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Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer von Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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kleine Kate - sich ängstigt. Helfen Sie mir auf. Haben Sie eine Droschke?"
    "Ja, sie wartet."
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    "Dann fahre ich. Aber ich muß noch bezahlen. Stellen Sie fest, wieviel ich bezahlen soll, Watson. Ich bin ganz durcheinander. Ich kann mir nicht helfen."
    Ich ging den schmalen Gang zwischen den Reihen der Schläfer hinunter, hielt den Atem an, um nicht die ekelhaften, benebelnden Gerüche des Rauschgifts einatmen zu müssen und sah mich nach dem Wirt um. Als ich an dem langen alten Mann vorüberkam, der bei der Kohlenpfanne saß, spürte ich, wie mich einer am Ärmel zupfte und hörte eine leise Stimme flüstern: "Gehen Sie vorbei und schauen Sie dann wieder zu mir her."
    Diese Worte hörte ich ganz deutlich. Ich blickte nach unten. Sie konnten nur von dem alten Mann neben mir gekommen sein und doch saß er nach wie vor in sich versunken, sehr dünn, mit faltigem Gesicht, vom Alter gebeugt, die Opiumpfeife hing zwischen den Knien herab, als sei sie ihm vor Mattigkeit aus den Fingern geglitten. Ich ging zwei Schritte weiter, blickte zurück und mußte mich sehr zusammennehmen, um nicht vor Erstaunen aufzuschreien. Der Alte hatte sich so gedreht, daß keiner außer mir ihn sehen konnte. Seine Gestalt hatte sich aufgefüllt, die Falten waren verschwunden, die Augen hatten ihren Glanz. Der dort beim Feuer saß und über meine Verblüffung grinste, war kein anderer als Sherlock Holmes. Er bedeutete mir mit einer kleinen Bewegung, näher zu kommen und als er sein Gesicht der Gesellschaft noch einmal zukehrte, verfiel er sofort wieder in zitternde, sabbernde Greisenhaftigkeit. "Holmes!" flüsterte ich, "was um Himmels willen tun Sie in der Opiumhöhle?"
    "Sprechen Sie so leise wie möglich. Ich habe ausgezeichnete Ohren. Wenn Sie die große Güte besäßen, sich von Ihrem
    tölpelhaften Freund loszumachen, wäre ich außerordentlich glücklich, ein kleines Gespräch mit Ihnen führen zu können."
    "Draußen wartet eine Droschke."
    "Dann schicken Sie ihn bitte darin nach Hause. Das können Sie wagen, denn er scheint mir zu schlapp, um noch einmal Unfug anzustellen. Sie sollten durch den Kutscher auch Ihrer Frau eine Mitteilung geben, daß Sie sich mit mir zusammengetan haben. Wenn Sie draußen warten wollen - ich werde in fünf Minuten bei Ihnen sein."
    Es war schwierig, Sherlock Holmes eine Bitte abzuschlagen, denn seine Anliegen trug er stets äußerst bestimmt und überlegen vor. Ich fühlte, daß meine Mission beendet sei, wenn Whitney einmal in der Droschke untergebracht war. Und zudem konnte ich mir nichts Besseres vorstellen, als mit meinem Freund in einem jener
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    außergewöhnlichen Abenteuer verbunden zu sein, in denen er zu leben pflegte. In wenigen Minuten hatte ich eine Nachricht an meine Frau geschrieben, für Whitney die Rechnung bezahlt, ihn zur Droschke geschafft und zugesehen, wie er in die Dunkelheit davonfuhr. Kurze Zeit danach tauchte eine altersgebeugte Gestalt aus der Opiumhöhle auf und ich ging mit Sherlock Holmes durch die Straße. Ein, zwei Seitenstraßen weit schlurrte er noch, gebückt und unsicheren Fußes. Dann, nachdem er sich schnell umgesehen hatte, streckte er sich und brach in ein herzhaftes Gelächter aus.
    "Ich vermute, Watson", sagte er, "Sie argwöhnen, daß ich mir zu den Kokaininjektionen und all den anderen kleinen Schwächen, die Sie von Ihrem medizinischen Standpunkt aus immer so an mir schätzen, auch noch das Opiumrauchen angewöhnt habe."
    "Ich war wirklich überrascht, Sie dort zu treffen."
    "Nicht mehr als ich, Sie zu treffen."
    "Ich suchte nach einem Freund."
    "Und ich suchte nach einem Feind."
    "Nach einem Feind?"
    "Ja, nach einem meiner natürlichen Feinde, oder sollte ich sagen, nach einem natürlichen Opfer? Kurz, Watson, ich stecke mitten in einer äußerst bemerkenswerten Untersuchung und hoffte, in den zusammenhanglosen Quatschereien der Wracks eine Spur zu finden, wie es mir bereits früher gelang. Hätte man mich in der Höhle erkannt, wäre mein Leben nicht mehr einen Schuß Pulver wert gewesen. Ich habe die Höhle nämlich schon öfter für meine Zwecke genutzt und der schurkische Besitzer, der Laskar, hat mir Rache geschworen. Hinterm Haus, nahe bei der Paulswerft, gibt es eine Falltür, die seltsame Geschichten davon erzählen könnte, was in mondlosen Nächten schon alles in sie hineingefallen ist."
    "Wie! Sie meinen doch nicht Leichen?"
    "Jawohl, Leichen, Watson. Wir wären reich, wenn wir tausend Pfund für jeden armen Teufel erhielten, der in

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