit Walkie-Talkies am Gürtel kümmerten sich um die Bedürfnisse der Touristen und die Pflege der Elefanten. Es gab mehrere Zelte, groß wie Hotelsuiten, und einige leichte Holzbauten mit Gemeinschaftsräumen und Kochstellen. Über den Betten hingen weiße Moskitonetze, alle Möbel waren aus Bambus, und auf dem Boden lagen Zebra- und Antilopenfelle. Es gab Bäder mit Plumpsklos und einfallsreich konstruierten Duschen, aus denen lauwarmes Wasser kam. Ein Generator lieferte von sieben bis zehn am Abend Strom, die übrige Zeit behalf man sich mit Kerzen und Petroleumlampen. Die Köche sorgten für vorzügliches Essen, das selbst Alexander klaglos aß, ohne zu fragen, was es eigentlich war. Kurzum, das Camp war erheblich komfortabler als die meisten Unterkünfte, in denen Kate in ihrem langen Leben als Reisereporterin hatte nächtigen müssen. Sie entschied, dass es dafür Punktabzug gab: Sie würde das in ihrem Artikel kritisch erwähnen.
    Um Viertel vor sechs wurde die Weckglocke geläutet, damit sie die kühlen Morgenstunden ausnutzen konnten, aber kurz zuvor waren alle schon vom unverwechselbaren Kreischen und Flügelschlagen der Fledermäuse geweckt worden, die mit dem ersten Morgendämmer ihren nächtlichen Streifzug beendeten und in Scharen heim in ihre Höhlen schwärmten. Schon war die Luft erfüllt vom Duft frisch gekochten Kaffees. Die Besucher öffneten ihre Zelte, traten ins Freie, streckten sich und blinzelten in die Sonne, die prall und rot über dem Horizont der afrikanischen Savanne aufstieg. Die Landschaft flirrte im ersten Morgenlicht, und es sah aus, als könnte sich die in rötlichen Dunst getauchte Erde jeden Moment auflösen wie eine Fata Morgana.
    Bald herrschte im Camp ein reges Treiben, die Köche riefen zu Tisch, und Michael Mushaha gab die ersten Verhaltensregeln aus. Nach dem Frühstück versammelte er alle um sich, um ihnen eine kurze Einführung über die Tiere und Pflanzen zu geben, die sie während ihrer Tagesausflüge sehen würden. Timothy Bruce undJoel González bereiteten ihre Kameras vor, und dann wurden die Elefanten gebracht. Ein kleiner Elefant von zwei Jahren war auch dabei, der den ganzen Tag vergnügt neben seiner Mutter hertrottete und als Einziger zuweilen an den Weg erinnert werden musste, wenn er Schmetterlingen nachjagte oder ausbüxte, um ein Bad in einem Schlammloch oder einem Fluss zu nehmen.
    Die Aussicht vom Rücken der Elefanten war traumhaft. Die

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