Die Abnehm-Lüge (German Edition)
äußeren Widerständen zu tun bekommen. Und wer glaubt, es handelt sich hierbei nur um ein Motivations-Problem, der irrt sich sehr.
Lüge Nr. 2 - Wenn Sie nicht abnehmen können, sind Sie nur zu schwach und nicht entsprechend motiviert.
Ich will mich dem Thema Motivation nur soweit nähern, um der Lüge zu begegnen. Motivation würde der Psychologe sagen, ist ein sehr komplexes Konstrukt, eine Metapher dafür, dass etwas in uns sagt: Das will ich haben. Dieses etwas entspringt unserem Gehirn und ich benutze gern ein deutsches Wort um Motivation zu übersetzen. Das deutsche Wort lautet für mich, einen Beweggrund haben.
Das ist für mich, gleichbedeutend wie, von einem Punkt A auf einen Punkt B zuzubewegen und dann etwas zu bekommen was ich brauche. Am Punkt B scheint etwas zu sein was mich magisch anzieht. Ein Beispiel: Wenn ein Tier auf Beutejagd geht, folgt es seinen Trieben um zu überleben.
In dem Fall wird das Raubtier instinktiv vom Beutetier angezogen aber der Beweggrund ist nicht die Beute, sondern der Hunger. Doch warum wollen Sie 15 kg abnehmen, was ist Ihr „Warum“, was zieht Sie magisch an? Es sind nicht die 15 kg weniger Körpergewicht.
Um am Ziel angekommen zu sein, braucht es eine emotionale Anbindung, eine deutlich spürbare innere Reaktion, die mir sagt: Ziel erreicht.
Beim Raubtier ist das klar – der Hunger ist gestillt. Nur welchen „Hunger“ wollen Sie stillen?
Dass Ihre Waage die Zielerreichung dokumentiert, ist völlig nebensächlich, eigentlich erwarten Sie Applaus, Beachtung, Bewunderung und das Schulterklopfen Ihrer Mitmenschen. Das ist ein möglicher Beweggrund.
Ich kenne aus meiner Praxis Sportler denen eine Zielerreichung nie genug ist, ich kenne Menschen die haben 50 Kilo abgenommen und sind nicht zufrieden und keineswegs glücklich.
Das ist jetzt ein wichtiger Gedanke ! Erkennen Sie Ihr Motiv hinter dem Wunsch abzunehmen.
Fragen Sie sich beispielsweise:
Was ist mein Beweggrund ? Wenn ich abgenommen habe, was verändert sich noch für mich ?
Was ist Ihre unausgesprochene Sehnsucht ?
Wenn Sie wirklich darüber nachdenken möchten, sollten Sie jetzt ein Blatt zur Hand nehmen und 15 Minuten ununterbrochen schreiben. Es kann Ihnen in den ersten Minuten seltsam vorkommen, aber nach einigen Minuten des aktiven Nachdenkens, beginnt Ihr Gehirn zu begreifen, was Sie gerade tun wollen.
Schreiben Sie auf was Ihnen einfällt, der Sinn ist im Moment nebensächlich. Selbst wenn Ihnen nichts einzufallen scheint, dann schreiben Sie einfach: Mir fällt gerade nichts ein. Durchlaufen Sie den Prozess mehrmals, bis Sie klar sehen. Es kann mehrere Tage dauern, es kann Ihnen schon beim ersten Mal gelingen, Ihre Beweggründe herauszufinden.
Eine weitere inhaltliche Herausforderung ist die allgegenwärtige Vermischung und Verwechslung von Wille und Motivation. Während Motivation eine innere Instanz ist, welche kurzzeitig Energie freisetzt, um in Bewegung zu gelangen, ist der willentliche Anteil in Ihnen, die Instanz die eher strategisch und operativ arbeitet. Der Wille kennzeichnet die Kontrollmechanismen, die dafür sorgen ein Ziel langfristig verfolgen zu können. Der Wille in Ihnen kann die versiegte Motivation wieder zum Lodern bringen, wenn Sie ein Tief haben, er hilft Durststrecken zu meistern und das Ziel im Auge zu behalten.
Aber um zu klären, warum Abnehmen keinesfalls mit mangelnder Motivation zu tun hat, muss ich ein wenig in die Entwicklungsgeschichte des Menschen abschweifen. Wie uns allen bekannt ist, war das Nahrungsangebot nie zuvor so reichlich, wie heute in unseren Breitengraden.
Ich erinnere Sie trotzdem daran, dass noch immer 1 Milliarde Menschen heutzutage täglich hungern müssen. Unsere Vorfahren hatten indessen Phasen mit kalorienarmen Zeiten regelmäßig zu überwinden. Sie sahen sich den Launen der Natur unmittelbar ausgesetzt. Wenn es nach einigen Tagen und vielleicht Wochen des Suchens und Jagens nichts mehr gab, was die Sippe oder Dorfgemeinschaft ernähren konnte, dann mussten Sie alle in der Lage sein, Reserven in Ihrem Körper zu erschließen, die es möglich machten, trotz Hunger vom Punkt A, ohne genug Nahrung, zum Punkt B, mit Nahrung zu gelangen. Das bedeutet tagelange Märsche durch unwirtliche Gegenden, auf der Suche nach Nahrung und Wasser. Auch hier war wichtig zu überleben, genug Nahrung zu sichern und für den Nachwuchs zu sorgen. Das funktioniert alles völlig ohne Motivation, das sind unsere Programme.
Diesen Launen der Natur ausgesetzt
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