Die Abenteuer von Sherlock Holmes
Hafen liegen."
"Und?"
"Die ›Lone Star‹ ist letzte Woche angekommen. Ich ging zum Albert-Dock und stellte fest, daß sie heute vor der frühen Ebbe den Fluß hinuntergeschleppt worden ist und die Rückreise zum
Heimathafen Savannah angetreten hat. Ich telegraphierte nach Grayessend und erfuhr, daß sie dort schon vor einiger Zeit durchgekommen war und da der Wind auf Ost steht, zweifle ich nicht, daß sie mittlerweile die Godwins passiert hat und sich jetzt nicht sehr weit von der Isle of Wight befindet."
"Was wollen Sie da tun?"
"Oh, ich habe meine Hand auf ihm. Er und zwei Maate sind, wie ich erfahren habe, die einzigen gebürtigen Amerikaner auf dem Schiff.
Die anderen sind Finnen und Deutsche. Ich weiß auch, daß alle drei gestern abend von Bord gewesen sind. Das hat mir der Staumeister gesagt, der das Laden überwacht hat. Bis ihr Segelschiff Savannah erreichen kann, hat das Postboot diesen Brief befördert und ein Kabel die Polizei von Savannah informiert, daß die drei Herren wegen einer Mordanklage dringend gesucht, werden."
Es gibt immer eine brüchige Stelle in den bestausgedachten menschlichen Plänen. John Openshaws Mörder sollten nie die Apfelsinenkerne erhalten, die ihnen bewiesen hätten, daß ihnen ein anderer, genauso listig und entschlossen wie sie, auf der Spur war.
Die Äquatorialstürme waren in diesem Jahr sehr ausgedehnt und
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heftig. Wir warteten lange auf Nachrichten über die ›Lone Star‹ aus Savannah, aber nicht eine einzige hat uns je erreicht. Schließlich hörten wir, daß irgendwo weit draußen im Atlantik der zerschmetterte Achtersteven eines Schiffes auf den Wellen tanzend gesichtet worden war, auf dem die Buchstaben L. S. eingeschnitzt waren. Mehr werden wir über das Schicksal der ›Lone Star‹ niemals erfahren.
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Der Mann mit dem schiefen Mund
Ist Whitney, ein Bruder von D. D. Elias Whitney, des verstorbenen Rektors des Theologischen Kollegs von St. George, war stark opiumabhängig. Die Gewöhnung war, soviel ich weiß, von einer törichten Studentenlaune ausgegangen, nachdem er de Quincys Beschreibung der eigenen Träume und Empfindungen gelesen hatte.
In der Absicht, dieselben Wirkungen hervorzurufen, tränkte er seinen Tabak mit Laudanum. Er machte, wie viele andere auch, die Erfahrung, daß es leichter ist, damit anzufangen als aufzuhören, und so wurde er über viele Jahre Sklave des Rauschgifts und für seine Freunde und Verwandten ein Gegenstand des Abscheus und des Mitleids. Ich sehe ihn noch vor mir, mit gelbem, aufgedunsenem Gesicht, schlaffen Lidern, nadelkopfkleinen Pupillen, in einen Sessel gekauert: das Wrack eines noblen Mannes.
Eines Abends, es war im Juni 1889, läutete es an meiner Tür, ungefähr zu der Stunde, da man das erstemal gähnt und zur Uhr sieht. Ich setzte mich im Sessel auf, und meine Frau legte ihre Handarbeit in den Schoß und zog ein enttäuschtes Gesicht.
"Ein Patient", sagte sie. "Du wirst noch fortgehen müssen." Ich seufzte, denn erst kurz zuvor war ich von einem anstrengenden Tag nach Hause gekommen. Wir hörten die Tür gehen, einige wenige hastige Worte, dann schnelle Schritte auf dem Linoleum. Die Tür flog auf, und eine dunkel gekleidete, schwarzverschleierte Dame betrat das Zimmer. "Entschuldigen Sie bitte meinen späten Besuch", sagte sie, und dann, plötzlich ohne Selbstbeherrschung, stürzte sie vor, warf meiner Frau die Arme um den Hals und schluchzte an ihrer Schulter.
"Oh", rief sie, "ich habe so entsetzlichen Kummer! Ich brauche so sehr ein bißchen Hilfe."
"Ja, aber", sagte meine Frau und schob ihr den Schleier hoch, "das ist doch Kate Whitney. Wie hast du mich erschreckt, Kate! Ich hatte keine Ahnung, daß du es warst, die hereinkam."
"Ich wußte mir nicht mehr zu helfen, so ging ich geradewegs zu euch."
So war das immer. Leute mit Kummer flogen meiner Frau zu wie dem Leuchtturm die Vögel. "Es ist lieb von dir, daß du gekommen bist.
Du mußt erst einmal einen Schluck Wein und Wasser trinken, dich bequem hier hinsetzen und uns dann alles erzählen. Oder soll ich lieber James zu Bett schicken?"
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"O nein, nein. Ich möchte auch den Rat und die Hilfe des Doktors.
Es geht um Isa. Er ist seit zwei Tagen nicht zu Hause gewesen. Ich habe solche Angst um ihn!"
Sie erzählte uns nicht zum erstenmal von den Schwierigkeiten, in denen sich ihr Mann befand, mir als dem Arzt, meiner Frau als der alten Freundin aus der Schulzeit. Wir trösteten und beruhigten sie mit Worten, die uns
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