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Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer von Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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herunterkam, einen alten rostigen Schlüssel, der zu der Dachkammer gehören mußte, in einer Hand und in der anderen ein Messingkästchen, das wie eine
    Geldkassette aussah.
    "Sie können machen, was sie wollen, aber ich werde sie noch matt setzen", sagte er und fluchte. "Sag Mary, daß ich heute in meinem Zimmer ein Feuer brauche und schick nach Fordham, dem Advokaten in Horsham ‹
    Ich tat, wie er befohlen hatte, und als der Anwalt da war, wurde ich in sein Zimmer gebeten. Das Feuer loderte hell und auf dem Rost lag ein Haufen schwarzer flockiger Asche wie von verbranntem Papier
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    während das Messingkästchen offen und leer danebenstand. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich - und das gab mir einen Ruck - daß in den Deckel das dreifache K eingeprägt war, das ich am Morgen auf dem Umschlag gesehen hatte.
    ›Ich wünsche, daß du, John‹, sagte mein Onkel, ›meinen Letzten Willen bezeugst. Ich hinterlasse meinen Besitz mit allen Vor- und Nachteilen meinem Bruder, deinem Vater, von dem er dann zweifellos an dich kommen wird. Wenn du dich in Frieden daran erfreuen kannst, ist alles in Ordnung. Wenn du aber herausfindest, daß dem nicht so ist, befolge den Rat, mein Junge, und vermache ihn deinem
    tödlichsten Feind. Es tut mir leid, dir so eine zweischneidige Sache zu übergeben, aber ich kann wirklich nicht sagen, wie sich die Dinge entwickeln werden. Sei so gut und unterschreib das Papier, dort, wo Mr. Fordham es dir zeigt ‹
    Ich unterzeichnete das Papier, wie angewiesen, und der Anwalt nahm es mit sich. Der Zwischenfall machte auf mich, wie Sie sich denken können, einen tiefen Eindruck und ich grübelte über ihn nach und wandte ihn in Gedanken um und um, ohne etwas mit ihm
    anfangen zu können. Auch ein unbestimmtes Angstgefühl hatte er zurückgelassen, das ich nicht abzuschütteln vermochte, obwohl es schwächer wurde, als die Wochen verstrichen und nichts passierte, das den gewohnten Gang unseres Lebens durcheinander brachte. An meinem Onkel jedoch konnte ich Veränderungen entdecken. Er trank mehr denn je und er war noch weniger geneigt, Gesellschaft zu pflegen. Fast die ganze Zeit verbrachte er auf seinem Zimmer, die Tür war von innen zugeschlossen, doch manchmal brach er, vor
    Betrunkenheit wie wahnsinnig, hervor, stürzte aus dem Haus und tobte durch den Garten, einen Revolver in der Hand, und schrie, er fürchte keinen Menschen und kein Mann oder Teufel werde ihn einsperren wie ein Schaf in die Hürde. Wenn die Anfälle vorüber waren, kam er mit Getöse wieder zur Tür herein, schloß und riegelte hinter sich zu wie jemand, der sich nicht länger gegen die Schrecken in der Tiefe seiner Seele zur Wehr setzen kann. Ich solchen Stunden habe ich sein Gesicht vor Schweiß glänzen sehen, als ob er eben aus dem Wasser gekommen wäre und das sogar an kalten Tagen. Nun, um die Sache zu Ende zu bringen, Mr. Holmes, und um Ihre Geduld nicht zu mißbrauchen, es kam wieder eine Nacht mit einem dieser Ausbrüche in Trunkenheit und davon ist er nicht zurückgekehrt. Als wir nach ihm suchten, fanden wir ihn. Er lag mit dem Gesicht in einem kleinen, mit Entengrütze bedeckten Teich am hinteren Ende des Gartens. Es gab keinerlei Anzeichen von Gewaltanwendung, und das
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    Wasser war nur zwei Fuß tief, so daß, unter Bezugnahme auch auf seine bekannte Überspanntheit, der Spruch der Jury auf Selbstmord lautete. Aber ich, der ich wußte, wie er vorm bloßen Gedanken an Tod zurückschrak, hatte große Schwierigkeiten, mir vorzustellen, daß er sich geändert und den Tod gesucht haben sollte. Die Angelegenheit war also geklärt und mein Vater kam in den Besitz der Liegenschaften und von mehr als vierzehntausend Pfund, die zu seiner Verfügung auf der Bank lagen."
    "Einen Augenblick", unterbrach Holmes. "Ihre Erzählung ist eine der bemerkenswertesten, die mir je zu Ohren kam. Lassen Sie mich das Datum wissen, an dem der Brief bei Ihrem Onkel einging, und das Datum seines mutmaßlichen Selbstmords."
    "Der Brief kam am 10. März 1883. Sein Tod ereignete sich sieben Wochen später, in der Nacht zum 2. Mai."
    "Danke. Bitte, fahren Sie fort."
    "Als mein Vater den Besitz übernahm, machte er sich auf meinen Vorschlag an eine sorgfältige Untersuchung der Dachstube, die immer abgeschlossen gewesen war. Wir fanden dort das Messingkästchen, dessen Inhalt seinerzeit verbrannt worden war. Auf der Innenseite des Deckels klebte ein Zettel und auch auf ihm prangte in
    Großbuchstaben K. K. K.; darunter stand:

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